Wermelskirchen Haus an der Taubengasse ohne Zukunft

Wermelskirchen · Die städtische Fläche steht nicht mehr zur Verfügung, Investoren sind abgesprungen. Ideengeber Matthias Pahl gibt nicht auf. Es fehlt aber an Klarheit übers Grundstück, die Finanzierung und die Nutzung des ehemaligen Obdachlosenhauses.

Wermelskirchen: Haus an der Taubengasse ohne Zukunft
Foto: Moll Jürgen

"Wohnen wie 1840" hatte sich Matthias Pahl Anfang 2016 vorgestellt. Er wollte einen Verein "Baukultur in Wermelskirchen" gründen, um die ehemalige Obdachlosenunterkunft an der Berliner Straße/Ecke Taubengasse zu erhalten. Doch das Projekt steht kurz vor dem offiziellen Aus. Das von Pahl avisierte Grundstück in den Hüppanlagen steht nicht mehr zur Verfügung, erklärte jetzt der Bürgermeister auf Anfrage unserer Redaktion. "Uns sind keine konkreten Umsetzungspläne, die über Gedankenspiele hinausgehen, bekannt", teilte Rainer Bleek mit.

Von außen wirkt das Gebäude wie ein Abbruchhaus. Seit es leer steht, nagt der Zahn der Zeit an dem Gebäude. Als die Stadt vor Jahren die betreuten Bewohner in andere Wohnungen umsetzte, war eigentlich das Aus abzusehen. Die Stadt wollte das Objekt gern schnellstens loswerden, doch das glückte erst im Mai vergangenen Jahres. Bis dahin waren alle möglichen Ideen entwickelt worden - bis hin zu dem Versuch, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen.

Eigentlich war die Fläche in den 70er Jahren von der Stadt im Rahmen der Innenstadtsanierung gekauft worden, um dort Parkplätze zu bauen. So steht es auch noch im Bebauungsplan. Das Gebäude wurde aber nicht abgerissen, sondern als Wohngebäude genutzt. Seit in der "unteren" Innenstadt der Parkraum knapp wurde, kam die Idee auf, dort eine Parkpalette zu errichten. Finanzkräftige Investoren gab es, aber keinen Beschluss. Schließlich wurde an Christian Bauer verkauft, der Parkfläche benötigt. Sein Plan: Er wird dort 17 Parkplätze und zwei Maisonette-Wohnungen errichten. Die Stellplätze sind aber nicht öffentlich - Bauer braucht sie, um für sein im Bau befindliches Café an der Telegrafenstraße Stellplätze nachzuweisen. Das schafft er nicht im Neubaubereich.

Die Grünen sahen dieses verfallene Gebäude als ein für Wermelskirchen typisches Handwerkerhaus des 19. Jahrhunderts - doch mit einer Unterschutzstellung wurde es nichts. "Wir sehen keine Veranlassung, dieses Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen", sagte Bleek vor einem Jahr.

Bauers Architekt Timo Hilverkus ist an der Stadtgeschichte interessiert. Auch er spielte mit dem Gedanken einer Versetzung des Hauses ("Translozierung") - und Bauherr Christian Bauer ist auch bereit, die Abbruchkosten in eine Umsetzung einzubringen. "Mehr aber auch nicht", stellte Hilverkus klar. Vom Dachdeckerbetrieb Rudi Hachenberg ist ein Angebot eingeholt worden, ob eine Umsetzung möglich ist. "Man könnte das Gebäude an den Haken nehmen", sagte Hilverkus. Oder eben, so eine Idee Pahls, durch einen Zimmermann Balken für Balken abtragen. Für den Architekten ist offen, wo dieses Gebäude stehen soll. "Die Grundstücksfrage und die Finanzierung müssen dringend geklärt werden", sagte er. Er sei derzeit nicht sicher, ob es klappt. Geplant war einmal, das Haus in den Hüppanlagen auf die Fläche zu setzen, wo die ehemalige Toilettenanlage steht. Dafür gibt es aber keine Statik. Und zuvorderst müsse man sich im Klaren sein, für welche Nutzung das Haus umgebaut werde. "Wir haben etwa 100 Quadratmeter. Da könnte man eine Beratungsstelle vielleicht unterbringen." Mehr als Gedankenspiele sind dies aber auch nicht.

Ideengeber Pahl steht momentan vor der Situation, dass er "ganz von vorn anfangen" muss. "Vor einem Jahr gab es Investoren, die mit anpacken wollten. Doch seit es hohe Auflagen für die Baunutzung gibt, sind viele abgesprungen." Er hoffe, dass das Gebäude noch zu retten sei. Wobei er auch realistisch ist. Kosten von 100.000 Euro würden sicher entstehen.

Ein befreundeter Zimmermann von Pahl hat das Gebäude schon von außen in Augenschein genommen, er will es nun auch von innen unter die Lupe nehmen. Er selbst legt derzeit das Fachwerk frei. "Wir müssen wissen, wie der Zustand des Lehmfachwerks und der Ziegel ist." Sollte keine Wohn- oder gewerbliche Nutzung in den Hüppanlagen möglich sein, sei seine letzte Option, das Fachwerk abzutragen und die Balken einzulagern. Wobei hier wieder die Finanzmittel eine Rolle spielen: Abbruchkosten plus 25.000 Euro seien die Obergrenze. "Sonst lohnt sich das nicht."

(RP)
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