Wermelskirchen In sozialen Netzwerken wird "Sexting" zum Problem

Wermelskirchen · Stars wie Rihanna oder Justin Bieber machen es vor: In sozialen Medien posten sie Fotos von sich, oftmals wenig bekleidet und in vermeintlich verführerischen Posen. Über Facebook, Instagram oder Snapchat gehen diese Bilder um die Welt. Sich in Fotos auszudrücken und sie zu verschicken, ist bei jungen Menschen heutzutage normal - selbst wenn es dabei um erotische Aufnahmen in einer Beziehung geht.

Das sogenannte "Sexting" (steht für "sex" und "texting") wird erst dann zum Problem, wenn die Fotos nach dem Liebes-Aus in den Weiten der sozialen Netzwerke verteilt werden. Beim Tag des Kriminalitätsopfers gestern machte die Kreispolizei auf das Thema aufmerksam. "Sexting ist eine moderne Art des Experimentierens mit der eigenen Sexualität", sagte Gundhild Hebborn, Leiterin des Bereiches Kriminalprävention und Opferschutz. Aus Neugier, zum Flirten oder als Liebes- und Vertrauensbeweis verschickten Jugendliche und junge Erwachsene die Bilder an Freund oder Freundin. "Solange die Fotos nur bei den beiden bleiben, ist das unproblematisch", sagte Diplom-Pädagogin Sabine Henke (Fachdienst Prävention des Diakonischen Werkes). Würden sie aber ohne Einverständnis der abgebildeten Person an andere weitergeleitet, erlebe das Opfer das als demütigenden Verrat.

Betroffen sind häufiger Mädchen als Jungen, weil sie mehr "sexten". Während Aufnahmen von Jungen oft als Beweis von Sportlichkeit und Selbstbewusstsein beurteilt würden, hätten Mädchen danach meist den Ruf der "Schlampe" weg. "Uns ist wichtig zu zeigen, dass das kein Dummer-Jungen-Streich ist, sondern ein Delikt", sagte Hebborn. Das nicht-einvernehmliche Versenden der Fotos verstoße gegen das Persönlichkeitsrecht, das Recht am eigenen Bild, verletze den höchstpersönlichen Lebensbereich und könne zur Schadensersatzpflicht führen. Studien und Erfahrungen von Polizei und Pädagogen an Schulen und anderen sozialen Einrichtungen zeigen, dass das Problem wächst. Im Kreis gab es 2016 einen Fall, bei dem sich das Opfer sogar das Leben nehmen wollte. "Die Vermittlung eines respektvollen und achtsamen Umgangs miteinander muss das vorrangige Anliegen von Pädagogen und Eltern sein", sagte Hebborn. Die Fachleute raten den Jugendlichen, sehr kritisch zu prüfen, ob und welche Bilder versandt werden und sie zu anonymisieren: Bei erotischen Fotos sollten Gesichter oder markante Tattoos nicht erkennbar sein. Den automatischen Bilder-Upload in sozialen Netzwerken auszuschalten und nicht auf Sicherheitsfunktionen zu vertrauen, lauten weitere Tipps.

Den Eltern empfiehlt Henke, sensibel zu reagieren, damit ihre Kinder durch Vorwürfe nicht zum zweiten Mal zum Opfer würden, sich an Polizei, Schule und Beratungsstellen zu wenden. Außerdem sollten Mütter und Väter mit den Jugendlichen über die Risiken des Sextings sprechen sowie Sicherheitsregeln und Konsequenzen vereinbaren.

(RP)
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