Wermelskirchen Partnerstadt zeigt, wie Flüchtlingsintegration geht

Wermelskirchen · Die Zuwanderung geflüchteter Menschen aus Krisengebieten ist in Wermelskirchen noch immer ein heftig diskutiertes Thema. Erst kürzlich lud Bürgermeister Rainer Bleek zur Informationsveranstaltung und berichtete unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen über Pläne zur Unterbringung der Asylbewerber. Mit den Maßnahmen hatte man Zwischenfällen wie rechtsradikalen und beleidigenden Äußerungen im Publikum vorbeugen wollen. Tatsächlich aber streitet sich Wermelskirchens Politiklandschaft nun seit Tagen darum, ob das denn nun alles so nötig war, oder nicht.

Dass es in der Tat ganz einfach gehen kann mit der Flüchtlingsintegration, zeigt die Partnerstadt Forst in der Lausitz: Dort lebten Ende des vergangenen Jahres 409 Asylbewerber Tür an Tür mit den 19.000 Einwohnern der kleinen Stadt im Landkreis Spree-Neiße. "Probleme mit der Akzeptanz in der Bevölkerung haben wir nicht", sagt Verwaltungsvorstand Sven Zuber. Und das hat mehrere Gründe: "Mit dem Thema Flüchtlinge haben wir schon seit Anfang der 1990er-Jahre zu tun. Schon damals hat der Kreis bei uns ein Flüchtlingsheim gebaut, und das war dann ganz lange Zeit das Einzige in unserem Landkreis", sagt Zuber. Weil der Bau des Heimes aber mitten in die Umstrukturierung der Stadt nach der Wiedervereinigung fiel, verschwendeten die Bürger damals kaum einen Gedanken daran, ob sie das Heim stören könnte. "Es gab so viele Veränderungen in dieser Zeit, da war das Flüchtlingsheim nur eine von vielen", sagt Zuber.

Weil man also an das Leben mit Asylbewerbern schon gewöhnt war, störte man sich in Forst auch wenig um noch mehr Flüchtlinge, die mit der großen Welle ab 2015 kamen. "Zwar hat der Landkreis noch ein zweites Flüchtlingsheim gebaut, das hat den Menschen aber nichts ausgemacht. Inzwischen ist das wieder geschlossen, viele Flüchtlinge leben jetzt in Wohnungen im Stadtgebiet."

Für sie hat man die Kapazitäten in Kindergärten erweitert, hat über den Bundesfreiwilligendienst neue Helfer akquiriert und beschäftigt in einem neuen Programm Flüchtlinge am Bauhof. "Natürlich gibt es bei uns auch mal Ärger, gerade weil einige Bürger auch nicht mit der Bundespolitik zufrieden sind", sagt Zuber. Aber das sind dann doch meist nur Randerscheinungen. Ihnen tritt Forst mit Gemeinschaft entgegen.

(lai)
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