Wermelskirchen Ozzy Ostermann kann es auch ohne Perücke

Wermelskirchen · Welcher Freund des feinsinnigen Humors kennt ihn nicht? Ozzy Ostermann, den Gitarristen aus Herbert Knebels "Affentheater". Den Typen, der mit schräger Perücke und noch schrägeren Mundwinkeln den Eindruck macht, als könne er nur bis sechs Saiten zählen? Wer am Mittwochabend in der Katt diesen Musikanten erwartet hatte - zwar ohne Knebel und künstlicher Haartracht, aber mit eigener Band und ähnlich schräg - staunte bis zum Haaransatz: Ozzy Ostermann alias Georg Göbel-Jakobi kann auch "ganz normal" sein.

Zwar ist ihm die typische, leicht ausgestellte Ozzy-Gangart offenbar in Fleisch und Blut übergegangen - vielleicht kam er damit auch auf die Welt. Weit darüber hinaus zeigte er sich als vielseitiger Gitarrist, der in ziemlich allen Stilen mit seinen Gitarren zu Hause ist. Unverkennbar dabei sein Hang zu Jazz und Blues. Er wollte "eigene Stücke und einiger seiner Lieblingsstücke" spielen, sagte er einleitend, setzte sich breitbeinig mit der Akustikgitarre vors Mikrofon und legte los. Er benutzt alle zehn Finger, die rechte Hand ist genau so flink wie die linke. Heraus kam als erstes Stück die Eigenkomposition "Rescue Rag", ein Instrumentalsong, im weitesten Sinne als "Americana aus Duisburg" zu bezeichnen. Mit seinem zweiten Song "Black Jack" schien klar, in welche Richtung es rein akustisch geht: entspannt, cool und "laid back".

Die Leute machten es sich so gut es ging auf den Stühlen bequem und genossen eingängige Melodien zu filigranem, virtuosen Gezupfe. Kein Wunder, dass beinahe gespenstische Stille nach dem Applaus zwischen den Stücken herrschte, wenn Ozzy etwa sich die "Flachgitarre" (Lap Steel) zurechtlegte und ihr den wunderschönen Blues "CBT-Blues" mit Hawaii-Einschlag entlockte. Zu Ozzys Lieblingssongs gehörte auch die Bruce-Springsteen-Komposition "Brothers Under The Bridge" in der Version des Slide-Gitarristen David Lindley. Wunderbar, aber fast zu viel des Guten. Diese Musik liefert das perfekte Ambiente an einem lauen Sonntag auf der heimischen Terrasse beim Dösen in der Hängematte mit einem Bourbon auf Eis im Glas. Aber wir waren ja in der Katt, nicht in der Hängematte.

So wurde es im zweiten Teil des Abends mit Band - Lothar van Staa (Saxofon, Melodika), Peter Deinum (Bass) und Jan Rohlfing (Drums) - rock-jazzig und funky. Ozzy wechselte zur Fender Stratocaster Gitarre und machte launige Ansagen. Das Quartett legte unter anderem eine fetzige Version von Cannonball Adderleys "Work Song" auf die Bühne. Der Musikstil-Mix ging fortan querbeet, aber stets authentisch. Zum Schluss gab's knallharten Funk - und niemand ließ sich wegen Ozzys fehlender Perücke graue Haare wachsen. Die Leute gingen beschwingt und hellwach nach Hause.

(bege)
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