Wermelskirchen Kühlen Kopf bewahren!

Wermelskirchen · Sengende Sonne und 32 Grad im Schatten sorgten gestern bei so manchen Wermelskirchener für klebende Schenkel und Schweißperlen auf der Stirn. Die BM-Redaktion hat sich in der Innenstadt umgehört, mit welchen Tricks man die Hitze trotz Arbeit bewältigt.

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Endlich ist er da, der Sommer. Lange haben wir ihm entgegengesehnt, vor regenbedeckten Fenstern darauf gehofft, dass vielleicht doch noch die Sonne hinter den Wolken hervorkommt. Die Wolken haben sich jetzt verzogen. Die Sonne zeigt sich in voller Pracht. Lange und heiß schien sie gestern auf die Menschen nieder, sorgte für Durst, Schweißperlen und auch für Spaß. Da aber nicht jeder das Glück hat, bereits im Urlaub zu weilen, hat die BM-Redaktion in der Innenstadt mal nachgefragt: Wie bewältigen Bauarbeiter und Imbissinhaber die Hitze, wie anstrengend ist es als Eisdielenverkäufer?

Draußen sind es 32 Gard Celsius, im Grillimbiss "Bei Ali" an der Telegrafenstraße gefühlt 45. Und trotzdem begrüßt Inhaber Tolga Bildik die Gäste mit einem Lächeln. "Im Laufe der Jahre hat man sich an die Hitze gewöhnt", sagt er. Seit zwölf Jahren führt seine Familie den Imbiss. Schon immer stand auch ein Pizzaofen drin. "Der wird 300 Grad heiß, wenn man ihn aufmacht, merkt man das sofort", sagt er. Am schlimmsten aber, so ergänzt Bildik, sei die Arbeit am Dönerspieß. "Da steht aber immer meine Mutter vor", sagt der Inhaber und lacht. "Viel trinken ist da besonders wichtig. Darauf achte ich auch. Sonst kann man nichts machen, man muss die Hitze einfach ertragen."

Ähnlich sieht das Sebastian Schurak. Er ist Betonmischer und arbeitet zurzeit an der Rathausfassade. "Was soll man machen, man arrangiert sich. Die Hitze ist besser als strömender Regen", sagt er. Und doch muss der Bauarbeiter auf die Temperatur achten. Denn bei deutlich mehr als 30 Grad geraten die chemischen Prozesse im Baumaterial durcheinander. "Dann erreicht der Beton nicht die gewünschte Festigkeit oder reagiert zu schnell, so dass wir ihn nicht richtig verarbeiten können", erklärt er. Abkühlung verschafft ihm nur viel trinken. Leichte Kleidung wie Shorts oder Sandalen sind aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nicht drin. Auch jegliches Lüftchen bleibt Schurak dank der dichten Staubplanen verwehrt.

Gerade diese laue Brise genießen dafür Renate und Hubert Stänger im Eiscafé Cordella. Die Tische hier sind heiß begehrt. Die Menschen drängen sich zu den Schattenplätzen. Auch das Rentnerpaar versteckt sich inzwischen vor der Sonne. "Eigentlich wollten wir eine Radtour machen. Doch es ist zu warm, so macht das keinen Spaß mehr", sagt Renate Stänger. "Mein Mann hat ohnehin hohen Blutdruck, da muss man aufpassen, deswegen machen wir jetzt langsam und essen Eis."

Der kalte Snack ist auch im Café Wild der Renner. Alle schokoladigen Köstlichkeiten wurden dafür in den Keller verfrachtet. Gleich ob Torten oder Pralinen, die Kühltheken sind nur halb so voll wie üblich bestück. Auch die Mitarbeiter sind immer wider im Keller zu finden. "Das ist heute der beliebteste Platz. Immer wenn es etwas von unten zu holen gibt, melden sich alle gleich freiwillig", erzählt Mitarbeiterin Inga Wunert und lacht. Leise ergänzt sie: "Und manche Kollegin hat vor der Kühlanlage auch schon Samba getanzt." Hier wird das Wetter mit Humor genommen. Die Klimaanlage läuft, die Gäste sind gut drauf und der Fruchttortenbestand ist fast aufgebraucht. "Wir waren selbst überrascht, dass die Leute bei dem heutigen Wetter Lust auf Torte haben, aber am Vormittag war die Hölle los", sagt Wunert erfreut. Auf den Feierabend freut sie sich aber mindestens genauso: "Wir haben einen Pool zu Hause. Sobald ich Heim komme, hüpfe ich mit einer Arschbombe rein."

Das muss sich Lydia Zandomeneghi vom Eiscafé Venezia leider verkneifen. Sie hat Spätschicht, und bei Temperaturen um 30 Grad bedeutet das: bis Mitternacht arbeiten. "Ideal wären 24 bis 25 Grad für uns. Wenn es wärmer ist, kommen die Leute erst später, erst abends in die Eisdiele." Und doch betont Inhaber Markus Zandomeneghi: "Von mir aus kann das Wetter bis Dezember 2020 so bleiben." Schließlich lebt die Eisdiele von gutem Wetter, selbst wenn die Hitze auch den Servicekräften zu schaffen macht. "Alles ist besser als eineinhalb Monate Regen", sagt Lydia Zandomeneghi. "Und ich esse zwischendurch einfach auch eine Kugel Apfel- oder Orangeneis."

(beaw)
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