Wermelskirchen Der Traditionsbaum

Wermelskirchen · In Wermelskirchen steht der größte Naturweihnachtsbaum Deutschlands. Der 146 Jahre alte Baum ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

 26 Meter hoch, 126 Jahre alt: der Wermelskirchener Mammutbaum umgeben von Schnee.

26 Meter hoch, 126 Jahre alt: der Wermelskirchener Mammutbaum umgeben von Schnee.

Foto: Holger Klaes

Er mag nicht so augenfällig sein wie der Eiffelturm in Paris, die Tower Bridge in London oder die Freiheitsstatue in New York. Aber der Wermelskirchener Weihnachtsbaum gehört dennoch unverrückbar zum Stadtbild. Und das nicht nur, weil er bereits seit 1870 am gleichen Ort steht - dem früheren Garten des Industriellen Rudolph Schumacher. "Schumacher hat ihn als kleinen Setzling vor 146 Jahren angepflanzt, es handelt sich um einen Baum aus Kanada, einen sogenannten Riesenmammutbaum, auch Wellingtonie genannt", erzählt Florian Leßke, Leiter des Wermelskirchener Amts für Stadtentwicklung.

In den vergangenen 150 Jahren ist der Setzling gewachsen: 26 Meter ragt der Jungbaum in die Luft. Jungbaum? "Ja", sagt Leßke: "Für einen Mammutbaum ist unsere Wellingtonie praktisch noch ein Baby: Die ältesten Exemplare sind mehr als 2500 Jahre alt, manche werden auf 3900 Jahre geschätzt."

Den Garten von Rudolph Schumacher gibt es schon lange nicht mehr. Der Baum befindet sich heute im Besitz der Stadt. Und die kümmert sich um ihr Wahrzeichen: "Der Betriebshof pflegt ihn, beispielsweise wird in trockenen Sommern extra viel gewässert. Wir kümmern uns schon besonders gut um unseren Baum", erläutert Leßke, der auch erwähnt, dass der Wahrzeichenstatus des Baums in der Stadt künftig noch weiter ausgebaut werden soll. Man wolle ihn weiter in den Fokus rücken, betont er: "Er war bislang ja quasi immer da und wird das auch in Zukunft sein." Es geht natürlich auch um die Gesundheit des Baums: "Wir beobachten ihn auch auf alle Anzeichen von Erkrankungen. Vor einigen Jahren war er tatsächlich erkrankt, da haben wir alles drangesetzt, ihn wieder gesund zu bekommen", sagt Leßke. Erfolgreich.

Die Örtlichkeit, an der der Baum seit knapp 150 Jahren steht, hat heute natürlich nichts mehr mit den alten Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert gemein. Aber auch in den vergangenen 40 Jahren hat sich einiges getan. Platz und Umfeld wurden in den 1980er Jahren komplett umgestaltet, etwa Beete angelegt und Bänke aufgestellt. Und auch danach ist nicht alles gleichgeblieben, wie Leßke erzählt: "Heute sind dort einige Steinflächen, dazu auch Grünflächen." Um die Instandhaltung der Grünfläche kümmert sich im Zuge einer Pflegepatenschaft der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Wermelskirchen. Deren Geschäftsführer Bernd Weiß erinnert sich, wie es dazu kam: "Wir vermitteln als Verschönerungsverein Pflegepatenschaften, etwa am Loches-Platz oder in der Eich. Und wollen mit gutem Beispiel vorangehen." Im August 2010 wurde mit der Stadt Wermelskirchen eine Vereinbarung getroffen, wonach der VVV für die Instandhaltung der Grünflächen im Rahmen einer Pflegepatenschaft zuständig ist. In fünf Pflegegängen von Frühjahr bis Herbst kümmern sich die Ehrenamtlichen um den Bereich rund um die riesige "Wellingtonie". Kürzlich wurde der Baum winterfest gemacht, wie Bernd Weiß schmunzelnd sagt. Mittags haben sich die Freiwilligen am Baum getroffen. "Durchaus anstrengend", sei das, sagt Weiß. Jedes Jahr wird der höchste Naturweihnachtsbaum Deutschlands für die Weihnachtstage schick gemacht: "700 Leuchtmittel werden jedes Jahr angebracht, eingeschaltet werden die Lampen am Donnerstagnachmittag nach dem Totensonntag, in diesem Jahr also am 24. November, pünktlich um 16.16 Uhr", erzählt der Stadtmarketing-Geschäftsführer André Frowein. Der Baum erstrahlt in der Weihnachtszeit dann an jedem Tag ab 16 Uhr, wenn die Dämmerung eingetreten ist: "An den Feiertagen Heiligabend und Silvester sind die Lampen ganztags an", sagt Frowein weiter. Die 700 Leuchtmittel sind an 17 Leuchtketten befestigt - und natürlich handelt es sich dabei um LED-Lampen.

Wie wichtig den Wermelskirchenern "ihr" Weihnachtsbaum ist, wird an einer Anekdote deutlich, die Leßke schmunzelnd erzählt: "Bei der Umstellung auf die LED-Lampen wurden zuerst kalt-weiße Lampen angebracht. Deren Licht ist natürlich nicht so warm wie das von normalen Glühbirnen." Das kam bei der Bevölkerung gar nicht gut an: "Der Aufschrei war enorm, wir haben dann schnell nachgebessert und warm-weiße Lampen installiert. Jetzt sieht es sehr schön aus, und ich denke, alle sind damit zufrieden", sagt Leßke. Zu überprüfen ist das schon bald wieder - Ende November wird der Wermelskirchener Traditionsbaum wieder geschmückt. Und dann kann Weihnachten kommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort