Wermelskirchen Neuer Chor - singen, wenn die Sprache weg ist

Wermelskirchen · Der MGV Niederwermelskirchen gründet einen Chor für Schlaganfall- und Aphasie-Betroffene.

 Der Männergesangverein Niederwermelskirchen möchte sich verstärken. Er gründet einen neuen Chor.

Der Männergesangverein Niederwermelskirchen möchte sich verstärken. Er gründet einen neuen Chor.

Foto: Moll,Jürgen (jumo)

Für gesunde Menschen ist es schwer vorstellbar: Der Kopf ist voll klarer Gedanken, aber man kann sie nicht ausdrücken, weil das Sprachzentrum gestört ist. Doch für viele Menschen, die einen Schlaganfall oder eine Kopfverletzung erlitten haben, ist das Realität: Sie leiden an einer sogenannten Aphasie und haben ihre Sprache verloren. Aber vielleicht können sie singen. Manfred Schmitz, Mitglied im Männergesangverein (MGV) Niederwermelskirchen, hat in Bonn einem Chor zugehört, der aus Schlaganfall-Betroffenen und Menschen mit Aphasie bestand. "Das war toll", sagt er.

Der MGV möchte einen solchen Chor, von denen es seines Wissens in Deutschland erst drei gibt, für Wermelskirchen und Umgebung gründen. Grundidee war, den Verein zu stärken und neue Mitglieder zu gewinnen, erzählt Projektleiter Schmitz. So stießen die Sänger auf diese neue Art des Chores und dachten: "Das passt zu uns."

In der Vorbereitung hat sich der MGV Rat geholt. Außerhalb Wermelskirchens etwa von den bestehenden Chören oder der Berliner Charité, in Wermelskirchen von der Selbsthilfegruppe Schlaganfall, einer Logopädin und dem Chefarzt für Innere Medizin am Krankenhaus, Dr. Volker Launhardt.

Die Theorie steht: Es soll ein gemischter Chor für Männer und Frauen werden, der im Zwei-Wochen-Rhythmus probt und zwar so, dass die Chorprobe um 20 Uhr beendet ist. Er soll "Reharmonie" heißen. Auch die Angehörigen können mitsingen, sagt Schmitz, in jedem Fall aber ihre Verwandten begleiten.

In der Praxis aber fehlen noch zwei entscheidende Dinge: ein Probenraum und ein Chorleiter. Der Raum sollte ebenerdig sein. Der Chorleiter muss Interesse am Thema mitbringen, brauche aber keine besondere medizinische Befähigung, sagt Schmitz. "Auch die Experten haben uns gesagt: Ihr macht ja keine Reha, sondern ein Beschäftigungsangebot."

Der MGV hofft, dass sich nach diesem ersten Schritt in die Öffentlichkeit sowohl interessierte Chorleiter als auch künftige Sänger bei ihm melden und auch Institutionen, die einen Raum zur Verfügung stellen können. Sobald diese Dinge geklärt sind, sollen die Proben beginnen. "Wenn der Chor bei unserem Frühlingskonzert ein Lied singt, wäre das super", sagt Schmitz.

Kontakt Chorvorsitzender Paul- Gustav vom Stein, Tel. 84077 oder Projektleiter Manfred Schmitz, Tel. 02174 8929942.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort