Wermelskirchen Neue Leiterin steht für mehr Bürgernähe

Wermelskirchen · Tanja Dehnen hat die Leitung des neuen Amtes für Soziales und Inklusion übernommen. Sie ist ein "Eigengewächs" der Stadtverwaltung in Wermelskirchen. Geflüchtete Menschen und der demografische Wandel sind prägende Themen.

 Symbolträchtig: Tanja Dehnen, die neue Leiterin des Amtes für Soziales und Inklusion, und die Figuren am Rathaus, die das Zusammentreffen von Menschen wiedergeben sollen.

Symbolträchtig: Tanja Dehnen, die neue Leiterin des Amtes für Soziales und Inklusion, und die Figuren am Rathaus, die das Zusammentreffen von Menschen wiedergeben sollen.

Foto: Jürgen Moll

Seit dem 1. November ist das Amt für Soziales und Inklusion wieder eigenständig. Damit setzte Bürgermeister Rainer Bleek ein Vorhaben in die Tat um, das er bereits vor seiner Wahl angekündigt hatte. Mit Tanja Dehnen ist ein "Eigengewächs" der Stadtverwaltung Wermelskirchen nun die Leiterin des Sozialamtes.

Bereits seit 1997 kümmert sich Tanja Dehnen bei der Stadtverwaltung um das Sachgebiet "Flüchtlinge". Sie ist mit der Thematik vertraut. Noch vor weniger als einem Jahr, als in Wermelskirchen die Erstaufnahmen in den Mehrzweckhallen genutzt wurden, klingelte bei der 42-Jährigen regelmäßig auch außerhalb der Bürozeiten das Notfalltelefon, und sie rückte an den Ort des Geschehens aus. "Zumindest ruft im Moment nachts keiner mehr an", sagt Tanja Dehnen.

Der Arbeitsaufwand ist enorm gestiegen. Waren es in 2008 nur elf und in 2013 gerade einmal 50 Flüchtlinge, die Wermelskirchen zugewiesen wurden, verdoppelte sich die Zahl in 2014 auf 109 - 2016 waren es bislang 255. "Es sieht zur Zeit so aus, als sei die Spitze des Eisbergs erreicht. Das Niveau bleibt aber nach wie vor hoch", schätzt Tanja Dehnen ein.

Für die "frischgebackene" Sozialamtsleiterin zeichnet sich noch ein weiteres Thema ab, das sie und ihre 20 Mitarbeiter in zunehmendem Maße beschäftigen wird: "Wir haben eine Stabsstelle ,Demografischer Wandel' eingerichtet. Mit der Entwicklung einher geht das Problem der Altersarmut, die zunimmt. Das ist zwar in Wermelskirchen noch nicht prägnant, aber auch hier gehen die Fallzahlen in diese Richtung." Tanja Dehnen legt Wert darauf, dass das neue Amt ebenso den Begriff "Inklusion" im Namen trägt: "Inklusion steht über allem. Alle Menschen sollen in der Gesellschaft eingebunden sein." Deshalb solle das Augenmerk des Sozialamtes auf beratender und begleitender Arbeit liegen - beispielsweise bei Senioren auf Renten- oder Pflegeberatung, bei allen Empfängern von Grundsicherung auf der Vermittlung der richtigen Ansprechpartner für die jeweiligen Probleme. "Wir geben Geld aus, wie es vom Gesetzgeber vorgegeben ist - müssen also nicht um Geld betteln, weil es Pflichtausgaben sind. Unsere Hilfe geht aber über das Bewilligen von reinem Geld hinaus." Dabei würden gute Kontakte zu Einrichtungen und Initiativen wie "Willkommen in Wermelskirchen" oder dem Senioren- und Behindertenservice (SuBS) helfen. "Der Bürgermeister wollte als Chef der Verwaltung das Soziale stärken. Vorher waren wir eine eigenständige Abteilung, jetzt sind wir ein eigenes Amt. Ein eigenes Amt macht es leichter, weil die Hierarchie verflacht. Angedockt an das Jugendamt hatten wir sowieso immer eine Sonderstellung, waren nie hundertprozentig eingegliedert. Die Arbeitsfülle war für diese Ämterkombination zu groß", beschreibt Tanja Dehnen. Als neue Leiterin des Sozialamtes habe sie den Vorteil, das Haus und die Kollegen zu kennen, wodurch von Anfang an vieles leichter würde. Und weiter: "Wir strukturieren uns im Sozialamt gerade erst einmal neu. Die Bewältigung der Arbeit muss nichtsdestotrotz geschafft werden. Wir möchten unsere Arbeit so machen, dass die Leute sich zu uns trauen!"

Die Diplom-Verwaltungswirtin würde sich nicht nur in ihrer Rolle als Sozialamtsleiterin manches Mal mehr Unterstützung "von oben" wünschen: "Es gibt in den Integrations- und Inklusionsgesetzen von Land und Bund sehr schöne Ideen. Für deren Umsetzung bekommen die Kommunen jedoch kein Geld. Es wäre toll, wenn wir diese Ideen vor Ort mit Personalkraft füllen könnten."

Tanja Dehnen ist bewusst, dass es in Einzelfällen eine Diskrepanz zwischen persönlichem Empfinden und gesetzlichen Vorschriften geben kann: "Natürlich müssen wir Gesetze umsetzen. Im Regelfall lässt sich immer eine Lösung finden."

(sng)
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