Wermelskirchen Investieren in die Freibad-Zukunft

Wermelskirchen · Das Waldbad wird in der kommenden Saison eine Biomassenheizanlage nutzen und ist damit deutschlandweit Vorreiter. Erstmals wird das Gebäude im Winter beheizt. Die Einsparung von Betriebskosten bleibt vorrangiges Ziel.

 Gebraucht, aber tadellos in Schuss: Die Biomassenheizanlage fand ihren neuen Platz im Freibad Dabringhausen.

Gebraucht, aber tadellos in Schuss: Die Biomassenheizanlage fand ihren neuen Platz im Freibad Dabringhausen.

Foto: SVFD

Die ehrenamtlich Aktiven haben für "ihr" Dabringhausener Freibad in 2018 nur einen großen Wunsch: Eine Sommersaison, die mit entsprechender Witterung diesen Namen verdient. Das schlechte Wetter und die damit verbundenen ebenfalls schlechten Besucherzahlen im vergangenen Sommer können die Macher des Freibades verkraften, denn als Faktor höherer Gewalt hatten sie diesen Fall einkalkuliert. Entscheidend ist: Nach der erfolgreichen Spendenaktion von vor einem Jahr, die knapp 75.000 Euro in die Kassen spülte und letztlich das Überleben des Waldbadbetriebs im Linnefetal sicherte, konnten die Aktiven dank des Finanzpolsters einen Paradigmenwechsel einläuten - sie reagieren nicht mehr nur auf Realitäten, sondern investieren zur Effizienzsteigerung und für einen substanziellen Erhalt des Bades.

Bestes Beispiel ist die angeschaffte Biomassenheizanlage. Das "Ungetüm", bei dem alleine der Heizkessel dreieinhalb Tonnen wiegt, bringt Einsparungen von 20 Prozent bei den Betriebskosten. Bislang heizte der Schwimmverein Freibad Dabringhausen (SVFD) als Betreiber das Bad während der sechswöchigen Saison mit einer mobilen Gasheizung. Die Miete dafür und das benötigte Gas fallen nun weg. "Das summiert sich auf 15.000 bis 20.000 Euro pro Saison", rechnet der SVFD-Vorsitzende Dominik Roenneke vor. Und Michael Unbehaun, der Vorsitzende des Fördervereins (FFD), ergänzt: "Die neue Anlage kostet uns alles in allem etwa 60.000 Euro - das ist nach drei Jahren wieder drin."

Noch läuft die Biomassenheizanlage, die mit vorgetrockneten Holzschnitzeln befeuert wird, nicht. "Wir müssen dazu vor dem Saisonstart die nötigen Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln", blickt Roenneke auf das Frühjahr 2018 aus. Rechnerisch müsse die Anlage 150 Kilowatt leisten, um das Badewasser aus der Linnefe auf Temperatur zu bringen. Zum Vergleich: Die im Freibad verbaute, veraltete Elektroheizung benötigte dazu 1000 kW, die mobile Anlage 500. Der Unterschied: Die Biomassenheizanlage hält die Wassertemperatur täglich 24 Stunden konstant. Der bisherige Temperaturabfall und das darauf folgende, erneute Aufheizen entfallen.

"Dieses Projekt ist auch unter Naturschutzaspekten toll. Wir nutzen regenerative Energie", kommentiert der SVFD-Vorsitzende nicht ohne Stolz die zukunftsweisende Maßnahme: "Sogar der Bäderverband hat uns eingeladen, unser Projekt vorzustellen - das weckt Interesse." Nach SVFD-Erkenntnisse ist Dabringhausen deutschlandweit das erste Freibad mit Biomassenheizung - lediglich zwei Hallenbäder sind bekannt, die ebenfalls mit dieser Technik arbeiten.

Durch eine Kooperation mit der Forstbetriebsgemeinschaft bekommen die Freibad-Betreiber das Rohmaterial für die Holzschnitzel kostenlos. Mit gemietetem Gerät muss es zerkleinert und getrocknet werden. "Für die Trocknung stellt uns die Stadt eine Fläche auf dem Betriebshof Sonne zur Verfügung", sagt Roenneke. Der Marktpreis für Hackschnitzel beläuft sich übrigens auf etwa 33 Euro pro Kubikmeter.

In den vergangenen Herbst- und Winterwochen standen "die Uhren im Freibad nicht still", obwohl das große Ziffernblatt am Gebäude immer noch die Sommerzeit anzeigt (Unbehaun: "Im Freibad gibt es nur Sommerzeit"). Neben dem Aufbau der Biomassenheizanlage sowie den Arbeiten am Lager für die Hackschnitzel haben die ehrenamtlichen Freibad-Freunde die Räume mit Heizkörpern ausgestattet und in Betrieb genommen (wenn auch aktuell noch mit dem alten Heizkessel). "Ohne Heizung ist das Gebäude in den bisherigen Wintern ausgekühlt. Besonders in den Toiletten war Schimmelbildung die Folge", berichtet Roenneke von einem ärgerlichen Kapitel, das nun der Vergangenheit angehört. Möglich sei das durch das Engagement der ehrenamtlichen Helfer gewesen - unter anderem packten zwei Installateure als Fachleute freiwillig mit an. "Die, die dabei sind, sind sehr einsatzfreudig", lobt Roenneke. Unbehaun fügt an: "Wir können gerne weitere helfende Hände gebrauchen." Damit richtet der FFD-Vorsitzende den Blick auf die kommende Saison, in der es beispielsweise gilt, die Kasse während der Öffnungszeiten zu besetzen.

Ob es eine Erweiterung der Öffnungszeit über die Schulferien im Sommer hinaus geben wird, steht noch in den Sternen: "Die Senkung der Betriebskosten ist unser wichtigstes Thema, damit wir Schlecht-Wetter-Sommer abfedern können", betont Roenneke. Der SVFD-Vorsitzende und seine Mitstreiter denken dabei nach dem Thema Heizung bereits jetzt über das Thema Strom nach. Roenneke: "Wir halten an Visionen fest - auch derart, früher im Jahr die Saison zu starten."

(sng)
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