Wermelskirchen Intelligente Stromnetze kommunizieren

Wermelskirchen · Student Sebastian Kersten untersucht in seiner Bachelorarbeit, welchen Anforderungen das BEW-Netz in Zukunft gewachsen sein muss.

 Bachelorstudent Sebastian Kersten.

Bachelorstudent Sebastian Kersten.

Foto: BEW

Weniger als 20 Minuten müssen die Kunden der Bergischen Energie- und Wasser GmbH (BEW), die vor allem in Wipperfürth, Hückeswagen und Wermelskirchen aktiv ist, im Durchschnitt pro Jahr ohne Strom auskommen. Damit die Zahl in Zukunft nicht steigt, muss das Stromnetz auf die Energiewende vorbereitet werden. Die sieht vor, dass bis 2050 ein nahezu kohlendioxid-neutraler Strommarkt besteht. Der Student Sebastian Kersten hat in seiner Bachelorarbeit untersucht, vor welche Herausforderungen das Netz gestellt wird.

Sein Fazit: Netze müssen kommunikationsfähig sein. Zudem brauchen Hauseigentümer Anreize, um in Photovoltaik-Anlagen und Energiespeicher zu investieren. Seit einigen Jahren arbeitet Kersten schon als Werkstudent bei der BEW. Sein Fachgebiet ist die Stromnetz-Planung. Nach seiner Ausbildung zum Elektrotechniker für Betriebstechnik begann er mit dem Studium der Elektrischen Energietechnik an der Technischen Hochschule Köln. Nun hat der 24-Jährige seine Bachelorarbeit abgegeben, die er im Unternehmen geschrieben hat. Diese zeigt auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um das Netz für das, was es in Zukunft leisten muss, fit zu machen.

"Die große Herausforderung besteht darin, die Netze für eine kohlendioxid-neutrale Stromproduktion tauglich zu machen", sagt Kersten. "Der Stromverbrauch muss an die stark schwankende Einspeisung aus regenerativer Energie angepasst werden." Immer mehr Strom werde aus Blockheizkraftwerken oder anderen dezentralen Anlagen, die aus Sonne, Wind und Wasser Energie erzeugen, gewonnen. Die Natur richtet sich mit ihrem Angebot aber nicht nach der Nachfrage der Kunden. Die Techniken, um große Mengen elektrische Energie zwischenzuspeichern, ist noch nicht ausgereift. Im Stromnetz müssen aber Bedarf und Angebot zu jeder Zeit im Gleichgewicht stehen. Sonst kommt es zu Ausfällen.

"Das Gelingen der Energiewende hängt nicht zuletzt davon ab, dass die Netze trotz des nicht bedarfsorientierten Angebots an Strom stabil funktionieren", sagt Mathias Wiemer, Prokurist der BEW Netze. "Die Bachelorarbeit von Sebastian Kersten ist für uns eine wichtige Grundlage für künftige Investitionen." Je mehr dezentrale Anlagen in einem Netzgebiet sind, desto detaillierter müssen die Kenntnisse beim Netzbetreiber über seine Anlagen und die Kunden und Erzeuger sein. So könne die Versorgung gesichert werden. "Eine Vielzahl der Verbraucher und Erzeuger müssen künftig vernetzt sein und untereinander sowie mit dem Netzbetreiber Daten austauschen können", sagt Kersten. "Sie werden kommunikationsfähig sein, aus den Ergebnissen müssen die richtigen Entscheidungen abgeleitet werden." Das nenne man "Smart Grids" oder "intelligente Netze" - Voraussetzung für die Stromspeicherung. "Sie verbrauchen den Strom dann, wenn mehr elektrische Energie durch Photovoltaik oder Windkraftanlagen ins Netz eingespeist wird, als gerade gebraucht wird", sagt Kersten. Wiemer ist der Auffassung, dass die Zukunftsgestaltung der Netze auch ein enges Miteinander mit Verbrauchern und Kommunen erfordert. Um bis 2050 fast kohlendioxid-neutral Strom zu erzeugen, müssten auch die Hauseigentümer mitziehen. Zu dem Ergebnis kommt Kersten ebenfalls. Die Forderungen der Bundesregierung könnten die Bewohner in Einfamilienhaus-Siedlungen mit dichter Bebauung mit Investitionen in Photovoltaik-Anlagen und Energiespeicher gut umsetzen. Auch wenn in einigen Gegenden durch ein hohes Solarpotenzial bestehe, "dazu fehlt aber noch der entsprechende Anreiz für die Hauseigentümer", hat Sebastian Kersten festgestellt.

(eler)
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