Wermelskirchen Musik überwindet Sprachbarrieren

Wermelskirchen · Im Rahmen des "Ost-West-Forums" waren Jugendliche der polnischen Musikschule Tychy zu Gast in Wermelskirchen. In Workshops erarbeiteten sie ein hörenswertes Konzertprogramm.

 Das Abschlusskonzert der Ost-West-Begegnung mit Musikschülern aus Tychy fand im Bürgerzentrum statt.

Das Abschlusskonzert der Ost-West-Begegnung mit Musikschülern aus Tychy fand im Bürgerzentrum statt.

Foto: Hertgen

Wer zum Konzert zu spät gekommen war und nur noch im hinteren Teil des Saals einen Platz bekommen hatte, sah die jungen Musiker kaum, die sich vor der Bühne des Bürgerzentrums versammelt hatten, um ihr Konzert "Wie im Film" zu spielen. Die Zuschauer hörten ihnen aber gerne zu. 75 deutsche (aus Wermelskirchen und Leichlingen) und polnische Musiker, die am Donnerstag aus Tychy angereist waren, verzauberten die Zuschauer mit perfekt ausgeführter Orchestermusik. Nach einer Zugabe gab es stehende Ovationen.

Nach über zwölfstündiger Busreise waren die Jugendlichen am Donnerstag aus Polen in Wermelskirchen eingetroffen. Im Rahmen des "Ost-West-Forums" bereiteten sie mit den Musikschulen Wermelskirchen und Leichlingen in Workshops das Konzert im Bürgerzentrum vor und lernten sich kennen.

Viele junge Musiker bekamen mit ihren Instrumenten auf diesem Abschlusskonzert ihre persönlichen Augenblicke, in dem sie besonders gut hörbar waren. Bei dem Titellied zu "Titanic", "My heart will go on", setzten zunächst die Streicher ein. Nach wenigen Sekunden spielte der Schlagzeuger einen leisen Takt, anschließend verliehen die Bläser dem Stück an Kraft und Lautstärke. Insbesondere bei "Hanging Tree" aus dem Soundtrack der "Hunger Games" überzeugte der Chor mit glockenhellen Stimmen, das Orchester fand Einsätze und Ausstiege fast immer perfekt. Erst "We are the world" machte mit Soli deutlich, dass die Stimmen der Sängerinnen doch unterschiedlich gut ausgebildet waren.

Anfangs, sagte der Leiter der Musikschule Wermelskirchen, David Hecker, habe man gar nicht gewusst, wie das Programm gestaltet werden sollte. Dann war das Interesse der Musikschüler so groß, dass 75 Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren mitmachten. "Als wir am Donnerstag zu üben begannen, waren die Teilnehmer noch in drei Gruppen unterwegs: Wermelskirchen, Leichlingen und Tychy. Mittlerweile haben sich die Gruppen vermischt. Die Sprachbarriere bleibt, aber mit der Musik kann man sie überwinden", sagte Hecker.

Bei "It's a wonderful life" zupften die Geiger die Saiten teilweise nur leise mit den Fingern an und sorgten so für einen die Melodie unterstützenden Klang. "Meet the flintstones" unterbrach die nachdenklich-anmutenden Lieder mit seiner schnellen Melodie, beim "Second waltz" beobachteten einige Zuschauer intensiv, wie konzentriert und professionell die Musiker arbeiteten.

Auch Judith Raschkowski (16) nahm mit ihrem Geigenspiel an dem Projekt teil. "Es war anstrengend am Anfang, und es ist schön zu sehen, dass sich alle weiterentwickelt haben", sagte sie. Von deutscher sowie von polnischer Seite seien gute Musiker dabei gewesen, das Niveau habe sich mit der Zeit ausgeglichen.

Nach Abschluss des Konzerts im Bürgerzentrum wischte sich Andreas Genschel, Leiter der Musikschule Leichlingen, symbolisch mit der Krawatte die Augen trocken und sagte: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. . ." Was er dann noch sagen wollte, ging zu einem Großteil in Applaus der begeisterten Besucher unter.

(meli)
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