Analyse Jetzt muss die CDU Taten folgen lassen

Wermelskirchen · Auch auf Kreisebene setzt die CDU ein Ausrufezeichen: Rainer Deppe holt das Direktmandat diesmal wieder mit deutlichem Vorsprung. Heike Engels (SPD) konnte nicht genügend Wähler überzeugen. Christian Lindner sichert der FDP viele Zweitstimmen.

 Jubel bei Anhängern der CDU, als verkündet wird, dass die Linkspartei bei 4,9 Prozent steht - eine schwarz-gelbe Koalition wäre in diesem Fall möglich.

Jubel bei Anhängern der CDU, als verkündet wird, dass die Linkspartei bei 4,9 Prozent steht - eine schwarz-gelbe Koalition wäre in diesem Fall möglich.

Foto: Sebastian Radermacher

Nicht nur auf Landesebene hat die CDU die politischen Kräfteverhältnisse deutlich verschoben. Auch in den beiden Wahlkreisen des Rheinisch-Bergischen Kreises setzten die Christdemokraten dicke Ausrufezeichen - beide Kandidaten holten ihre Direktmandate. Rainer Deppe zieht als Vertreter des Wahlkreises 22, zu dem Wermelskirchen gehört, bereits zum vierten Mal direkt in den Landtag ein. Und Parteikollege Holger Müller holte sich nach der völlig überraschenden Niederlage gegen SPD-Kandidatin Helene Hammelrath vor fünf Jahren nun "seinen" Wahlkreis zurück - mit ähnlich großem Vorsprung wie Deppe.

 Etwa 200 Gäste verfolgten am Sonntagabend im Kreishaus die Präsentation der Wahlergebnisse. Das wurde in Wermelskirchen nicht angeboten.

Etwa 200 Gäste verfolgten am Sonntagabend im Kreishaus die Präsentation der Wahlergebnisse. Das wurde in Wermelskirchen nicht angeboten.

Foto: Sebastian Radermacher

Was bedeutet das nun für die Belange des Kreises? In den vergangenen fünf Jahren konnte Deppe immer den Schwarzen Peter der rot-grünen Landesregierung zuschieben. Tenor: Die Kommunen werden nicht ausreichend unterstützt, finanzielle Mittel kommen nicht im Bergischen Land an, der ländliche Raum wird vernachlässigt. Damit ist jetzt Schluss, denn nach dem Machtwechsel in NRW ist es die CDU, die in den nächsten Jahren liefern muss. Sie muss ihren kritischen Worten nun Taten folgen lassen. Rainer Deppe ist sich dessen bewusst. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Rheinisch-Bergische Kreis bei wichtigen Entscheidungen gut wegkommt und berücksichtigt wird", sagt er.

 Helga Loepp aus Wermelskirchen gehörte zu den Ersten, die Rainer Deppe im Kreishaus in Bergisch Gladbach beglückwünschten.

Helga Loepp aus Wermelskirchen gehörte zu den Ersten, die Rainer Deppe im Kreishaus in Bergisch Gladbach beglückwünschten.

Foto: Sebastian Radermacher

Zwei Hauptthemen werde er im Landtag forcieren: Zum einen die Verkehrsentwicklung, zu dem auf Kreisebene bereits ein Konzept erarbeitet worden ist. So soll ab Ende 2018 etwa ein Schnellbus Richtung Leverkusen fahren und die Anbindung an die Rheinschiene verbessern. Dies mache aber nur Sinn, wenn zum Beispiel - und das ist Landessache - am Kölner Hauptbahnhof und in Deutz zusätzliche Bahnsteige für den S-Bahn-Verkehr geschaffen würden.

Zum anderen bestehe dringender Handlungsbedarf beim Thema Wohnungseinbrüche. "Wichtig ist, dass die Polizei die Mittel erhält, die sie benötigt. Und das entsprechend das Personal aufgestockt wird", sagt Deppe: "Das geht zwar nicht von heute auf morgen, aber ich werde dran bleiben." Innerhalb der CDU wird das Bergische Land nun deutlich mehr Gewicht haben - statt bislang sieben gehören der Fraktion nun 14 bergische Abgeordnete an. "Das bedeutet aber auch eine höhere Verantwortung", betont Deppe, der die bergischen Abgeordneten für heute zu einer ersten Kennenlern-Runde eingeladen hat.

Der 60-Jährige hat im Wahlkampf vor allem davon profitiert, dass er sich in den Städten seines Wahlkreises - im Nord- und auch Südkreis - in den vergangenen Jahren einen vergleichsweise hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet hat. Er zeigte in den vergangenen Wochen Präsenz, führte etliche persönliche Gespräche und konnte so die Mehrheit der Wähler von sich überzeugen. Dies gelang SPD-Kandidatin Heike Engels nicht im erhofften Maße. Sie hat bis zum letzten Tag gekämpft, bekam allem Anschein nach aber vor allem die Unzufriedenheit der Wähler mit der Arbeit der rot-grünen Landesregierung zu spüren. Und womöglich hatte die 26-jährige Burscheiderin den Nachteil, dass sie vor allem im Südkreis nicht so bekannt ist wie CDU-Mann Deppe.

Bei den Erststimmen legte dieser mit 47,0 Prozent der Stimmen im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren um satte 10,4 Prozent zu. Heike Engels (28,3 Prozent) verlor 5,7 Prozent im Vergleich zu den Erststimmen bei der Wahl 2012. Immerhin: Der Verlust fiel geringer aus als bei den Zweitstimmen - dort gab es ein Minus von acht Prozent.

Erstaunlich ist das Ergebnis der FDP bei den Zweitstimmen. 17,2 Prozent holten die Liberalen im Wahlkreis 22, ein Plus von drei Prozent. In Wermelskirchen waren es sogar 18,6 Prozent. Eindeutig ein Lindner-Effekt. Der in Wermelskirchen aufgewachsene Spitzenkandidat hat es geschafft, die FDP wieder zur drittstärksten Kraft in NRW zu positionieren, und trug mit zu dem guten Ergebnis im Bergischen bei.

(ser)
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