Wermelskirchen Jürgen Weiher trägt die Heimat immer im Herzen

Wermelskirchen · Der 78-Jährige ist seit 50 Jahren Vorsitzender der Pommerschen Landsmannschaft Wermelskirchen. Das Amt hatte er aus der Not übernommen, weil kein anderer wollte. "Es war aber nie eine Last."

 Jürgen Weiher ist seit 50 Jahren Vorsitzender der Pommerschen Landsmannschaft Wermelskirchen.

Jürgen Weiher ist seit 50 Jahren Vorsitzender der Pommerschen Landsmannschaft Wermelskirchen.

Foto: Jürgen Moll

Wer möchte schon gerne seine Mutter austauschen? "Niemand", sagt Jürgen Weiher. Und genau so sei es mit der Heimat: "Sie ist da, man kann sie nicht austauschen." Jürgen Weiher bekleidet das Amt des Vorsitzenden der Pommerschen Landsmannschaft Wermelskirchen seit mittlerweile 50 Jahren. Geboren am 16. Januar 1938 in Groß Borkow, Kreis Lauenburg in Pommern, daraus vertrieben im Juli 1946 und im August in Wermelskirchen gelandet, ist das Bergische vor langer Zeit schon seine zweite Heimat geworden.

Hier hat Jürgen Weiher geheiratet und eine Familie gegründet. Seine Verbindung nach Pommern sei "Urwuchs", sagt er. Warum? Die Geschichte der Weihers in Pommern, Kreis Lauenburg, lässt sich bis auf das Jahr 1346 zurückverfolgen: "Das ist über die Jahrhunderte gewachsen, also Urwuchs." Und so trage er diese urwüchsige Heimat in seinem Herzen. Das Grab seines Vaters befindet sich in dessen Geburtsort Sassin und wird heute noch von Polen gepflegt.

Jürgen Weiher ist ein Macher. Und damit auch ein Realist. Mit diesem Standpunkt hat er sich stets engagiert, wenn er es für notwendig hielt, und das tut er auch noch heute. 2014 verlieh ihm Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das war die höchste Auszeichnung in einer langen Reihe Ehrungen. Darunter auch das Silberne Eichenblatt der Pommerschen Landsmannschaft im Bund. Weiher sei "kooperativ und in der Verhandlungsführung auf Ausgleich bedacht", sagte Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Jürgen Weiher sagt dazu im Rückblick, dass es stets seine Devise gewesen sei, Vernunft walten lassen: "Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn man auch bereit ist, Kompromisse einzugehen."

Mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, führe zu nichts. Mit dieser, seiner ihm innewohnende Einstellung für das, was getan werden muss, habe er 1966 zunächst "zähneknirschend" das Amt des Vorsitzenden der Pommerschen Landsmannschaft übernommen: "Aus der Not heraus, es wollte keiner machen", sagt der 78-Jährige. Gleichwohl habe er dieses Amt niemals als eine Last empfunden. Er sieht die Pommersche Landsmannschaft nicht als einen Verein, viel mehr als "eine tiefgründige, ursprüngliche Interessengemeinschaft". Sie beruft sich auf die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5. August 1950". Darin werde der Verzicht auf Rache und Vergeltung erklärt. Zeit seines Lebens bemühte sich Weiher um Ausgleich zwischen den Nationen: "Hass zwischen den Nationen ist am falschen Platz."

Neben der normalen Tätigkeit eines Vorsitzenden kümmerte er sich um die Brauchtumspflege und organisierte für seine Landsmannschaft viele Reisen nach Polen. 1966 hatte die Landsmannschaft 46 Mitglieder, heute sind es rund 60. Das sei eine gute Zahl angesichts des Trends, sich immer weniger in Vereinen engagieren zu wollen. Wenn möglich, werde er das Amt des Vorsitzenden noch zwei Jahre lang ausüben. Den Vorsitz des Stadtsportverbandes, den er seit 42 Jahren innehat, wird Jürgen Weiher allerdings abgeben. Er hat sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Gesundheitliche Gründe seien ausschlaggebend. Weiher: "Ich werde das Steuer abgeben."

(bege)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort