Wermelskirchen Kritik an Plänen für Kunstrasen im Dorf

Wermelskirchen · Die Breitensportler im DTV klagen über die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten für Nicht-Fußballer, falls die Pläne für die neue Anlage am Höferhof so umgesetzt werden. Es wäre dann ein reines Fußballstadion mit Alibi-Elementen für den Breitensport. Der DTV-Vorsitzende ist stinksauer.

Die Vorfreude auf den Baubeginn der Kunstrasenanlage am Höferhof im nächsten Jahr ist nicht bei allen Sportlern in Dabringhausen vorhanden. Die Interessengruppe Breitensport im DTV meldet sich nun zu Wort und kritisiert die bisherige Planung. Die würde nämlich stark eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten für alle Nicht-Fußballer nach sich ziehen. Nach jetzigem Stand werde es ein reines Fußballstadion mit einigen "Alibi-Leichtathletik-Elementen".

"Sollte die Planung ohne Korrekturen weiterverfolgt werden, bedeutet das sicherlich das Ende des Outdoor-Breitensports und der Kinder-Leichtathletikgruppe in Dabringhausen", sagt Sabine Krüger in einer Stellungnahme, stellvertretend für alle DTV-Breitensportler.

Auf der neuen Anlage soll es keine eigene, vom Fußballplatz getrennte Laufbahn mehr geben. Stattdessen sollen Bahnen farbig auf dem Fußballspielfeld markiert werden (BM berichtete). Der Fußballplatz werde künftig montags bis freitags von 16.30 bis 22 Uhr durchgehend durch die Jugend- und Seniorenteams belegt sein, da mittelfristig der Ascheplatz am Asterweg verkauft werde. "Die Laufbahnen könnten lediglich außerhalb des Fußballtrainings, etwa vormittags durch Schulen, genutzt werden. Gleiches gilt für die geplante Weitsprunggrube, deren Anlaufstelle ebenfalls auf dem Spielfeld liegt", kritisieren die Breitensportler.

Sollten Leichtathletik- und Fußballtraining zeitgleich stattfinden, seien Kollisionen von Fußballern und Läufern vorprogrammiert. "Das Laufen auf einem Kunstrasenplatz ist nicht vergleichbar mit dem Laufen auf einer Tartanbahn", heißt es in der Mitteilung. Speziell bei Feuchtigkeit sei Kunstrasen sehr rutschig, die Gefahr groß.

Auch die angedachte Nutzung der Gymnastikwiese für das Training der Jugendfußballteams sehen die Breitensportler kritisch. "Was nutzt eine solche Wiese, wenn sie sich nach kurzer Zeit in einen Acker verwandelt hat? Und wie soll eine Wiese dem Breitensport überhaupt dienen?" Von diesen Nutzungseinschränkungen durch den neuen Sportplatz seien mehr als 200 Breitensportler, Kinder und Jugendliche betroffen - etwa 50 DTV-Leichtathleten, 60 Sportabzeichen-Teilnehmer, 50 Crossfit-Sportler sowie zahlreiche extern organisierte Laufgruppen.

Die Neugestaltung der Anlage am Höferhof bietet eine große Chance, "den Sportplatz zu einer Multifunktionsanlage umzubauen, die allen Bürgern in Dabringhausen und Umgebung dient und über Jahre hinaus Freude am Sport bereitet", finden die Breitensportler. Es lägen bereits viele Ideen zur erweiterten Planung einer "Outdoor-Sportanlage Höferhof" vor, die sicherlich von Sponsoren unterstützt würden.

Die Interessengruppe Breitensport im DTV schlägt vor, den Kunstrasenplatz mit einer zumindest zweispurigen Laufbahn zu umgeben. "In den Nachbarstädten, zum Beispiel Hückeswagen, wurden Kunstrasenplätze mit kombinierten Tartanbahnen deutlich günstiger realisiert als die bisherige Planung für den reinen Kunstrasenplatz am Höferhof", teilen die Breitensportler mit. Ihren Aussagen zufolge soll die Kostenschätzung für den Platz am Höferhof bei 800.000 Euro liegen. Zudem wäre eine vierspurige 100-Meter-Laufbahn an einer Längsseite des Platzes wünschenswert - diese könne auch für Sprint- und Koordinationstraining der Fußballer genutzt werden. Zudem setzen sich die Breitensportler dafür ein, den oberen Gummiplatz als Ausweichfläche für den Jugendfußball sowie für Aerobic- und Crossfit-Gruppen zu erhalten. "Die Weitsprunganlage könnte dort weiter genutzt werden."

DTV-Vorsitzender Andreas Gall kann die öffentliche Kritik nicht nachvollziehen. "Ich kenne das Schreiben nicht. Ich bin stinksauer, dass sie damit an die Öffentlichkeit gegangen sind", sagte er. Es sei vereinbart worden, dass bei einem Treffen heute Abend über mögliche Alternativen bei der Planung gesprochen werde. Gall: "Die Interessengruppe sollte den Bedarf zusammenstellen. Es ist auch überhaupt noch keine Entscheidung gefallen."

Im Sportausschuss bestätigte Tiefbauamtsleiter Harald Drescher gestern, dass die Bauarbeiten am Höferhof am 1. April beginnen sollen. "Wenn das Wetter nicht mitspielt, könnte sich dies um ein paar Wochen verschieben." Das Ziel, den Platz spätestens im September zu eröffnen, sei aber realistisch. Drescher: "Zwölf Wochen Bauzeit sind veranschlagt - das ist gut machbar. Wir sind auf einem guten Weg." Allgemeiner Tenor im Ausschuss nach der öffentlichen Kritik der Breitensportler: Dieses Problem müsse der DTV intern besprechen und lösen.

(ser)
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