Wermelskirchen Laute Motorradfahrer vertreiben Anwohner

Wermelskirchen · Der Lärm ist für ein Dabringhausener Ehepaar unerträglich geworden. Es zieht jetzt aus einem eigenen Haus um in eine Mietwohnung.

 Für auswärtige Motorradfahrer mag das kurvenreiche Bergische Land einen besonderen Reiz darstellen - doch die Masse der manchmal wie Heuschrecken einfallenden Motorradgruppen sorgt für immer mehr Unbehagen von Anwohnern.

Für auswärtige Motorradfahrer mag das kurvenreiche Bergische Land einen besonderen Reiz darstellen - doch die Masse der manchmal wie Heuschrecken einfallenden Motorradgruppen sorgt für immer mehr Unbehagen von Anwohnern.

Foto: Kawasaki

Die Umzugskartons stehen schon im Flur. Der Traum vom eigenen Haus im Grünen ist vorbei. "Als wir vor drei Jahren dieses Haus gekauft haben, konnten wir diese Entwicklung nicht erkennen", sagt Wolfgang P. aus Dabringhausen. Schuld sind Motorradfahrer, die die Opladener Straße als Rennstrecke benutzen. "Bei schönem Wetter können wir unseren Garten und unsere Terrasse nicht nutzen", sagt das Ehepaar, "ohne Unterbrechung herrscht Motorradlärm. Einige wenden vor unserem Haus, um die Strecke mehrfach zu befahren."

Beide sind mittlerweile gesundheitlich angeschlagen und wollen nicht darauf warten, dass es schlimmer wird. Sie möchten nicht namentlich genannt und auch nicht fotografiert werden, da sie Reaktionen von Seiten der Motorradfahrer befürchten. "Wir haben mittlerweile mit allen Behörden gesprochen", sagt Wolfgang P., "doch keiner kann oder will uns helfen." Ob Landes-, Kreis-, Polizeibehörde oder die Verwaltung im Rathaus in Wermelskirchen. "Alle Gesprächspartner waren nett, aber niemand kann oder will eine Entscheidung treffen." Dabei könnte alles so einfach sein. In der Straßenverkehrsordnung heißt es: "Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Das Ehepaar wundert sich auch, dass diese Rennstrecke mitten durch ein Naturschutzgebiet führt. "Die Landstraße 294 zwischen Dünweg und Dabringhausen führt durch ein Naturschutzgebiet mit strengen Auflagen. Selbst hier auf unserem Grundstück dürfen wir noch nicht einmal einen Carport bauen", erzählen sie. Lärm scheint für den Naturschutz nicht interessant zu sein, denn die Strecke ist lediglich auf 100 Stundenkilometer begrenzt. "In Dabringhausen gilt Tempo 30 und die Landstraße L101 ist auf 70 Stundenkilometer limitiert. Durch das Naturschutzgebiet darf man aber rasen. Das passt doch nicht."

Im Sommer landen immer wieder Rettungshubschrauber auf dem Feld neben ihrem Grundstück. "Dann wird wieder ein Motorradfahrer von der Straße gekratzt", sagt er mit Sarkasmus in der Stimme. Die Liste der "Unfallhäufungsstellen" von 2014 im Rheinisch-Bergischen Kreis zeigt für den Bereich der Opladener Straße einen Anstieg seit 2012. In der Spalte der erledigten Maßnahmen steht derzeit ein klares "Nein". Es ist nichts passiert.

So lange will das Ehepaar nicht warten und hat jetzt die Reißleine gezogen. "Wir haben nichts gegen Motorradfahrer. Ich habe selbst einen großen Roller gefahren", erzählt Wolfgang P. "Aber mit diesen hirnlosen Idioten, die sich teilweise auf dem Hinterrad ein Rennen liefern, komm' ich nicht klar."

Das Ehepaar fühlt sich allein gelassen, denn niemand hilft. Ob sie ihr Haus verkaufen oder vermieten, ist ihnen schon fast egal - Hauptsache weg von diesem Wohnort.

(wsb)
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