Wermelskirchen Online-Schmähungen gegen Bürgermeister Bleek

Schmähschrift und Drohungen gegen Wermelskirchens ersten Bürgermeister Rainer Bleek im Internet: Eine Facebook-Seite wirft ihm "Verhöhnung der Berliner Terroropfer" vor und droht mit "Anschlägen". Bleek will den Staatsschutz einschalten.

 Bürgermeister Rainer Bleek wird auf einer Facebook-Seite heftig kritisiert.

Bürgermeister Rainer Bleek wird auf einer Facebook-Seite heftig kritisiert.

Foto: Jürgen Moll

Es geht um einen Post auf einer Facebook-Seite namens "Der Schild — Verteidiger des Eigenen". Der Eintrag stammt vom 26. Dezember und wirft Bleek vor, die "Toten des eigenen Volkes" zu verhöhnen, "die Opfer des importierten Terrors geworden sind".

Facebook-Post mit Schmähungen und Fotos

Überschrieben ist der Post mit: "Anschläge* gegen den SPD-Bürgermeister in Wermelskirchen!" Weiter unten behauptet der Autor, mit "Anschläge" nur Plakate zu meinen. Solche Plakate habe man rund um das Wermelskirchener Bürgerzentrum/Rathaus angebracht.

"Der Schild" dokumentiert das mit Fotos dieser Zettel. Screenshots liegen unserer Redaktion vor. Auf den Zetteln wird Rainer Bleek mit Foto persönlich als "Schande" bezeichnet. Außerdem ist dort der Spruch zu lesen: "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!" Dieser Spruch stammt aus der Zeit der Weimarer Republik und geht auf ein Zitat des Gründers der Kommunistischen Partei Deutschlands, Karl Liebknecht, zurück.

Im Post werden Rainer Bleeks Telefonnummer und E-Mail-Adresse veröffentlicht und dazu aufgerufen, ihm "verbal auf die Finger zu klopfen".

Plakate rund ums Rathaus sind bereits nicht mehr zu sehen

Wie Bleek auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, tauchte am Wochenende im Kommentarbereich der Internetseite des Wermelskirchener SPD-Ortsvereins ein Verweis auf den Facebook-Post auf, der von der Seite der Sozialdemokraten sofort gelöscht wurde.

"Ich bin mal rund um das Rathaus gelaufen, die Zettel sind alle weg. Ich vermute, dass die ein paar Zettel aufgehangen und fotografiert haben, nur um damit im Internet die Aufmerksamkeit zu erregen", kommentierte Rainer Bleek das Geschehen.

Facebook-Nutzer auf der "Schild"-Seite reagierten teils extremen Kommentaren auf den Eintrag. So schreibt ein Nutzer: "Macht ihn platt." Gelöscht haben die Macher von "Der Schild" diesen unverhohlenen Aufruf zur Gewalt bisher nicht.

Bleek äußerte nach den Anschlägen von Berlin Mitgefühl für die Menschen in Aleppo

Auslöser für die Schmähkritik im Netz ist ein Zitat von Rainer Bleek. In einem Interview mit dem Remscheider General-Anzeiger hatte nach dem Terroranschlag in Berlin hatte er sein Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck gebracht und angekündigt, dass die Stadt Wermelskirchen auf Halbmast flagge, aber keine weiteren Trauerkundgebungen plane, weil ansonsten beinahe täglich eine Trauerfeier beispielsweise wegen des Elends der Menschen im syrischen Aleppo stattfinden müsse. Ein wörtliches Zitat aus diesem Interview findet sich auch in dem Facebook-Post.

Für Bleek ist klar, dass gegen die Anfeindungen angegangen werden muss: "Das kann man sich nicht gefallen lassen, das ist eine ziemliche Unverschämtheit, da werden Grenzen überschritten. Solche Auswüchse nehmen leider zu. Es müssen Gesetze her, die das unterbinden. Es kann ja nicht sein, dass - wie unlängst geschehen - in Deutschland Kommunalpolitiker aus Angst vor Gewalt gegen sich und ihre Familie zurücktreten."

Und weiter: "Diese Leute haben offenkundig mit Wermelskirchen nichts zu tun. Ich gehe davon aus, dass die sich etwas suchen, was sie sich herauspicken und für ihre Machenschaften nutzen können." Andere Städte hätten nach dem Berliner Anschlag genauso verfahren wie Wermelskirchen, deshalb sei er sich überhaupt keiner Schuld bewusst.

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