Wermelskirchen Kinder spüren Veränderungen

Wermelskirchen · Die Gesellschaft hinterlässt ihre Spuren im Kindergarten. In der Kita "Wunderwelt" lassen sich die Erzieher davon nicht unterkriegen.

"Das Spiel ist die höchste Form der Forschung." Dieses Zitat von Albert Einstein hat Birgit Fischer, Leiterin des Kindergartens "Wunderwelt", als Überschrift für ihren Jahresbericht 2017 gewählt. Nur wer spielt, wird etwas erleben und entdecken. Nur wer ausprobiert, wird Erfolge und auch Rückschläge erleben.

Der Kindergarten "Wunderwelt" bietet viele Möglichkeiten zum Spielen, zum Lernen und zum Erleben. Stolz führen Marlene (4) und Laja (6) durch die Räume. "Das ist unser Werkraum, da haben wir Vogelhäuser angemalt", erzählen die beiden. Es geht zur Mal-Ecke, in den Turnraum und in den Theater-Raum. Es gibt Kuschelecken und Bereiche für Spiele. "So, das war's", sagen sie kurz und knapp am Ende des Rundgangs. "So viele Sachen hat zu Hause keiner", sind die beiden sicher.

Der Kindergarten, der zum DRK-Ortsverein gehört, wird gut besucht. Aktuell sind es 71 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die in drei Gruppen die "Wunderwelt" besuchen. Vier Erzieherinnen, zwei Kinderpflegerinnen und ein Heilerziehungspfleger stellen das Team. Dazu gibt es noch sieben Praktikantinnen. Die Kernzeiten sind von 7 bis 16.30 Uhr und bis auf wenige Tage ist der Kindergarten das gesamte Jahr geöffnet.

Es läuft gut, doch Veränderungen sind spürbar. "Es gibt ganz klar Defizite im Bewegungsbereich, bei der Sprache und bei der Konzentration", sagt Leiterin Fischer. Offenbar wird zu Hause nicht mehr gespielt und auch wenig miteinander gesprochen. Die meisten Kinder sind mit der maximalen Möglichkeit von 45 Stunden pro Woche im Kindergarten. Das ist mehr als die Wochen-Arbeitszeit eines Erwachsenen. Und nicht immer ist die Unterbringung im Kindergarten der eigenen Berufstätigkeit geschuldet.

Gibt es ein Outsourcing auch bei Kindern? Werden alle Leistungen wie Pflege, Erziehung und Betreuung außer Haus eingekauft und professionellen Kräften übertragen? "Teilweise ist das so", bestätigt Fischer: "Das beginnt mit der Tagesmutter, geht über den Kindergarten und weiter zur Schule."

Stutzig wird die Leiterin, wenn die Kinder das komplette Jahr den Kindergarten besuchen. Selbst der Urlaub wird bei einigen Familien nicht dazu genutzt, gemeinsam etwas zu unternehmen. Es ändert sich, aber es wird nicht besser. "Früher haben wir mit den Kindern Schach gespielt. Das geht nicht mehr, weil sie sich nicht konzentrieren können." Früher gab es Seminare für Eltern, um Erziehungsfragen zu diskutieren. Abgesagt wegen geringem Interesse.

Und auch das traditionelle jährliche Familiensportfest der Kindertagesstätte "Wunderwelt" musste gestrichen werden. "Die ganzen Missstände und die Entwicklung sind seit Jahren bekannt und es passiert nichts", sagt Fischer. "Gute Beispiele sehen wir in unseren Nachbarländern. Aber wir lassen nicht nach trotz aller Rückschläge", sagt sie schon etwas trotzig. Ziel ist es, die Kinder als gefestigte und selbstbewusste Persönlichkeiten zu entlassen.

(RP)
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