Wermelskirchen Klassisches ergänzt durch "Traumfantasien"

Wermelskirchen · Das Sinfonieorchester der Musikgemeinde Wermelskirchen begeistert bei seinem Adventskonzert im Rittersaal von Schloss Burg. Gelungene Uraufführung der "Traumfantasien" der Geigerin Sylvia Wimmershoff.

 Gewohnt großes Einfühlungsvermögen zeigten auch die Streicher im Zusammmenspiel mit den anderen Orchestermitgliedern.

Gewohnt großes Einfühlungsvermögen zeigten auch die Streicher im Zusammmenspiel mit den anderen Orchestermitgliedern.

Foto: Jürgen Moll

Mozart ergänzt durch eine zeitgenössische Komposition aus den eigenen Reihen — das war das Erfolgsrezept, mit dem das Sinfonieorchester der Musikgemeinde Wermelskirchen bei seinem traditionellen Adventskonzert erneut glänzen konnte. In zwei sehr gut besuchten Veranstaltungen erlebten die Zuhörer im Rittersaal von Schloss Burg ein stimmiges, gut vorbereitetes und umgesetztes Programm, das sehr gut zum Ambiente des geschichtsträchtigen Umfelds passte.

Der sinfonische Klang füllte den Raum auf aparte Weise, ohne seine akustischen Möglichkeiten zu sprengen. Beachtlich zudem, wie viele junge Musiker in jüngster Zeit in den Klangkörper hineingewachsen sind und sich den Herausforderungen anspruchsvoller Werke stellen. Dass sie sich zwischen den routinierteren Instrumentalisten und langjährigen Orchestermitgliedern wohlfühlen, ist sicher auch ein Verdienst der beiden Dirigenten. Reinhold Felthaus und Alfred Karnowka dirigierten durchsichtig und straff und gaben den Musikern damit klare Vorgaben.

Im schwungvollen Forte stieg das Orchester mit der Ouvertüre aus Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" ins Programm ein. Im ruhigeren Mittelteil gefiel das Orchester mit Akkuratesse und dynamischer Zurückhaltung, bevor mit Elan das Thema der ersten Takte wieder aufgenommen wurde. Ein großes Kompliment gebührt dem Orchester zudem für die Darbietung vom Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur, KV 488, das zu den beliebtesten Orchesterwerken dieses Genres zählt.

Im Zusammenspiel mit dem Solisten Professor Peter Florian bewiesen die Musiker Einfühlungsvermögen und arbeiteten gemeinsam mit ihm die verschiedenen Stimmungen und Themen, die die Komposition auszeichnen, exakt heraus. Je nachdem wurde das Klavierspiel von den Streichern umschmeichelt — wie im ruhigen Mittelsatz gehört — oder aber die perlenden Läufe korrespondierten in feiner Abstimmung mit den Tutti des Orchesters. Heiter, lebhaft und temporeich das abschließende Allegro assai. Die Uraufführung der 2012 entstandenen "Traumfantasien" aus der Feder von Orchestermitglied und Geigerin Sylvia Wimmershoff bildeten eine schöne Ergänzung. Mit einer melodischen, fließenden Tonsprache fügte sich das Werk harmonisch ein.

Die Holzbläser waren in der vierteiligen Komposition besonders gefordert, denen die Streicher in den "Gedanken zur Nacht" des ersten Satzes einen feinen Klangteppich bildeten. Das Oboenduett im zweiten Satz war eine Zäsur, die zudem in Kontrast zu der zunächst dunkleren Farbgebung des folgenden dritten Teils stand. Lautmalerisch und im besten Sinne eine Programmmusik war sodann der Abschluss, als zwölf Glockenschläge die Geisterstunde eröffneten. Die schlüssig in Noten umgesetzten Ideen der Tonschöpferin und das eloquente Spiel der Musiker würdigte das Publikum mit lang anhaltendem Beifall.

Den Abschluss bildeten drei Arien aus Mozarts Opern "Zauberflöte" und "Don Giovanni", die Reinhold Felthaus zum Besten gab. Dass sich der Bariton dieser Aufgabe mit einer schweren Erkältung stellte, war nur in Teilen zu hören, der Solist wuchs vor allem in der abschließenden Registerarie "Madamina" trotz gesundheitlicher Einschränkung über sich hinaus. Chapeau!

(RP)
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