Wermelskirchen Landwirte sind in ihrer Existenz bedroht

Wermelskirchen · 2015 war kein gutes Jahr für hiesige Milch- und Schweinebauern. Die Preise bleiben im Keller, vielen kleinen Betrieben droht das Aus. Die Gründe sind international. Einzig der Feldertrag und die Wetteraussichten sorgen für leise Hoffnung.

 Das Lechzen nach höheren Milchpreisen setzt sich trotz weggefallener EU-Milchquote auch im Jahr 2016 fort, prophezeit Ortslandwirt Torsten Mühlinghaus.

Das Lechzen nach höheren Milchpreisen setzt sich trotz weggefallener EU-Milchquote auch im Jahr 2016 fort, prophezeit Ortslandwirt Torsten Mühlinghaus.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Torsten Mühlinghaus ist Landwirt in vierter Generation. Der Wermelskirchener hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt und seinen Beruf seit gut 25 Jahren immer mit großer Freude ausgeübt. Anfang der 1990er-Jahre hielt der Milchbauer 35 Kühe. Heute sind es knapp 100. Doch so langsam vergeht ihm laut eigener Aussage die Lust am Arbeiten.

Denn auch gut ein Dreivierteljahr nach dem Wegfall der europäischen Milchquote (s. Infobox) hat sich für die hiesigen Landwirte noch nichts zum spürbar Positiven entwickelt. Im Gegenteil: "Das Jahr war eine Katastrophe. Die Milch kostet immer noch nichts, wird sogar immer billiger. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht müsste ich meine Arbeit sofort einstellen", klagt Mühlinghaus. Aber das ist für ihn aufgrund seiner Verantwortung den Tieren gegenüber kein Thema.

Doch nicht nur für sich selbst, auch für seine Wermelskirchener Kollegen malt er ein düsteres Bild von der Zukunft. "Für kleine und mittlere Familienbetriebe sehe ich schwarz. Die bäuerliche Landwirtschaft will man kaputt machen und nur noch auf Großbetriebe setzen." Das sei nicht nur im Milchsektor so. Auch Schweinebauern stünden vor dem Abgrund.

Die Gründe für den Niedergang sind laut Mühlinghaus vielfältig. Neben übertriebenen Auflagen von Behörden und Molkereien trüge auch das negative Image der Landwirte zur schlechten Lage bei. "Wir werden wie die berühmte Sau durchs Dorf getrieben, sind für viele Außenstehende nur noch Umweltsünder und Tierquäler. Dabei gibt es hier die besten Böden, das sauberste Trinkwasser. Aber das interessiert niemanden, auch nicht die Politik."

Die Hauptursache für den Preisverfall liegt für den Milchbauer allerdings auf internationaler Ebene: "Das Russland-Embargo und der Einbruch der Exporte nach China haben sich enorm negativ auf unsere Situation vor Ort ausgewirkt." Hinzu komme der derzeit niedrige Ölpreis. Denn zwischen diesem und dem Preis für Milchprodukte habe schon immer eine Korrelation bestanden. "Wenn man die Werte vergleicht, erkennt man: Ist der Ölpreis hoch, ist auch der Milchpreis hoch. Aber durch die aktuelle Situation sind unsere Produkte nichts mehr wert. Das nutzt der Einzelhandel natürlich eiskalt aus."

Mühlinghaus und seinen Kollegen bleibt also nichts anderes über, als abzuwarten und auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu hoffen. Immerhin: Bezogen auf den Ertrag in Feld und Stall sei 2015 ein zufriedenstellendes Jahr gewesen. "Wir wohnen hier in der Region ja quasi im gelobten Land, hier regnet es immer rechtzeitig. Andere Regionen sind im vergangenen Jahr regelrecht vertrocknet."

Und auch die Wetteraussichten für die kommenden Tage stimmen den Wermelskirchener ein wenig positiver: "Wenn es nach dem milden Winter ein wenig Frost geben sollte, dann am liebsten jetzt." Dadurch könne man die sogenannte Bodengare herbeiführen, die das Erdreich auf natürlichem Wege auflockert und dadurch zur Fruchtbarkeit der Böden beiträgt. "Wenn es erst im Februar frieren würde, könnten wir von vorn anfangen."

(RP)
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