Wermelskirchen Historisches wird spannend neu erzählt

Wermelskirchen · Volker Ernst (BGV) hat den historischen Nachlass von Dr. Günther Schumacher" digitalisiert und dafür tausende Dokumente eingescannt. Einen Auszug präsentiert er in einem Vortrag.

Wenn Volker Ernst in die Stadtgeschichte eintaucht, wird es spannend. Immer wieder entdeckt der Vorsitzende des BGV (Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wermelskirchen) neue Verbindungen und Zusammenhänge. "Ich finde das unglaublich spannend, aus Fotos, Zeichnungen oder Dokumenten die Geschichte zu rekonstruieren", sagt Ernst. Was ist wann und warum entstanden? Wie hängt das zusammen? Und warum ist es heute so, wie es ist? Die Recherche fasziniert den Wermelskirchener.

Volker Ernst ist kein Historiker und hat auch nicht Geschichte studiert. Er arbeitet als Informatiker - und dies ist vielleicht nützlich, um die geschichtliche Arbeit "in Form" zu bringen. Aktuell hat er sich dem historischen Nachlass von Dr. Günther Schumacher (1908-1992) angenommen. Der Umfang ist beachtlich: 14 große Kisten mit 4000 Fotos und Glasplatten-Negative, 600 Briefen und 12.000 Aktenseiten. Es mussten Tabellen und eine Datenbank angelegt sowie hergestellt werden, um dann mit Suchbegriffen bestimmte Dinge schnell finden zu können. "Alles wurde fotografiert und gescannt. Alles ist jetzt im Computer gespeichert", sagt der BGV-Vorsitzende. Für Montag, 10. April, lädt er zu einen Vortrag über den Schumacher-Nachlass ins Hotel zum Schwanen ein.

Schumacher hatte als leidenschaftlicher Hobbyfotograf viele Bilder von Wermelskirchen gemacht. "Nun musste ein System her", sagt Ernst. Er hat die Fotos zunächst nach Straßen sortiert. Gerade für die Kölner Straße reicht das aber nicht. "Hier gibt es auch noch eine Unterteilung nach Hausnummern."

Im Nachlass finden sich auch Kaufverträge, Feldpostbriefe und auch ein Musterbuch der Ersten mechanischen Seidenbandweberei von 1850. Diese Firma von Schumacher & Schmidt stand auf dem heutigen Parkplatz neben dem Norma-Markt. Auch ein Original-Programmheft von 1903 zur "Preußischen Fachschule der Schuh- und Schäfte-Industrie" befindet sich darunter. Aus dieser Schule entstanden die Berufsschule und das heutige Berufskolleg.

 Dr. Günther Schumacher (1908-1992) hatte als leidenschaftlicher Hobbyfotograf viele Bilder von Wermelskirchen gemacht.

Dr. Günther Schumacher (1908-1992) hatte als leidenschaftlicher Hobbyfotograf viele Bilder von Wermelskirchen gemacht.

Foto: Archiv: BGV/Ernst

"Die bekannten Familien Leverkus, Schumacher und Kattwinkel haben die Stadt geprägt. Es gibt Verbindungen nach Schloss Burg, zur Wuppertaler Schwebebahn und zur Zuckerfabrik nach Köln", erklärt der BGV-Vorsitzende und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Aber die ganze Geschichte gibt es dann bei meinem Vortrag."

Manchmal sind es auch ganz kleine Details, denen sich Ernst mit Vergnügen und Akribie widmet. Ein altes Glasplatten-Foto zeigt den Stadtstreicher "Muckefuck" vor einem Baum, im Hintergrund ist ein Haus zu sehen. "Wo hat dieser Mann gestanden?", lautet nun die Frage. Mit alten Handskizzen und der Recherche im Internet hat Ernst die Antwort gefunden. Der "Muckefuck" stand dort, wo sich heute die Praxis von Dr. Hans-Helge Schopphoff (Hals-Nasen-Ohrenarzt) an der Oberen Remscheider Straße 11 befindet. Historisch sicher nicht bedeutend, aber exakt und präzise recherchiert.

Fest steht: Der Nachlass von Dr. Günther Schumacher bildet die Grundlage für viele weitere spannende Vorträge.

(wsb)
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