Wermelskirchen Kammerchor begeistert mit Musik von Bach und Mozart

Wermelskirchen · Der November ist traditionell jener, der den dunkleren Themen des Lebens zugeneigt ist. Deswegen war es stimmig, dass sich der Kammerchor der Evangelischen Kirchengemeinde in seinem Herbstkonzert mit den Musikern des Neuen Rheinischen Kammerorchesters Köln und vier hervorragenden Solisten unter Gesamtleitung von Andreas Pumpa die wundervolle Bach-Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis" herausgesucht hatte. Ergänzt wurde sie durch Wolfgang Amadeus Mozarts Adagio und Fuge in c-Moll, gekrönt durch das geniale Requiem in d-Moll. 200 Zuschauer lauschten andächtig, sparten sich zum Glück Zwischenapplaus und störten so nicht die sakrale Stimmung.

Diese wurde zu Beginn der Kantate deutlich, als Geige und Oboe in einen herzzerreißenden Dialog einstiegen, ehe sich die anderen Musiker anschlossen und mit dem 23-köpfigen Kammerchor einen ausdrucksstarken Klangkörper erzeugten, dem am effektivsten mit geschlossenen Augen zu lauschen war. Besonders schön war es immer dann, wenn Chor und Orchester gemeinsam über dem präzisen basso continuo erstrahlten. Denn dann bekam man eine Ahnung davon, dass sich die titelgebende "Bekümmernis" vielleicht doch noch zum Guten hin auflösen könnte.

Rein instrumental konnte das Kammerorchester seine Klasse beim Adagio und der Fuge in c-Moll, dem ersten Stück von Mozart, unter Beweis stellen. Mozart lebte natürlich in einer ganz anderen Zeit als Bach, allerdings war deutlich zu hören, dass das früh verstorbene Genie dem großen Vorbild Bach nachzuhören und nachzueifern versuchte. Das kurze Zwischenspiel war dann quasi die Ouvertüre zum Hauptwerk des Abends, Mozarts Totenmesse aus seinem Todesjahr 1791.

Und es war ein Moment für geschlossene Augen, fürs Wirkenlassen der Musik, ja, auch fürs sich Fallenlassen. Unvermeidbar, dicke Gänsehaut zu bekommen. Einerseits wuchtig, andererseits filigran-fein waren die Chorharmonien, großartig das "Kyrie", bei dem der Wermelskirchener Chor brillieren konnte, gefolgt von "Dies irae, dies illa" - dramatisch und voller Energie. Das "Lux aeternam", das ewige Licht, erstrahlt trotz Moll-Akkorden in hellem Glanz und entließ den Zuhörer mit sich und der Welt im Reinen in die dunkle Novembernacht. Zuvor gab es aber noch langen und kräftigen Applaus für die Musiker.

(wow)
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