Wermelskirchen Hilfe auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Wermelskirchen · Stadt und Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft beraten bei der Existenzgründung. Pro Jahr nehmen etwa 30 Bürger dieses kostenfreie Angebot wahr - oftmals Arbeitslose, aber auch Festangestellte mit einer guten Idee.

 "Ohne Disziplin und Eigenmotivation funktioniert die Existenzgründung nicht", sagt Peter Jacobsen, Projektleiter bei der RBW.

"Ohne Disziplin und Eigenmotivation funktioniert die Existenzgründung nicht", sagt Peter Jacobsen, Projektleiter bei der RBW.

Foto: RBW

Es sind Menschen, die nach dem Verlust des Arbeitsplatzes einen Neuanfang starten, oder Personen, die sich einfach einen Traum verwirklichen möchten. Das Hobby zum Beruf machen und gleichzeitig sein eigener Chef sein. Doch auf dem Weg in die Selbstständigkeit müssen viele Aspekte bedacht werden, damit dieser auch erfolgreich wird. Seit 2006 geben die Stadt Wermelskirchen und die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) in Kooperation Hilfestellungen bei der Existenzgründung - und das mit Erfolg, wie Florian Leßke, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, und Peter Jacobsen, Projektleiter bei der RBW und zuständig für die Gründerberatung, mitteilen. Etwa 30 Personen, hauptsächlich aus Wermelskirchen, aber vermehrt auch aus Burscheid oder Leichlingen melden sich und bitten um eine persönliche Beratung.

Peter Jacobsen war 15 Jahre als selbstständiger Unternehmensberater tätig - er weiß, wovon er redet, wenn er mit den Interessierten ihr Gründungsvorhaben bespricht. Etwa 80 Prozent möchten sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen. Es gebe aber auch fest Angestellte, die sich beruflich verändern möchten und sich mit einer guten Idee an den Experten wenden. Grundsätzlich sei jeder mit seinem Vorhaben willkommen.

"Wir bewerten nicht, ob wir das Vorhaben für sinnvoll halten. Uns interessiert, ob und wie es derjenige schafft, damit Geld zu verdienen", sagt Jacobsen. Es sei egal, ob jemand ein Nagelstudio, einen Friseur-Salon oder eine Kfz-Werkstatt eröffnen möchte. Natürlich mache er darauf aufmerksam, wenn in der Region eine besondere Konkurrenzsituation herrsche. "Grundsätzlich hat aber jeder die Chance, sich in den Markt hineinzupressen", betont der Projektleiter und fügt an: "Wenn das Konzept schlüssig ist, soll er es probieren."

Ein tragfähiger Business-Plan, in dem das Gründungsvorhaben detailliert beschrieben sowie erwartete Einnahmen und Ausgaben in einem Drei-Jahres-Plan dokumentiert werden - ohne dies macht der Weg in die Selbstständigkeit nur wenig Sinn. Jacobsen hilft den Wermelskirchenern bei diesem Prozess. Bis zu drei Termine (jeweils über 90 Minuten) seien in der Regel dafür notwendig. "Der Gründer muss viel selbst übernehmen, ich unterstütze ihn dabei", stellt Jacobsen klar. Etwa 60 Prozent der Anfragen kommen von Männern, Frauen seien etwas zurückhaltender. Oft melden sich auch Menschen mit Migrationshintergrund, berichtet der Experte.

Dabei gibt es unterschiedliche Motive für den Gang in die Freiberuflichkeit: Es sind Personen, die Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz wurden und nun selbst bestimmen möchten. Oder auch Arbeitnehmer, die Angst haben, bald ihren Job zu verlieren. Vor allem in der Altersklasse "50plus" gebe es viele sehr gute Leute in der Region, betont Jacobsen. "Sie können noch mal richtig durchstarten."

Das Beratungsangebot nutzen Personen aller Altersklassen - vom Abiturienten über einen promovierten Mediziner bis zu einem erfahrenen Anwalt. Wer sein eigener Chef sein will, muss einige Voraussetzungen erfüllen: Er sollte eine solide Ausbildung haben, die deutsche Sprache und gute Umgangsformen beherrschen, risikofreudig, stressresistent und lernbereit sein. Jacobsen: "Ohne Disziplin und Eigenmotivation funktioniert das nicht."

(RP)
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