Wermelskirchen Holzstückchen nicht nur zum Heizen

Wermelskirchen · Forstwirt Robert Weber hat mit seinen "Bergischen Hackschnitzeln" das zehnte Jahr des Bestehens gerade hinter sich gebracht. Das Fazit des 88-Jährigen fällt positiv aus. Im Nebenerwerb ist das Geschäft profitabel, als Vollerwerb nicht.

 Inhaber Robert Weber (88) mit schneckengehacktem Fichtenderbholz. Vorne links ein Fichtenstamm, der mit der Schnecke gehackt wurde. Das geschieht im Sommer, da Wärme und Belüftung für die Trocknung entscheidend sind.

Inhaber Robert Weber (88) mit schneckengehacktem Fichtenderbholz. Vorne links ein Fichtenstamm, der mit der Schnecke gehackt wurde. Das geschieht im Sommer, da Wärme und Belüftung für die Trocknung entscheidend sind.

Foto: moll

Die "Bergischen Hackschnitzel" aus Wermelskirchen sind zur Verbrennung und energieeffizienten Befeuerung von Heizanlagen gedacht. Neuerdings melden sich bei Betreiber Robert Weber aber auch Interessenten, die mit den Holz-Hackschnitzeln völlig anderes im Sinn haben. Inhaber von Spielplätzen oder Reitparcours erwerben die Bergischen Hackschnitzel als Bodenbelag für ihre Flächen. Der Grund: Die Hackschnitzel verhindern aufgrund ihrer Herstellungsweise ein Versanden und damit Vermatschen der Flächen und sind deutlich länger haltbar als Mulch, wodurch die Plätze weniger Pflege benötigen. "Der Clou ist die Herstellungsweise. Wir erzielen durch das Verfahren des Schneckenhackens des Holzes eine einwandfreie Stückung. 98 Prozent der anderen Anbieter von Hackschnitzeln verwenden das Trommelhacken, wodurch ein sehr großer Anteil des Holzes gequetscht wird", erklärt Robert Weber. Bei diesem Quetschen werden viele der Fasern des Holzes zerstört, was die Hackschnitzel bei der Verbrennung weniger energieeffizient und bei der Verwendung als Bodenbelag weniger haltbar macht.

"Wir haben jetzt das zehnte Jahr seit unserer Gründung Mitte 2006 hinter uns gebracht, und es läuft gut. Im Nebenerwerb ist es profitabel. Als Vollerwerb ist solch eine Hackschnitzel-Produktion nicht zu betreiben", berichtet der 88-jährige Weber, der Waldbesitzer ist. Das Holz, das zu "Bergischen Hackschnitzeln" verarbeitet wird, stammt ausschließlich aus Wermelskirchener Wäldern, für das Ernten oder Schlagen des Holzes, unter Fachleuten als "Werben" bezeichnet, schließt sich Weber mit anderen Waldbesitzern zusammen. Gemeinsam werden Firmen beauftragt, die mit einer Harvester-Maschine (Holzvollernter) zwischen März und Oktober die Bäume schlagen. "Der größte Teil ist Fichte", sagt Weber. Auch wenn Laubholz grundsätzlich energieeffizienter sei, lohne sich das, da durch entsprechende Be- und Verarbeitung der Fichte der Ertrag und die Nutzfähigkeit dieser Nadelbäume höher sei.

"Wer Holz für einen Kaminofen schlägt und spaltet, muss es zwei Jahre zur Trocknung lagern. Diese Zeit überbrücken wir in nur zwei Monaten", sagt Weber. In den zwei speziell konstruierten Hallen an der Feilenhauer Straße im Industriegebiet UPA1 (Bollinghausen) zerkleinert der Forstwirt das Holz mit einem Schneckenhacker zu einer G30-Stückung und trocknet es. Das geschieht stets im Sommer, da Wärme und Belüftung für die Trocknung entscheidend sind. Damit Holz haltbar ist, muss die Feuchtigkeit im Material unter 30 Prozent liegen - Weber erreicht einen Spitzenwert von unter 20 Prozent an Restfeuchte, was den hohen Energiewert der Hackschnitzel gewährleistet. Weber heizt sein Wohnhaus an der Viktoriastraße, in dem drei Parteien leben, mit einem 40 kW-Kessel, der mit den Hackschnitzeln befeuert wird. "Als der Austausch von alten Ölöfen sowie veralteten Gas- und Ölheizungen anstand, kam ich bei der Suche nach einer energieeffizienten Lösung auf die Idee mit den Hackschnitzeln."

Der Forstwirt kümmert sich einsatzfreudig um seinen Wald. "Ein schlecht gepflegter Wald bringt 60 Prozent sägefähiges Holz, ein gut gepflegter 70 Prozent." Die in der Region einmalige Anlage könne für die Stadt ein Vorbild sein. "Ein Privatmann kann es nicht eigenständig und lohnend betreiben. Aber die Stadt Wermelskirchen besitzt 40 Prozent des hiesigen Waldes, was im Vergleich mit anderen Kommunen ein außergewöhnlich hoher Wert ist. Da wäre ein Betrieb einer solchen Anlage in städtischer Regie schon denkbar", sagt Weber.

(sng)
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