Wermelskirchen Neue Flüchtlinge kommen in Dabringhausen an

Wermelskirchen · Am Montagabend ist ein weiterer Bus mit Flüchtlingen an der Mehrzweckhalle in Dabringhausen angekommen. Wie Svenja Küppers, Sprecherin des DRK, auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, wurden ab etwa 21 Uhr insgesamt 53 Personen in der Erstaufnahmestelle registriert, ärztlich untersucht und versorgt.

Blick in die Mehrzweckhalle Dabringhausen: 150 Flüchtlinge werden dort untergebracht.

Blick in die Mehrzweckhalle Dabringhausen: 150 Flüchtlinge werden dort untergebracht.

Foto: stephan Singer

Unter ihnen seien viele Männer, aber auch ein Säugling und eine schwangere Frau gewesen, sagt die DRK-Sprecherin. Die Flüchtlinge kommen aus verschiedenen Nationen. Etwa 30 ehrenamtliche Helfer sowie ein Ärzteteam und Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren die Nacht über im Einsatz. Außerdem waren weitere Helfer von DRK und DLRG zur Unterstützung vor Ort, teilt Küppers mit. Mehrere Dolmetscher halfen bei der Verständigung. "In der Nähe gibt es eine WG, in der drei Männer aus Syrien zusammen wohnen.

Sie können fließend Englisch sprechen und erklärten sich spontan bereit, bei der Versorgung der Menschen zu übersetzen. Das hat uns sehr geholfen", sagt Küppers. Für die nächsten Tage werden weitere Helfer gesucht, die vor allem Arabisch und Französisch übersetzen können. Nachdem bereits am Samstagabend 87 Flüchtlinge in Wermelskirchen angekommen waren, sind aktuell 140 der 150 Betten in der Erstaufnahmestelle belegt. Dass jetzt noch einmal ein Bus mit zehn Flüchtlingen ankommen wird, hält die DRK-Sprecherin für unwahrscheinlich. Völlig unklar ist die Dauer, wie lange die Flüchtlinge nun in Dabringhausen bleiben werden.

Svenja Küppers nennt ein Beispiel: In der Erstaufnahmestelle in Bergisch Gladbach waren die Flüchtlinge knapp zwei Monate untergebracht, bevor sie endgültig registriert waren und auf andere Städte verteilt wurden. "Ob dies ein Richtwert ist, steht aber in den Sternen. Es kann in jeder Stadt unterschiedlich sein", sagt Küppers.

400 Wermelskirchener bei Bürgerversammlung

Die Bürgerversammlung in der Sporthalle der Grundschule am Höferhof am Montagabend kam einer Solidaritätsbekundung gleich — etwa 400 Wermelskirchener zeigten sich solidarisch mit den Flüchtlingen und den "Machern" von Stadtverwaltung und DRK. Die Sporthalle war derart überfüllt, so dass nahezu 100 Zuhörer draußen auf dem Schulhof an einem eilig aufgestellten Lautsprecher lauschen mussten. Die positive Stimmung und der Applaus in der Halle dürften die Beteiligten an der Einrichtung des Erstaufnahmelagers für Flüchtlinge in der Mehrzweckhalle beflügelt haben. Mehrheitlich drückten die anwesenden Bürger ihre Bereitschaft zur Hilfe aus.

Rede und Antwort standen Bürgermeister Eric Weik, die Beigeordneten Jürgen Graef und Dr. André Prusa, Tanja Dehnen (Sozialamt), Andreas Weilermann, Leiter der Polizeiwache, sowie DRK-Sprecherin Svenja Küppers und die DRK-Verantwortliche für die Mehrzweckhalle, Jaqueline Herzog. Die DRK-Leiterin der Erstaufnahmestelle freute sich über die "gigantische Hilfsbereitschaft" der Wermelskirchener, betonte aber auch: "Bitte bringen Sie keine Spenden mehr zur Halle! Wir haben erst einmal genug. Wir müssen dem ja auch Herr werden." Herzog verwies viel mehr auf das örtliche DRK-Haus an der Berliner Straße: Dort sollen die Bürger ihre Sachspenden abgeben — die Annahmezeiten werde das DRK in den nächsten Tagen bekanntgeben. Dringend benötigt werden zurzeit Helfer, die Arabisch und Französisch übersetzen können und tagsüber Zeit haben. "Wer zum Beispiel bei der Essens-Ausgabe mithelfen will, kann sich auf unserer DRK-Internetseite oder auch beim Bürgertelefon der Stadt informieren", ergänzte Svenja Küppers. Die Stadtverwaltung hat eine Arbeitskraft freigestellt, um Fragen der Bürger rund um die Versorgung der Flüchtlinge zu beantworten (siehe Info-Box).

Sorge um möglicherweise ansteckende Krankheiten unter den Flüchtlingen trug bei dem Info-Abend eine Bürgerin vor. Jaqueline Herzog und Jürgen Graef beschwichtigten: "Die Flüchtlinge durchlaufen bei der Ankunft eine Gesundheitskontrolle. Auffällige Personen werden sofort medizinisch versorgt, gegebenenfalls im Krankenhaus. Solch einen gravierenden Fall hatten wir aber noch nicht. Wir haben es bislang lediglich mit Schnupfen, Husten und Heiserkeit zu tun — die Menschen kommen aus warmen Ländern und müssen nun mit den kühleren Temperaturen klar kommen."

Ein Dabringhausener, der direkt neben der Mehrzweckhalle wohnt, monierte den seit dem Wochenende aufkommenden "Flüchtlings-Tourismus", der zurzeit "400 Prozent" mehr Verkehr verursache. Er forderte eine Verkehrsberuhigung, was Bürgermeister Eric Weik als "gute Anregung" bezeichnete. Angesichts der "chaotischen Zustände" am Münchener Hauptbahnhof, die er während einer Reise gesehen habe, lobte der Wermelskirchener Walter Winschuh ausdrücklich die "tolle und pragmatische Organisation" bei der Aufnahme der Flüchtlinge in Wermelskirchen. Lehrerin Pauline de Brün erinnerte unter Tränen daran, auch die Schulen vor Ort zu unterstützen: "Wir merken schon jetzt tagtäglich die immens angestiegene Belastung."

Wie Gerüchte und "Halb-Informationen" zu falschen Einschätzungen führen, zeigte sich auf der Bürgerversammlung auch: Ein Dabringhausener sagte, er habe DRK-Mitarbeiter beim Einkauf von Zigaretten und Alkohol für die Flüchtlinge "erwischt, bezahlt von Steuergeldern". In diesem speziellen Fall konnte Jaqueline Herzog beschwichtigen: "Wir Mitarbeiter haben tatsächlich für die Raucher unter den Flüchtlingen einige Zigaretten gekauft und aus eigener Tasche bezahlt. Jeder Raucher weiß, was es heißt, eine lange Busfahrt ohne Rauch-Möglichkeit hinter sich gebracht zu haben", sagte sie und fügte an: "Außerdem haben wir für einen alkoholkranken Flüchtling, dem es bei der Ankunft furchtbar schlecht ging, zwei Flaschen Alkohol gekauft. Dieser Mann ist inzwischen allerdings gar nicht mehr hier, sondern in entsprechender medizinischer Obhut. Grundsätzlich gilt in der Mehrzweckhalle absolutes Alkoholverbot."

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