Wermelskirchen Jugend-Arbeitslosigkeit steigt deutlich an

Wermelskirchen · Die Flüchtlingssituation macht sich in der Statistik der Arbeitsagentur bemerkbar. Viele geflüchtete Menschen seien noch nicht in der Lage, kurzfristig Arbeit aufzunehmen. Sie sollen zeitnah an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.

Wermelskirchen: Jugend-Arbeitslosigkeit steigt deutlich an
Foto: Catja Vedder/Arbeitsagentur

Der Rheinisch-Bergische und der Oberbergische Kreis sowie die Stadt Leverkusen spielen in der Champions League - zumindest beim Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen im vergangenen Jahr. Gestern präsentierte Stefan Krause, Geschäftsführungsvorsitzender der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, die aktuelle Arbeitsmarktstatistik für seinen Bezirk und zeigte sich durchaus zufrieden.

In Rhein-Berg ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in 2016 auf 71.568 und damit um 2,1 Prozent im Vergleich zu 2015 gestiegen, in Oberberg sogar um 2,9 Prozent (101.266), in Leverkusen auf 62.692 (plus 1,2 Prozent). "Und die Signale stehen auf weiteres Wachstum", prognostizierte Krause. Die Arbeitslosenquote in Rhein-Berg lag im vergangenen Jahr bei 6,2 Prozent (2015: 6,3 Prozent), in Oberberg unverändert bei 5,5 Prozent.

"Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist im Rheinisch-Bergischen Kreis geringer als in den anderen Regionen", sagte der Geschäftsführer. Das führte er vor allem auf die hohe Mobilität der Erwerbstätigen zurück: Immerhin 62.551 Menschen pendelten im vergangenen Jahr regelmäßig zu ihrem Arbeitsplatz außerhalb des Kreises. Damit hätten sie aber auch eine erheblich größere Job-Auswahl. Zum Vergleich: Oberberg verlassen täglich 31.634 Pendler, Leverkusen nur 31.173.

Zum wohl vorerst letzten Mal präsentierte Krause die Erfolge der Agentur für Arbeit bei der Bekämpfung der Jugend-Arbeitslosigkeit. Bis 2015 war sie in Rhein-Berg und im Oberbergischen drei Jahre in Folge gesunken, 2016 aber um 7,2 Prozent in Oberberg und um sechs Prozent in Rhein-Berg in die Höhe geschnellt. "Die Zahlen steigen durch Flucht und Asyl nun deutlich an", sagte der Chef der Arbeitsagentur.

Bei vielen Flüchtlingen handele es sich um junge Menschen, die aber noch nicht in der Lage seien, kurzfristig Arbeit aufzunehmen. Für die Betreuung aller Asylbewerber wurde das Personal der Arbeitsagentur um acht Vollzeitstellen in der Vermittlung aufgestockt. "Das Ziel ist es, den geflüchteten Menschen zeitnah den Spracherwerb zu ermöglichen und sie an den deutschen Arbeitsmarkt heranzuführen", sagte Sprecherin Regina Wallau.

Die Statistik für diesen Teil des Arbeitsmarktes sieht allerdings nur auf den ersten Blick dramatisch aus: Im Rheinisch-Bergischen Kreis stieg die Zahl der erwerbsfähigen Personen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern von 628 auf 1.947 um 210 Prozent, im Oberbergischen Kreis von 264 auf 1.658 Menschen - ein Plus von 528 Prozent. Dem stehen auf den zweiten Blick jeweils rund 100.000 Arbeitsplätze in beiden Kreisen gegenüber.

Das wichtigste Argument für die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt sieht Krause indes in ihren künftigen Chancen: "Wir verstehen diese Zahlen speziell im Oberbergischen Kreis als willkommenes Potenzial zur Entwicklung von Fachkräften", sagte er. Denn auch das gehört zur Statistik: Die Arbeitskräftenachfrage ist weiterhin hoch und im Vergleich zu 2015 noch einmal um mehr als zehn Prozent gestiegen. Während Arbeitssuchende oftmals an Helferstellen interessiert seien, suchten die Unternehmen vor allem Fachpersonal. "Unser Ziel ist es, das Potenzial der geflüchteten Menschen zu nutzen und die meist jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt zu integrieren - als Fachkräfte, nicht für Helfertätigkeiten", sagte der Geschäftsführer der Arbeitsagentur.

Es sei wichtig, diese Menschen von der Wichtigkeit einer Ausbildung zu überzeugen. Denn etliche interessierten sich vor allem dafür, möglichst schnell Geld zu verdienen, um ihre Familien zu unterstützen, nicht unbedingt für eine langfristige Ausbildung.

(RP)
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