Serie Was Macht Eigentlich... Manfred Maus Mit 82 Jahren ein gefragter Experte

Wermelskirchen · Der Wermelskirchener Obi-Gründer Manfred Maus ist trotz Ruhestands ein Unternehmer geblieben und viel unterwegs.

 Manfred Maus am Eingang zum Obi-Markt in Wermelskirchen. Der 82-Jährige fürchtet nicht, dass der Internethandel die stationären Baumärkte verdrängen wird. Sorge bereitet ihm allerdings der Fachkräftemangel.

Manfred Maus am Eingang zum Obi-Markt in Wermelskirchen. Der 82-Jährige fürchtet nicht, dass der Internethandel die stationären Baumärkte verdrängen wird. Sorge bereitet ihm allerdings der Fachkräftemangel.

Foto: Peter Meuter

WERMELSKIRCHEN Einen Termin mit Manfred Maus zu ergattern, ist nicht einfach. Der Kalender des Ehrenbürgers von Wermelskirchen, Obi-Gründers und Wegbereiters des Franchise-Systems ist voll - und das, obwohl der 82-Jährige seit 2004 keine Funktion mehr innerhalb der Baumarkt-Kette ausübt. Auf die Frage, ob er sich denn im Ruhestand noch in Baumärkten umschaut, antwortet der Vater dreier erwachsener Kinder und Großvater von sechs Enkeln kurz: "Permanent." Er sei Obi natürlich emotional verbunden.

Maus ist Träger unzähliger Preise, Ehrenpräsident diverser Verbände und stets auf Achse: Seine Vorträge sind gefragt, zudem ist er ein gerne gesehener Gast bei Empfängen. Seine Meinung tut er bei Foren und Diskussionsrunden kund. Dabei denkt Maus, der gebürtig aus Gottmadingen am Bodensee stammt, stets global und ist weltweit unterwegs - ohne seinen Wahlwohnsitz Wermelskirchen jemals aus den Augen zu verlieren.

Trotz Ruhestands ist Manfred Maus ein Unternehmer geblieben, denn er will Entwicklungen beeinflussen - wenn auch aus der zweiten Reihe. "Wir leben in einer Zeit des dramatischen Wandels. Heute herrscht ein unglaubliches Tempo", sagt er mit Blick auf den Einfluss der Digitalisierung. Wichtig sei, den Wandel und die damit verbundenen Konsequenzen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Eine klare Trennwand zwischen Arbeit und Privatleben zieht Maus dabei nicht: "Arbeit ist etwas Positives - Arbeit, die einen Sinn vermittelt und dem Talent entspricht."

Jachten, schmucke Villen oder ein Alterswohnsitz in Monaco sind nicht seine Sache. Manfred Maus erhebt lieber das bescheidene Benediktiner-Motto "Ora et labora" ("Bete und arbeite") zu seinem Prinzip. "Die zehn Gebote gelten für alle", betont der bekennende Christ und schlägt vom Glauben gleich die Brücke zum unternehmerischen Handeln: "Lügen führen zu Vertrauensverlust. Die Toleranz gegenüber anderen Kulturen und der Respekt vor dem Kunden sind das A und O."

Seine Lebenserfahrung als Unternehmer möchte er weitergeben. Zielorientiertes Denken habe er als Firmenkultur etabliert. Und dass nur zufriedene Mitarbeiter für zufriedene Kunden sorgen könnten, bleibe eine fortwährend bestehende Regel. Der nicht aufzuhaltende Wandel bedinge ein permanentes Lernen aller Beteiligten.

Der 82-Jährige fürchtet nicht, dass der Internethandel die stationären Baumärkte (Obi macht jährlich sieben Milliarden Euro Umsatz) verdrängt. "Das stationäre Geschäft wird anders existieren. Mehr in Richtung Showroom, der Lösungen und noch konkreter als bisher den Nutzen eines Produkts zeigt", sagt Maus und nennt ein Beispiel: "Höhenverstellbare WC-Sitze sind in einer älter werdenden Gesellschaft ein interessantes Produkt. Das muss im Baumarkt mit einem Muster-Aufbau präsentiert sein."

Mit Sorge beobachtet er den Fachkräftemangel. Es müssten Arbeitsplätze geschaffen und am Ort gehalten werden. Dahingegen sei es schon allein wegen der Staus im Großraum Köln schwer, Fachkräfte nach Wermelskirchen zu bekommen. "Die Wirtschaft bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Ich kann nicht nur von Fahrradfahren und Kunstrasen sprechen", sagt Maus.

Wermelskirchen habe unter anderem ein gutes Krankenhaus und gute Schulen, obendrein würden Firmen wie Obi, Ortlinghaus oder Tente-Rollen die Stadt profilieren. Wenn eine Kommune Sitz von Obi- oder Tente-Zentralen sei, wecke das bei Besuchern natürlich Erwartungen. "Nichts zu tun, gefährdet Arbeitsplätze", mahnt der 82-Jährige. "Die Leute sollen hier wohnen und arbeiten, sollen hier eine Perspektive haben." Ebenso müsste ein Chef seinen Angestellten eine Perspektive geben: "Ich habe Mitarbeiter zu Millionären gemacht, in dem ich sie unter anderem durch Beteiligungen motiviert und belohnt habe."

Der Tag des 82-Jährigen beginnt um 6 Uhr. Sein Büro hat er in Köln in der Nähe zum Büro seiner Tochter Sabine, die als Rechtsanwältin tätig ist. Persönlich legt Maus großen Wert auf eine gesunde Ernährung. Er schätzt die Lebensart der Schweizer, wo er unlängst zum Nationalfeiertag zu Gast war: "Da genieße ich die Küche und Kultur", sagt er.

(sng)
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