Wermelskirchen Kampf um den König

Wermelskirchen · Im Schachverein duellieren sich Spieler aller Altersklassen wöchentlich an den schwarz-weißen Brettern. Jetzt möchte der Verein ein Jugendteam aufbauen. Wer gerne Schach spielt, ist heute Abend beim nächsten Training willkommen.

 Frank Hermes spielt mit dem 14-jährigen Samuel Schmitz - es wird der Tag kommen, dass der heute 55-Jährige gegen Samuel verlieren wird.

Frank Hermes spielt mit dem 14-jährigen Samuel Schmitz - es wird der Tag kommen, dass der heute 55-Jährige gegen Samuel verlieren wird.

Foto: Jürgen Moll

Freitagabends kommt es im Haus der Begegnung zu einem ungewöhnlichen Duell. Auf der einen Tischseite sitzt der 55-jährige Frank Hermes, auf der anderen Samuel Schmitz - er ist erst 14 Jahre alt. Zwischen den beiden befindet sich ein Schachbrett, und in genau dieser Disziplin stehen sie sich Woche für Woche gegenüber. "Ich habe es noch nie geschafft, Frank zu besiegen. Aber mit der richtigen Taktik bekomme ich das irgendwann hin", sagt Samuel über die Duelle mit seinem Trainer. Beide sind Mitglied des Schachvereins Wermelskirchen, Hermes ist dort Jugendwart und Spielleiter. "Jedes Spiel für sich ist ein Kunstwerk", sagt Hermes.

Diese Kunst bringt der 55-Jährige den sieben Nachwuchs-Schachspielern bei. Wenn sich die Gruppe freitags um 19 Uhr trifft, steht aber keine Theorie- oder Taktik-Schulung auf dem Plan. Die Kinder zwischen zehn und 14 Jahren sitzen sich in Reihen gegenüber und lernen den Kampf um die kleinen Figuren ganz praktisch. Die Grundregeln sind bekannt - die Jugendlichen legen los, sobald die Schachfelder aufgebaut sind. Während die Züge gesetzt werden, schaut Hermes dem Nachwuchs über die Schulter und gibt Tipps. "Ich bin erst einmal froh, dass die Jungs einfach ohne Verpflichtungen herkommen und gerne spielen", sagt Hermes.

Denn im Gegensatz zu den großen Ballsportarten, hat Schach nicht so eine breite Basis im Jugendbereich. Derzeit stellt der Schachverein, der bereits 1932 gegründet wurde, kein offizielles Jugendteam, das an Wettkämpfen teilnimmt. Anfang der 2000er Jahre sah das noch ganz anders aus. Damals traten die Wermelskirchener in der Ersten Jugend-Bundesliga an. "Das waren tolle Zeiten", erinnert sich Hermes, der schon seit Ende der 1980er Jahre als Jugendtrainer im Verein tätig ist. Danach hat die Begeisterung für den Sport allerdings wieder abgenommen. "Kein Wunder, wenn man sieht, wie viele Hobbys die meisten Kinder heute haben", sagt Hermes. Das langfristige Ziel ist es trotzdem, wieder eine Jugendmannschaft aufzubauen. Seine jetzigen Schüler finden die Idee klasse. "Das wäre eine coole Sache, wenn wir regelmäßig Wettkämpfe gegen andere ausspielen könnten", sagt Samuel Schmitz. Dafür müssen sie allerdings noch ein paar jugendliche Mitstreiter finden, die sich für Schach begeistern.

"Schach ist so komplex, dass noch kein Computer es geschafft hat, das Spiel komplett auszurechnen", erklärt Hermes seine Faszination für diesen Sport. Jeder Zug eröffnet neue Möglichkeiten - und genau diese Herausforderung reizt die Schachspieler so sehr. "Außerdem ist Schach eine der wenigen Disziplinen, bei denen das Alter kaum eine Rolle spielt. Ein geübtes Kind könnte ohne Probleme einen Erwachsenen besiegen. Das ist einmalig", findet Hermes.

Neben den Jugendlichen hat der Wermelskirchener Verein noch knapp 40 weitere Mitglieder, die sich in drei Senioren-Teams aufteilen. Die erste Mannschaft spielt in der fünfthöchsten Klasse, der Verbandsliga. "Da muss man zu den Auswärtspartien schon mal bis nach Kleve", erklärt Hermes. Bei nur neun Spielen im Jahr halte sich der Aufwand aber in Grenzen.

Die neue Schachsaison hat gerade begonnen. Seit September finden die Duelle statt. Hermes: "Egal, ob alt oder jung: wer Lust hat, mit uns den Winter zu überbrücken, ist eingeladen."

(kron)
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