Wermelskirchen Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

Wermelskirchen · Im vergangenen Jahr wurden Polizisten in Wermelskirchen neunmal von Personen angegriffen - kreisweit sogar 60-mal. Die Polizei nimmt die Entwicklung mit Sorge zur Kenntnis. Viele Menschen haben keinen Respekt mehr vor Polizisten.

 Polizisten trainieren regelmäßig Situationen, in denen sie attackiert werden - zum Beispiel von einem Mann mit einem Messer. Auch in Radevormwald wurden Beamte im vergangenen Jahr mehrmals angegriffen.

Polizisten trainieren regelmäßig Situationen, in denen sie attackiert werden - zum Beispiel von einem Mann mit einem Messer. Auch in Radevormwald wurden Beamte im vergangenen Jahr mehrmals angegriffen.

Foto: JOCHEN TACK / MIK NRW

Es ist eine Entwicklung, der die Polizei beinahe hilflos zusehen muss: Die Gewalt gegen Polizeibeamte nimmt in Wermelskirchen und den übrigen Kommunen des Kreises immer weiter zu. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei kreisweit 60 Fälle, in denen Beamte von Personen in irgendeiner Form angegriffen wurden. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es 49 Fälle. Allein neun Fälle von "Widerstand gegen Polizeibeamte" (so werden die Vorfälle in der Polizeistatistik erfasst) ereigneten sich im vergangenen Jahr in Wermelskirchen, teilt Polizeisprecher Peter Raubuch auf Anfrage der BM mit. "2014 hat es einen deutlichen Anstieg gegeben. Es ist eine Entwicklung, die wir besorgt zur Kenntnis nehmen", sagt Raubuch.

Auffällig: In vielen Fällen ist es so, dass sich "normale" Einsätze, wenn zum Beispiel Polizisten wegen einer Ruhestörung gerufen werden, hochschaukeln und dann eskalieren. Die Polizisten bewerten jede Situation individuell und versuchen immer, sich deeskalierend zu verhalten, betont Raubuch. "In den meisten Fällen können wir aber kaum etwas dagegen machen", bedauert der Polizeisprecher. Die Person gegenüber reagiere aggressiv und oftmals ohne jeglichen Respekt vor den Polizisten.

Es sei eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung, unter der die Polizisten zu leiden haben. Früher konnten Polizisten Vorfälle, zum Beispiel eine Ruhestörung, meist vor Ort klären. "Sie haben sich teilweise sogar bei einem Glas Wasser mit den betroffenen Personen an einen Tisch gesetzt und die Situation diskutiert. So etwas ist heute leider nur noch in Ausnahmefällen möglich - das ist sehr schade", sagt Raubuch. Mit Polizisten im Dienst werde oftmals nicht mehr normal kommuniziert. "Die Kollegen müssen sich viele Beleidigungen anhören."

Im Vergleich zu anderen Städten in NRW können sich sowohl Polizisten als auch Bürger in Wermelskirchen aber sicher fühlen. "Das Risiko, in Wermelskirchen Opfer einer Straftat zu werden, ist noch nicht einmal halb so groß wie im Landesdurchschnitt", berichtet der Polizeisprecher. Zwischen Januar und November 2014 registrierte die Polizei in Wermelskirchen 120 Straftaten (Körperverletzung), im Vergleichszeitraum 2013 waren es 119. Auffällig ist ein deutlicher Anstieg in der Kategorie "Gewaltkriminalität". Darunter fallen gefährliche und schwere Körperverletzung, Raub und schwerer Raub, zum Beispiel mit Einsatz von Waffen. Dort gab es in Wermelskirchen den höchsten Anstieg im gesamten Kreis - von 27 Fällen in 2013 auf 33 Fälle im vergangenen Jahr. Auch wenn es nur vergleichsweise geringe Fallzahlen sind, so bedeutet dies einen Anstieg von 22,2 Prozent. "Kreisweit liegt der Anstieg bei 5,5 Prozent", berichtet Raubuch.

Wie bei der Gewalt gegen Polizeibeamte spiele auch beim Thema Körperverletzung das Thema Alkohol und Drogen eine große Rolle. "Hinzu kommt oftmals eine Gruppendynamik, die Situationen eskalieren lässt", erklärt der Polizeisprecher und nennt ein Beispiel aus Wermelskirchen: Im Sommer des vergangenen Jahres trafen nach einer Abschlussfeier etwa zehn junge Leute in der Stadt aufeinander. Die Situation schaukelte sich hoch, plötzlich flogen die Fäuste. Mehrere Jugendliche gingen laut Raubuch auf einen 17-Jährigen los, schlugen und traten auf das am Boden liegende Opfer ein. Die Polizei ermittelte wegen gefährlicher Körperverletzung - zwei Täter (ebenfalls 17 Jahre alt) konnten identifiziert werden. Die Ursache für den Streit blieb unklar. "Oft gibt es aber eine Vorgeschichte im zwischenmenschlichen Bereich", sagt Raubuch.

(RP)
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