Wermelskirchen Inklusionshelfer unterstützen Schulen

Wermelskirchen · Lebenshilfe übernimmt die Trägerschaft, um Schülern, Lehrern und Eltern zu helfen. Das Land stellt 57 000 Euro für Inklusion in der Stadt zur Verfügung. Schulleiter entwickeln zwei Übergangskonzepte.

Als die SPD-Landesregierung im Jahr 2011 - zwei Jahre nach der Ratifizierung der UN-Konvention zum Umgang mit behinderten und nichtbehinderten Menschen durch Deutschland - vorschlug, Förderschulen abzuschaffen, meldeten örtliche Politiker Bedenken an. "Unsere Förderschule hat ihre Berechtigung und wird sie auch in Zukunft behalten", sagte Klaus Seeger, schulpolitischer Sprecher der CDU, zum "Aktionsplan zur Inklusion", den der NRW-Sozialminister vorlegen wollte. Und Friedel Burghoff (Büfo) reagierte barsch: "Wir sollen uns nicht verrückt machen lassen von den Vorgaben der UN-Konvention und den Plänen der Landesregierung."

Dreieinhalb Jahre später hat die Kommunalpolitiker die Realität längst überholt. Die Pestalozzischule verliert die Eigenständigkeit, Inklusion rückt immer mehr in den Vordergrund. Die Umsetzung, so prognostizierte Sozialdezernent Jürgen Graef 2011 im Fachausschuss, koste Milliarden. Die scheinen aber nicht zu fließen - Wermelskirchen bekommt für die Umsetzung als Kostenbeteiligung des Landes jetzt fürs Schuljahr 2015/2016 für stützende Maßnahmen einer Beschulung im Rahmen der Inklusion gerade mal 57 000 Euro. Darüber informierte Graef jetzt den Schulausschuss. "Der Bedarf in Wermelskirchen beträgt mehr als das Doppelte", sagte er im Rahmen einer Antwort auf Fragen der WNKUWG zur Durchführung und Finanzierung von Inklusion an Schulen.

Für Graef ist klar: Das Bewusstsein der Menschen muss für Inklusion geschaffen werden. Von einem Inklusionsplan halte er nichts. Er verstehe Inklusion so, wie sie bereits in Wermelskirchen vorbildlich praktiziert werde - im Hallenbad würden Mitarbeiter der Lebenshilfe den Service übernehmen; auf dem jüngsten Seniorennachmittag halfen ebenfalls behinderte Lebenshilfe-Mitarbeiter beim Catering. "Menschen müssen Verantwortung für Inklusion übernehmen. Das sind viele kleine Schritte", die aber zum Ziel führten.

Einer dieser Schritte sei die Einführung von Inklusionshelfern, um eine Vorgabe der UN-Konvention, dem gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern gerecht zu werden, umzusetzen. Dafür sollen auch die 57 000 Euro eingesetzt werden. Geschaffen werden soll ein Pool von Helfern, so dass jede Grundschule einen Helfer hat. Später soll dies für die Sekundarschule erweitert werden. Unterstützt wird dies durch die Lebenshilfe. Sie hat den Auftrag von der Stadt bekommen, die Betreuung zu übernehmen und ein Konzept zu erstellen, wie das stützende Angebot aussehen kann.

Herbert Schiffmann, ehemaliger Schulrat des Kreises, ist hier wieder für Wermelskirchen tätig. "Es zeichnet diese Stadt aus, dass sie sich nicht vom Wandel überrollen lässt, sondern vorausschauend handelt." So gebe es seit einem Jahr einen Arbeitskreis aus Vertretern der Grundschulen, der Sekundarschule, der Hauptschule und des Gymnasiums, um die praktische Umsetzung von Inklusion an Schulen zu beraten. Das vorläufige Ergebnis sei: Jede Schule solle eine Inklusionsschule sein, denn: "Wohnortnähe ist wichtig." Man müsse auch behinderten Schülern ermöglichen, Schulen in dieser Stadt zu besuchen.

Um den Rechtsanspruch zu gewährleisten, sollen zwei Übergangskonzepte entwickelt werden. Aktuelles Thema ist der Übegang vom Kita- in den Grundschulbereich. Denn da bestehe ab dem Herbst der Rechtsanspruch. Später werde es ausgedehnt auf den Übergang von Prima- in die Sekundarstufe. Mögliche bauliche Veränderung sei da nicht die Herausforderung, meinte Schiffmann.

Der Berater vertritt den Standpunkt, dass die 57 000 Euro für die personelle Unterstützung "gut angelegtes Geld" seien. Dass Förderschulen eine bessere Lehrerausstattung hätten, bestätigte er. An der Pestalozzischule sei das Verhältnis 1:4 oder 1:8 - im Grundschulbereich gebe es eine halbe Stelle pro Zug. "Für Förderschulen macht die personenbezogene Zahl Sinn. Nicht nur für Regelschulen." Ihnen helfe mehr das feste Budget: Es sei verlässlicher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort