Serie 60 Minuten Im Ehrenamt Mittwochs zu Besuch bei Lore

Wermelskirchen · Gertrud Sprzagala besucht einmal in der Woche ihre 87-jährige Nachbarin Lore Wilke. Die beiden Frauen gehen zusammen spazieren oder spielen gemeinsam. Sprzagala arbeitet ehrenamtlich für den Besuchsdienst der Diakonie Wermelskirchen.

 Gertrud Sprzagala besucht einmal in der Woche Lore Wilke. Die beiden Frauen unternehmen immer etwas gemeinsam.

Gertrud Sprzagala besucht einmal in der Woche Lore Wilke. Die beiden Frauen unternehmen immer etwas gemeinsam.

Foto: Jürgen Moll

Wermelskirchen Lore Wilke und Gertrud Sprzagala können gut miteinander. Das wird deutlich, wenn man die 68-Jährige und ihre 87-jährige Nachbarin nebeneinander auf der Couch in Wilkes Wohnzimmer in Wermelskirchen sitzen sieht. Die beiden scherzen miteinander, unterhalten sich über dies und das und haben gemeinsam eine gute Zeit. Lore Wilkes Ehemann Karl Wilhelm sitzt manchmal daneben und freut sich darüber, dass seine Frau eine Ansprechpartnerin hat. Sprzagala, pensionierte Heilpädagogin, arbeitet ehrenamtlich für den Senioren-Besuchsdienst der Diakonie Wermelskirchen. "Ich musste einen Befähigungskurs machen, danach konnte ich dann Besuchsdienste übernehmen", erzählt die 68-Jährige, die ihr Ehrenamt im Vorjahr aus gesundheitlichen Gründen eigentlich wieder aufgegeben hatte. "Dann kam aber der Anruf, ob ich Besuchsdienst bei Lore machen könnte", sagt Sprzagala und ergänzt schmunzelnd: "Da habe ich mir gesagt: Für Lore fange ich wieder an." Die Angesprochene sieht ihre Nachbarin an und fragt spitzbübisch: "Ich weiß ja nicht, wie schön das so ist?" Sprzagala gibt, ebenso spitzbübisch, zurück: "Ach, mit dir schon!" Dann lachen beide herzlich.

Die zwei Frauen treffen sich einmal in der Woche, meistens am Mittwochnachmittag: "Wir haben feste Termine, natürlich müssen wir aber auch manchmal flexibel sein", meint die 68-Jährige. "Mittwoch um 15 Uhr kommt Gertrud", sagt Lore Wilke fest. Ihr Mann ergänzt: "Das ist für mich auch eine schöne Sache, dann kann ich mich auch einmal ausklinken." Er kümmert sich um seine Frau, geht einkaufen und erledigt andere Besorgungen. Da bieten dem 86-Jährigen feste Termine wie die Besuche von Sprzagala einen Ausgleich zum Alltag. Und wenn nichts dazwischenkommt, gilt dann auch: "Mittwochnachmittag ist mit Lore besetzt, da habe ich sonst nichts vor", sagt Sprzagala.

Seit etwa gut einem Jahr treffen sich die beiden Frauen nun schon regelmäßig. Für Sprzagala ist das ehrenamtliche Engagement keineswegs eine einseitige Sache: "Natürlich helfe ich den beiden, klar. Aber ich bekomme auch sehr viel zurück", sagt sie. Am wichtigsten sei für sie dabei das Gefühl, noch nicht zum alten Eisen zu gehören, gebraucht zu werden. Das Ehrenamt sei bei der Diakonie zudem sehr gut organisiert: "Einmal im Monat treffen wir uns zum Frühstück. Das dient dann dem Austausch untereinander, aber auch der Organisation. Und nicht zuletzt ist es ein Dankeschön", sagt die 68-Jährige. Manchmal gebe es auch kleinere Vorträge. So habe etwa die Bücherei über Literatur für Senioren informiert.

Aber bei aller Theorie sei es doch die Praxis, die zähle, meint Sprzagala: "Was wir am Mittwochnachmittag machen, hängt ein wenig von Lores Tagesform ab." Heute, an einem sonnigen Tag, wollen die beiden spazieren gehen. "Ich helfe den beiden Damen dann noch mit dem Rollator den Berg hoch zur Straße, das ist ja bei uns ein wenig steil", sagt Karl Wilhelm Wilke, ganz Gentleman. Beim Spaziergang übt Lore Wilke nicht nur mit dem Rollator, es wird auch viel erzählt: "Beim Gehen kann man gut reden. Ich kenne mich mittlerweile sehr gut in der Familie von Lore und Karl Wilhelm aus", sagt Sprzagala schmunzelnd. Oft gebe es im Anschluss an den Spaziergang noch eine Tässchen Kaffee zur Erholung, entweder zu Hause oder in einem Café.

Wenn das Wetter hingegen schlecht ist, spielen die beiden Frauen: "Rummikub zum Beispiel", sagt Lore Wilke. "Oder wir gucken Fotoalben an, spielen Maumau oder Kniffel. Im Advent basteln wir Weihnachtsdekoration oder backen Plätzchen", ergänzt Sprzagala. Und die 87-Jährige sagt dankbar: "Wir lachen vor allem viel zusammen. Es ist sehr schön, dass wir einfach miteinander reden und lachen können." Und Sprzagala ist bei diesen Worten anzusehen, wie viel auch ihr die Zeit mit der Älteren bedeutet.

(wow)
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