Traditionsberufe Bestatter Mitfühlen, aber nicht mitleiden

Wermelskirchen · Wir stellen Handwerksberufe vor, die es schon lange in Wermelskirchen gibt. Heute: Bestatter Friedrich Hackländer.

 Friedrich Hackländer (l.) und Daniel Fischbach heben einen Sarg in den Leichenwagen. "Ich hatte nie Angst vor Särgen", sagt der 59-Jährige.

Friedrich Hackländer (l.) und Daniel Fischbach heben einen Sarg in den Leichenwagen. "Ich hatte nie Angst vor Särgen", sagt der 59-Jährige.

Foto: Schütz

Wermelskirchen Warum wird man eigentlich Bestatter? Früher lag die Organisation der Beerdigung in den Händen der Familie, heute sind dabei so viele Regularien zu beachten, dass die "Bestattungsfachkraft" seit 2003 ein anerkannter Lehrberuf geworden ist. Die einzige Berufsschule für Nordrhein-Westfalen befindet sich in Wermelskirchen. Drei Jahre dauert die Ausbildung, sie ist aber keine Pflicht.

Der Zugang zu diesem Beruf ist frei, wer sich selbstständig machen will, benötigt nur einen Gewerbeschein - eigentlich. "Vor allem aber benötigt man eine gewisse innere Reife, um diesen Beruf zu ergreifen", sagt Friedrich Hackländer, der seit 36 Jahren ein Bestattungshaus in Wermelskirchen führt. Der Nachwuchs komme in dieser Branche häufig aus der Familie, weil die genau wisse, was es heißt, als Bestatter zu arbeiten.

Auch Friedrich Hackländer fand auf diesem Weg in seinen Beruf. Bereits als Kind wurde er tagtäglich mit dem Tod konfrontiert. Ein trauriger Mensch ist er deshalb nicht geworden. "Ich hatte nie Angst vor Särgen", sagt der 59-jährige und lacht. Er erzählt von seiner Jugend, in der er seinem Vater bereits früh half, Verstorbene aus dem Haus zu holen. Das Bestattungshaus Hackländer blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon der Großvater beförderte auf einem Kutschwagen die Särge zum Friedhof. Diese Tätigkeit wurde anfangs neben anderen Berufen ausgeübt, denn früher waren Bestattungen noch nicht so kompliziert wie heute. Der Schreiner fertigte den Sarg, den Leichentransport übernahm ein Lohnfuhrunternehmen.

Im Laufe der Jahre stellte der Staat aufgrund eines stärkeren Hygienebewusstseins Gesetze für das Bestattungswesen auf. Verstorbene durften nicht mehr bis zur Beerdigung zu Hause aufgebahrt werden. Sie mussten in Leichenhallen überführt werden, um die Infektionsgefahr für die Hinterbliebenen zu reduzieren. Mitte des 19. Jahrhunderts boten zum Beispiel Tischler oder Fuhrunternehmer die Betreuung der kompletten Beerdigung an. "Mein Vater gründete 1959 ein eigenes Bestattungsunternehmen in unserem Wohnhaus", erzählt der gebürtige Wermelskirchener. Häufig habe er die Tür geöffnet - anstatt seines Freundes standen trauernde Angehörige vor ihm.

Ein Bestatter muss zu jeder Tag- oder Nachtzeit erreichbar sein. "Man wird schnell erwachsen, wenn man als junger Mensch oft mit dem Tod konfrontiert wird", sagt Hackländer. Mit ein Grund, warum er interessierten Jugendlichen davon abrät, schon mit 17 Jahren in diese Branche einzusteigen. "Man kann das den Seelen der jungen Menschen nicht antun." Friedrich Hackländer dachte mit 16 Jahren nicht an die Übernahme des Bestattungsunternehmens. Er wünschte sich, kreativ arbeiten zu können.

Nach einer Konditor-Lehre absolvierte er eine weitere Ausbildung zum Industriekaufmann. 1980 musste sich der damals 21-jährige entscheiden, ob er mit in den Familienbetrieb einsteigen wollte. Sein Vater benötigte dringend Unterstützung. "Ich habe es dann doch als Chance gesehen", sagt Hackländer. 1997 legte er seine Fachprüfung als Bestatter ab.

Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass auch die Organisation von Beerdigungen Kreativität erfordert. Die Bergung und der Transport von Verstorbenen sowie die hygienische und kosmetische Behandlung machen nur einen Teil seines Berufes aus. "Man ist zum Beispiel auch als Setzer und Korrekturleser im Einsatz", erklärt er. Die beratende Tätigkeit sei jedoch die Kernaufgabe des Bestatters.

Man müsse lernen, einen gewissen Abstand zu wahren. "Es bringt nichts, wenn man anfängt, mit den Hinterbliebenen zu weinen." Friedrich Hackländer ist glücklich, dass er sich für den richtigen Weg entschieden hat. Und was ist das Wichtigste in seinem Beruf? "Man muss mit dem Herzen dabei sein."

(koene)
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