Wermelskirchen "Hodor" gibt "Frauchen" Sicherheit

Wermelskirchen · Dank ihren treuen Vierbeiners kann sich Marisa Dünow sicher eigenständig bewegen und beispielsweise ihre Einkäufe und Besorgungen erledigen.

 Marisa Dünow und Labrador Hodor.

Marisa Dünow und Labrador Hodor.

Foto: Jürgen Moll

Der dunkelbraune Labrador trägt ein auffälliges Leibchen in Neon-Rot. Darauf ist ein Zeichen "Nicht streicheln" zu sehen. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass der 16 Monate junge "Hodor" bissig wäre - im Gegenteil: Der Hunderüde ist jugendlich verspielt und zutraulich. Aber wenn "Hodor" in der Innenstadt unterwegs ist und ihn viele Menschen gerne streicheln möchten, darf er nicht abgelenkt werden. "Hodor" hat eine Aufgabe. Er ist Assistenzhund von seinem "Frauchen" Marisa Dünow. Die psychisch kranke Wermelskirchenerin braucht den Vierbeiner, um sich sicher eigenständig bewegen zu können: "Hodor ist bei der Arbeit, wenn wir unterwegs sind. Deshalb ist es am besten, wenn man den Hund schlicht ignoriert."

Dabei ist der 31-Jährigen durchaus klar, dass sie mit dem Hund auffällt - schließlich nimmt sie ihren treuen Begleiter mit in den Supermarkt, in den Discounter oder den Drogeriemarkt. "Das habe ich dort abgesprochen und erklärt. Aber die anderen Kunden staunen schon häufig und sind interessiert, warum ich den Hund mit in Geschäfte nehme. In der Regel ist das Interesse und Neugier. Erst einmal hat mir jemand ins Gesicht gesagt, dass ich mit dem Hund verschwinden soll", berichtet Marisa Dünow.

Die gesetzliche Grundlage sei nicht hundertprozentig geklärt. So würden Blindenbegleithunde als "medizinisches Gerät" vergleichbar mit einem Rollstuhl gelten. Theoretisch kann jeder Ladenbesitzer von seinem Hausrecht Gebrauch machen und einem Assistenzhund den Zutritt verwehren. Dünow verweist auf das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dass beim Mitführen von Blindenbegleithunden und anderen Assistenzhunden von einem Sonderfall ausgeht, bei dem das Verbot der Diskriminierung behinderter Menschen ausschlaggebend sei.

"Diese Hunde sind besonders ausgebildet. Deshalb ist das vollkommen unbedenklich und auch aus hygienischer Sicht kein Problem", ist sich Marisa Dünow sicher. Sie leidet an psychischen Störungen als Folge von Traumata. Diese äußern sich durch Herzrasen oder Panik. Sie meidet Menschenmassen. "Mein Hund merkt, wenn ich eine plötzliche Attacke habe. Er bringt mir dann Medikamente und sorgt dafür, dass ich diese sofort nehme. Oder er führt mich zu einem Ausgang oder von der Straße oder aus Ansammlungen von Menschen", beschreibt Marisa Dünow. Die gelernte Sozialhelferin kann ihren Beruf nicht mehr ausüben, das hat ein Arzt attestiert. Sie ist zu 30 Prozent behindert. Dünow meint, es müssten mehr sein - ein Widerspruch gegen die Einstufung läuft.

"Meine Psychiaterin hat mir eine tiergestützte Therapie empfohlen. Als ich dann in diese Richtung recherchiert habe, lernte ich eine inzwischen liebgewonnene Freundin kennen, die bereits seit zwei Jahren einen Assistenzhund hat. Ursprünglich wollte ich mal einen Hund ausbilden, um anderen zu helfen - jetzt mache ich das für mich. Die Entscheidung zu dem Hund war sehr gut für mich", erzählt Dünow.

Je nachdem, was der Hund lernen soll, dauert die Ausbildung des Tieres zwischen 18 und 24 Monate. Das kann bis zu 5000 Euro kosten. Die Wermelskirchenerin hofft durch Hilfe von Freunden und viel Eigenleistung mit 1500 Euro auszukommen. Mit ihrem Ehemann Mark (33 Jahre), der als Fachinformatiker arbeitet, und Spenden sowie Geldern von Stiftungen stemmt sie die Finanzierung.

(RP)
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