Serie Mein Arbeitsplatz Im Einsatz hoch über den Dächern

Wermelskirchen · Torsten Friede arbeitet als Dachdecker bei der Firma Lausch. Höhenangst kennt er nicht, aber Respekt.

 Torsten Friede bei seiner Arbeit auf dem Dach.

Torsten Friede bei seiner Arbeit auf dem Dach.

Foto: Th. Demski

Wermelskirchen Torsten Friede sitzt auf einem Dachbalken in Dhünn. Es ist noch früh am Tag, es nieselt. Die lauten Geräusche der Flex schallen über die Dächer des Dorfes, wenn die Ziegel gesägt werden. Zwischendurch schaut der Dachdecker ins verregnete Bergische. Den Blick in die Weite weiß er auch nach 19 Jahren noch zu schätzen. Eine Ziegel nach der anderen findet in Torsten Friedes Händen den Weg aufs Dach, jede zweite wird geklemmt. "Wegen des Sturms", erklärt er, "das verlangen inzwischen die Versicherungen." Ohnehin hat sich viel verändert in dem Handwerk hoch über den Dächern, seit Torsten Friede 1999 seine Ausbildung bei der Firma Lausch begann. "Die Handarbeit ist aber geblieben", sagt der 36-Jährige. Zwar würde heute die Technik den schweren Transport des Materials auf die Dächer übernehmen. Aber beim Dachdecken können Maschinen den Menschen noch nicht ersetzen.

Längst sind die Dachdecker bei Lauschs außerdem zu Energieexperten geworden. Früher habe sich kaum ein Kunde Gedanken ums Energiesparen gemacht, das sei lange vernachlässigt worden. Aber wenn es heute um Dämmung und Isolierung geht, dann ist Torsten Friede um keine Antwort verlegen. "Das ist ja keine Entwicklung, die über Nacht passiert ist", sagt er, "wir konnten uns darauf vorbereiten und haben viele Schulungen besucht." Deswegen arbeitet der Dachdecher längst nicht nur mit Ziegeln, sondern auch mit unzähligen Dämmmaterialien. "Dazu kommen Natursteine, Steinwolle, Flüssigkunststoff, Holz und Bleche", sagt er und zögert dann. Im Grunde seien es unzählige verschiedene Materialien. Denn es bleibe ja nicht beim Dachdecken und Isolieren. Die Fachleute bei Lauschs übernehmen auch Fassaden- und Abdichtungsaufgaben und Abrisse. "Dann gibt es viel Dreck, Staub und alles klebt", sagt der Dachdecker, "abreißen ist nicht so einfach, wie es klingt." Allerdings baue er lieber auf, wie beim aktuellen Projekt in Dhünn - ein Neubau, bei dem die Firma Lausch das komplette Dach samt Dämmung und Deckung übernommen hat. Es sei schön abends zu sehen, was sie am Tag geschafft haben.

"Nur im Büro sitze ich nie", sagt Torsten Friede, "dafür bin ich einfach nicht gemacht." Nach der Schule versuchte er sich erst als Tierpfleger, aber dann entdeckte er das Dach für sich. "Angst habe ich hier oben nie", sagt er, "aber Respekt vor der Höhe gehört dazu." Manchmal arbeitet er auf Dächern, von denen aus er die Umrisse des Doms in Köln sehen kann. Das sei ein Blick, wie ihn die Vögel haben. Im Sommer wird es da oben auch mal 30 oder 40 Grad heiß. Und im Winter muss er zuweilen Zuhause bleiben, weil das Wetter nicht mitspielt. Drei Wochen hatte er im vergangenen Jahr keine Arbeit, weil die Kälte den Dachdeckern einen Strich durch die Rechnung machte. "Aber das gehört eben dazu", sagt Friede.

Wenn er heute im Bergischen unterwegs ist, dann erkennt er manch ein Dach wieder, auf dem er in den vergangenen 19 Jahren gearbeitet hat. "Und das Schönste waren immer die Blick in die glücklichen Gesichter der Menschen." Schließlich geht es um ihr Zuhause.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort