Wermelskirchen Im Sommer an Weihnachten denken

Wermelskirchen · Was macht eigentlich ein Weihnachtbaum-Forstwirt im Sommer? Auf dem Land von August Klein in Grünenbäumchen wird das ganze Jahr über gearbeitet, denn der Anbau von Weihnachtsbäumen ist keine Saisonarbeit. Ein Ortstermin.

 Forstwirt August Klein ist seit 45 Jahren im Weihnachtsbaumgeschäft. Auf seinen Feldern zwischen Grünenbäumchen und Lindscheid hat er alle Hände voll zu tun.

Forstwirt August Klein ist seit 45 Jahren im Weihnachtsbaumgeschäft. Auf seinen Feldern zwischen Grünenbäumchen und Lindscheid hat er alle Hände voll zu tun.

Foto: Hertgen

Viele Menschen sehen Forstwirt August Klein und seine Mitarbeiter nur einmal im Jahr. Nämlich dann, wenn es zusammen mit der Familie zur Schonung geht, um einen Weihnachtsbaum auszusuchen. Die Wenigsten machen sich darüber Gedanken, wie sich der Baum in ihrem Wohnzimmer eigentlich so prächtig entwickelt hat. "Viele Leute denken, die Bäume wachsen von alleine in eine schöne Form. Und manche meinen sogar, dass wir die Bäume im Frühjahr einpflanzen, so dass sie im Winter groß genug sind, um sie zu fällen", sagt Klein und schmunzelt. Doch das ist natürlich nicht der Fall. "In jedem Baum steckt jahrelange Arbeit", erklärt Klein.

Der Anbau von Weihnachtsbäumen ist ein Ganzjahresjob. Wenn die Menschen an Heiligabend alle ihren Baum zu Hause stehen haben, geht es für August Klein schon ans Aufräumen. Erst müssen die mobilen Stände weg - und dann die Bäume, die nicht mehr verkauft werden konnten. Klein sagt immer: "Nach Weihnachten ist vor Weihnachten."

Denn während die ersten Bäume schon wieder an der Straße stehen - zur Abholung bereit - sind die Forstwirte in der Schonung unterwegs. Da müssen Bodenproben genommen werden, um sicherzustellen, dass die Bäume auch im kommenden Jahr genug Nährstoffe haben. Wenn es dann im März so langsam wärmer wird, bereitet Klein die Felder für das Neupflanzen vor. Frei nach dem Motto: "Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt", sagt Klein lachend. Die kleinen Setzlinge holt er selbst in einer Baumschule bei Hamburg ab - und sorgt dafür, dass sie sicher wieder auf seinen Feldern zwischen Grünenbäumchen und Lindscheid ankommen. Denn bevor es richtig Sommer wird, müssen die 25 Zentimeter großen Weihnachtsbäumchen in die Erde. Anfangs sind die kleinen Bäume allerdings etwas pflegeleichter, da sie nicht so schnell wachsen. Ab einem Meter geht das schneller, so dass die Bäume eigentlich von Natur aus unten breit sind, und die Abstände der Austriebe nach oben größer werden. "Das Problem ist, dass die Leute dann sagen: 'Der hat doch oben gar nichts dran'. Deshalb sorgen wir mit speziellen Zangen dafür, dass die Bäume etwas langsamer wachsen", sagt Klein. Außerdem macht der Landwirt sogenannte "Formschnitte", die den Bäumen ein gleichmäßiges Aussehen geben.

Das sommerliche Wetter macht dem Forstwirt aber vor allem auf anderem Weg zu schaffen: Denn bei Wärme breiten sich Läuse schneller aus - die Nadeln werden braun. Selbiges tritt ein, wenn Unkraut an die Bäume wächst. Und einen braunen Baum will natürlich niemand an Heiligabend zu Hause stehen haben. "Deshalb sind wir rund um die Uhr damit beschäftigt, die Bäume zu hegen und zu pflegen. Das ist eine Wissenschaft für sich", sagt Klein.

Im Moment ist der Forstwirt mit dem "Ausschreiben" beschäftigt. Das heißt, er kennzeichnet die Bäume nach Größe und Schönheit. Dabei macht ihm die Hitze zu schaffen. "Die Bäume haben tiefe Wurzeln und brauchen extrem viel Wasser. Die Bewässerung ist bei großen Weihnachtsbaumkulturen jedoch fast unmöglich. Deshalb bleibt uns nur übrig, zu beten, dass es nach den heißen Temperaturen auch mal wieder regnet", sagt Klein.

Der Forstwirt ist mittlerweile schon seit 45 Jahren im Weihnachtsbaumgeschäft. Auch wenn es eine anstrengende Arbeit ist, darauf verzichten will August Klein nicht: "Man ist das ganze Jahr über viel draußen in der Natur, das macht einfach Spaß. Und wenn man dann schließlich im Winter die Familien mit schönen Bäumen glücklich machen kann, freut man sich natürlich umso mehr!"

(RP)
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