Wermelskirchen Konzert als Multimedia-Projekt

Wermelskirchen · Die Kölner Band "Mercy Street" präsentiert am 9. März in der Kattwinkelschen Fabrik ein außergewöhnliches Konzert mit einem Klang- und Leinwandshow, die dem Ausnahmekünstler Peter Gabriel gerecht werden will.

 Die Auftritte von "Mercy Street" sind geprägt von einer aufwendigen Licht- und Tontechnik. Dazu gibt es eine außergewöhnliche Multimediashow.

Die Auftritte von "Mercy Street" sind geprägt von einer aufwendigen Licht- und Tontechnik. Dazu gibt es eine außergewöhnliche Multimediashow.

Foto: Thomas Magda

Ihr erstes Konzert überhaupt spielten sie vor ziemlich genau drei Jahren im Bistro der Kattwinkelschen Fabrik. Seither haben die sechs Musiker von "Mercy Street" ihren Auftritt zu einem Multimedia-Projekt entwickelt. Ein gemeinsam mit Fotografen, Filmemachern und Illustratoren entwickeltes Videokonzept ergänzt die Konzerte der Kölner Band - kein Wunder, denn als "Tribute to Peter Gabriel" hat sich "Mercy Street" einem Künstler verschrieben, der die Botschaft seiner Musik bereits in den 1980er Jahren mit Multimediatechnik verstärkte, mit aufwendiger Lichtshow und schauspielerischen Theaterszenen auf der Bühne untermauerte. Beim "Mercy Street"-Konzert am Freitag, 9. März, geht's allein aus Platzgründen deshalb auf die Bühne der kleinen Katt-Halle.

"Wir wollen Kuratoren von Gabriels Werk sein", setzt Ulf Pohlmeier, Sänger und treibende Kraft von "Mercy Street", im Gespräch mit unserer Zeitung die Meßlatte hoch an. Der 46-jährige Radioredakteur und Vater zweier Töchter ist seit seinem elften Lebensjahr Fan von Peter Gabriel, der sich als visionärer Komponist, der Pop- und Weltmusik einzigartig verschmelzen ließ, einen Namen machte: "Peter Gabriel ist ein Sonderfall. Der hat eine derart besondere Attitüde und als Künstler eine solche Ernsthaftigkeit, dass er sich nicht imitieren lässt." Dadurch habe sich bei "Mercy Street" die Idee zu einem dokumentarischen Konzert mit kommentierender Perspektive entwickelt: "Ich erzähle beim Konzert auch Geschichten und Anekdoten. Wer zu uns kommt, erlebt die Musik und nimmt Informationen mit - die Leute saugen das auf, durch uns wurden Zuhörer zu Gabriel-Fans. Ich freue mich, wenn ich Peter Gabriel stimmlich gerecht werde." Keine Eins-zu-Eins-Kopie zu versuchen, sondern eine neue Perspektive auf die Musik zu schaffen, entspreche dem künstlerischen Gabriel-Geist.

Das gesamte "Mercy Street"-Konzert wird von einer Show aus Bildergalerien und Videos auf Leinwänden visuell begleitet. Ein Jahr Arbeit steckt darin. "Das ist ein Quantensprung, der vom Publikum honoriert wird. Und das funktioniert in Clubs, wo Peter Gabriel ja längst nicht mehr spielt", ist Ulf Pohlmeier überzeugt. Der Sänger sieht die Bedeutung von qualitativ hervorragenden Tributebands wachsen: "Die große Rock- und Popgeneration gibt es bald nicht mehr. Jemand muss deren Werk weitertragen, so wie es in der Klassik längst selbstverständlich ist."

Beispielsweise für die Leinwand-Sequenz zum Lied "Solsberry Hill" - Gabriels erster Single (1977) als Solokünstler nach seinem Ausstieg bei "Genesis" - reiste Pohlmeier mit Kameramann eigens an den Originalschauplatz bei der englischen Stadt Bath, wo sein Idol spazieren ging und sich zu dem Song inspirieren ließ: "Das ist eigentlich ein Hügel unter vielen. Der war gar nicht so einfach zu finden." Als Fan besuchte Pohlmeier zahlreiche Gabriel-Konzerte, obendrein las er Bücher und Presseberichte, um seine Ideen, die er selbst angesichts des nicht unbeträchtlichen Aufwands als "Spinnereien" bezeichnet, zu entwickeln. Pohlmeier ist der Einzige im "Mercy Street"-Bunde, der nicht vom Musizieren lebt. Seine Mitstreiter sind allesamt hochkarätige Musiker, die unter anderem mit "Saga", "Revolverheld", John Miles oder "Die Fantastischen Vier" arbeiteten (Katja Symannek: Gesang, Patrik Winckler: Gitarre, Roman Fuchß: Bass, Thomas Elsenbruch: Keyboards, Heiko Braun: Schlagzeug). Als "siebtes Band-Mitglied" beschreibt Ulf Pohlmeier den Tontechniker Tim Jansen, der bereits vor drei in der Katt für einen brillianten Sound sorgte. "Eigentlich wollte ich im Proberaum nur mit diesen Musikern einige Gabriel-Songs versuchen. Sie lieben das, schätzen es musikalisch, weil alles andere, was sie sonst spielen, kaum so komplex ist", erinnert sich Pohlmeier an die "Mercy Street"-Anfänge. "15 Auftritte pro Jahr mit 200 bis 400 Besuchern", nennt Pohlmeier als Ziel: "'Mercy Street' ist nicht tauglich für Stadtfeste wie Matinee zur Wermelskirchener Kirmes. Unser Konzept passt in Kulturzentren." Das Programm bedient sich aus allen Werken Peter Gabriels. Schwerpunkte liegen auf den Erfolgsalben "So" und "Us" sowie der bahnbrechenden Konzertproduktion "Secret World Live" (1993/94).

(RP)
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