Wermelskirchen "Initiative 84" hilft Menschen mit Handicap seit mittlerweile 30 Jahren

Wermelskirchen · "Hallo Günter!", ruft eine Gruppe von Behinderten, die zur Geburtstagsfeier ins Gemeindezentrum in Hünger gekommen sind. Gemeint ist Günter Becker, zweiter Vorsitzender des Behinderten- und Rehasport-Vereins "Initiative 84". Schon die Begrüßung macht deutlich, dass enge persönliche und freundschaftliche Kontakte das Vereinsleben bestimmen. 1984 wurde die Initiative von Eltern mit geistig behinderten Kindern gegründet. Damals waren die Fördermaßnahmen geringer als heute.

 Die "Initiative 84" feierte am Samstag ihr 30-jähriges Bestehen (v.l.): Vorsitzender Arnd Greinacher, die Mitglieder Christian Forst, Susanne Redel und Regina Ernst sowie der zweite Vorsitzende Günter Becker.

Die "Initiative 84" feierte am Samstag ihr 30-jähriges Bestehen (v.l.): Vorsitzender Arnd Greinacher, die Mitglieder Christian Forst, Susanne Redel und Regina Ernst sowie der zweite Vorsitzende Günter Becker.

Foto: Jürgen Moll

Doch auch ganz aktuell hat die "Initiative 84" seine Berechtigung. "Es hat sich einiges geändert", sagt Becker. "Wir müssen heute qualifizierte und geprüfte Übungsleiter beschäftigen, um an Fördermittel zu kommen. Zuschüsse der Krankenkassen werden auch nur bei Fachpersonal gewährt." In der Schwimmabteilung kümmern sich Fachkräfte der DLRG um die Kursteilnehmer. Jeden Mittwoch gibt es ein Gymnastikangebot in der Kattwinkelschen Fabrik, jeden Donnerstag trifft sich die Turngruppe in der Sporthalle des Gymnasiums.

Arnd Greinacher, Vorsitzender der "Initiative 84", berichtet stolz, dass jedes Jahr etwa acht bis neun Menschen mit Behinderung das Goldene Sportabzeichen im Eifgenstadion erreichen. Greinacher hat vor eineinhalb Jahren den Vorsitz von Günther Becker übernommen. "Ich bin jetzt 73, da ist es Zeit, dass jüngere Leute den Verein weiterführen", sagt Becker. Greinacher freut sich, dass die Nachfolge so problemlos funktioniert und er auch immer mal wieder nachfragen könne. "Wir sind ein kleiner Verein mit 84 Mitgliedern. Die Entscheidungswege sind kurz, alle kennen sich", berichtet Becker.

Der Mitgliedsbeitrag ist mit einem Euro pro Woche sehr niedrig. "Die meisten Behinderten verfügen über ein sehr kleines Einkommen. Unterstützung vom Land oder von der Stadt gibt es nicht. Deshalb sind Spenden immer willkommen", betont Becker. Auch die Initiative sei von der Hallennutzungsgebühr betroffen. "Das tut weh. Meist geht es am Ende des Jahres plus minus null aus", fügt Becker an.

Geplant ist, den Verein in Zukunft moderner und zeitgemäß aufzustellen und auch mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen. "Die Internetseite und auch ein Flyer sind in Arbeit. Die Prospekte wollen wir bei Ärzten, Apotheken und an öffentlichen Stellen auslegen. Wir müssen den Verein und die Angebote bekannter machen", meint Greinacher.

Denn wie bei fast allen Vereinen fehlt auch der "Initiative 84" der Nachwuchs. "Manchmal habe ich den Eindruck, Eltern verstecken ihre Kinder, die die Förderung nötig hätten", sagt Becker. "Das darf nicht sein, denn neben den sportlichen Aktivitäten fördert ein Verein auch das soziale Zusammenleben." Und Vorsitzender Arnd Greinacher ergänzt: "Über Inklusion zu reden, ist etwas anderes, als sie auch zu leben."

Kontakt "Initiative 84" Behinderten- und Rehabilitationssport Wermelskirchen, Ansprechpartner sind Geschäftsführerin Christiane Distel, Tel. 89534, oder Vorsitzender Arnd Greinacher, Tel. 7069807.

(wsb)
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