Wermelskirchen Ohne Security - dezentrale Flüchtlings-Unterbringung bringt Ruhe

Wermelskirchen · In Wermelskirchen wird schon seit zwei Jahren kein Sicherheitsdienst mehr in Asylunterkünften eingesetzt - "wir verfolgen eine andere Strategie: Wir bringen die Asylbewerber dezentral unter. Wir haben keine zentralen Flüchtlingsunterkünfte." Das erklärte gestern Sozialdezernent Jürgen Graef im BM-Gespräch zur aktuellen Problematik mit Sicherheitsdiensten in einigen zentralen Asylunterkünften wie in Burbach.

 Security-Kräfte, wie hier zuletzt 2002 am Asylbewerberheim in der Beltener Straße, sind längst überflüssig.

Security-Kräfte, wie hier zuletzt 2002 am Asylbewerberheim in der Beltener Straße, sind längst überflüssig.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Auch in Wermelskirchen waren vor einigen Jahren Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Einsatz. Denn es hatte Konflikte zwischen Bewohnern und Nachbarn an der Beltener Straße gegeben. "Wir hatten erst auf politischen Druck einen Hausmeister nur für den Nachtdienst eingestellt. Dann wurde es ruhiger." An der Beltener Straße ging's hauptsächlich um nächtliche Ruhestörung. Als der Ärger neu aufflammte, sei ein externer Sicherheitsdienst beauftragt worden.

Nach Darstellung von Graef hat die Stadt nur noch die Beltener Straße als größere Asylunterkunft, in der Bachstraße gebe es einige Wohnungen. Letztlich habe Wermelskirchen keine zentrale Unterkunft, somit werde kein Sicherheitsdienst benötigt. Ein Hausmeister betreut die Flüchtlinge.

Für Graef war früh klar, dass "eine Verdichtung Probleme" mit sich bringe. Der Sozialausschuss habe vor vielen Jahren schon beschlossen, dass nie mehr als 30 Personen an einem Standort untergebracht werden. "Das hat sich bewährt. Denn wenn viele etwas teilen, wird schnell die Schuld zum Beispiel für Verschmutzung oder Vandalismus auf andere geschoben."

Längst sei Wermelskirchen erfolgreich dazu übergegangen, die Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Dafür werden städtische Wohnungen hergerichtet, aber auch Gästezimmer von Privatleuten. "Das ist immer besser als Übergangswohnheime", sagt Graef.

Inzwischen nimmt auch die Zahl der Flüchtlinge in Wermelskirchen stetig zu - etwa seit Anfang des Jahres. "Ja, es wird natürlich eng. Vor allem, wenn plötzlich zehn Menschen vor der Tür stehen und die untergebracht werden müssen."

Das eigentliche Problem seien aber die Rückkehrer aus Rest-Jugoslawien, die die Verwaltung schon an die "Grenze" ihrer Leistungsfähigkeit brächten. Das sind häufig Asylbewerber, die erst freiwillig die Stadt verlassen hätten, dann aber immer wieder vor der Winterzeit zurückkehrten. Und das schon seit Jahren. "Wir kennen die inzwischen namentlich. Und sie bringen jedes Mal neue Enkelkinder mit, die einen Erstantrag stellen. Und der muss dann erst einmal bearbeitet werden." Oft sei dann der Winter wieder vorbei. In der Zwischenzeit aber müssten diese Asylbewerber versorgt werden.

Personell werde es im Rathaus immer schwieriger. "Die Flüchtlinge müssen ja verwaltungstechnisch erfasst und betreut werden, damit sie ihre Leistungen bekommen. Bei dem zunehmenden Strom an Flüchtlingen wird's immer enger für meine Mitarbeiter", berichtet Graef.

(RP)
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