Interview Daniel Sluminsky "Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade"

Wermelskirchen · Daniel Sluminsky (29) über über seine Entscheidung, Priester zu werden, die Weihe in Köln und Kritik an der Kirche.

Wie haben Sie Ihre Priesterweihe, dieses besondere Ereignis, erlebt?

Sluminsky Für mich ging eine neunjährige Ausbildungszeit zu Ende - ich war aufgeregt, voller Vorfreude und verbinde mit der Weihe auch Neugierde auf die Zukunft. Wir haben vor der Weihe alle eine Zeit der Stille zur geistigen Vorbereitung verbracht, damit wir uns abgeschirmt von allem besinnen konnten. Es war erhebend und beeindruckend im gut gefüllten Kölner Dom. Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, dass es passiert ist. Anfangs war ich noch ziemlich gefasst, als es dann aber nach der Predigt hieß: 'Beuget die Knie' (Anm. d. Red.: Hier knieen sich die Kirchenbesucher hin und die angehenden Priester legen sich auf den Boden) und wir uns bäuchlings hingelegt haben, konnte ich mein Herz bis zum Hals schlagen hören.

Sie wollten ursprünglich einmal eine Schauspielerkarriere anstreben. Wann reifte der Entschluss, Priester zu werden?

Sluminsky Schauspieler nehmen eine Rolle an, um anderen Menschen neue Perspektiven zu geben - das höchste, was ein Künstler erreichen kann. Aber: Der Schauspieler braucht Distanz zu seinen Rollen und steht unter immensem Druck. Ich wollte mehr dabei sein und stellte fest, dass Gott mir Frieden und Sicherheit gab und gibt. Der Gottesdienstbesuch war damals als Jugendlicher für mich keine Pflicht, sondern positive Freiheit!

Gab es im Laufe der Zeit auch Zweifel an diesem Entschluss?

Sluminsky Zweifel waren da, ich habe im Gebet mit mir gerungen. Aber ich kehrte immer zu der Einsicht zurück, dass Gott, der mich ruft, mich trägt und ich ihn zu den Menschen tragen will. Das spiegelt auch mein Weihe-Spruch aus dem Lukas-Evangelium wider: "Bindet ihn los und bringt ihn her, der Herr braucht ihn".

Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihre Weihe nicht nachvollziehen können?

Sluminsky Gott hat die Kirche gewollt, und ich habe eine Lebensentscheidung für diese Kirche getroffen, mich gegen 1000 andere Möglichkeiten entschieden. Überall, wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es unschöne Seiten. Aber trotz aller Schwächen und Fehler wirkt Gott - er schreibt auf krummen Zeilen gerade. Wir alle müssen an uns arbeiten!

Wie sehen Sie die Entwicklung, dass die Kirche gesellschaftlich mehr und mehr an Bedeutung verliert?

Sluminsky Wir leben in einer Demokratie, die Christen sind eine Minderheit, Werte ändern sich dadurch eventuell. Noch wird die Fassade einer Volkskirche aufrecht erhalten - auch Dank des vorhandenen Vermögens. Das wird in 15 bis 20 Jahren nicht mehr so aussehen. Gerne benutze ich ein Bild von Manfred Lütz: "Die Karosserie ist für den Motor einfach zu groß." Ein Allheil-Rezept habe ich auch nicht.

Was sind Ihre Ziele und Wünsche, Ihre Stärken für die Zukunft als Priester?

Sluminsky Mein Antrieb ist der Glaube, um eine Beziehung mit Christus einzugehen, und damit will ich andere antreiben. Ich möchte Menschen durch Sakramente, Gespräche und Begleitung zu Christus führen. Meine Stärken sind das persönliche Gespräch, gutes Zuhören und dass ich auf Menschen zugehen kann.

STEPHAN SINGER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(sng)
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