Nach Lärm- und Geschwindigkeitsmessungen Patentrezept gegen Motorradlärm fehlt

Wermelskirchen · Beim Aktionstag gegen laute Maschinen wurden in Dabringhausen wieder Tempo und Geräuschpegel gemessen. Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht, lautet das Fazit der Teilnehmer. Es bleibt bei Appellen und Informationen.

 Beim Aktionstag nahm Stefan Lambertz von der Polizei an der L 101/ Kreuzung Markusmühle Lärmmessungen vor.

Beim Aktionstag nahm Stefan Lambertz von der Polizei an der L 101/ Kreuzung Markusmühle Lärmmessungen vor.

Foto: Jürgen Moll

Selbst wenn alle Motorradfahrer die Geschwindigkeit einhalten, mit zugelassenen Fahrzeugen und geprüften Auspuffanlagen unterwegs wären, hätten Bewohner wenig Freude auf ihrer Terrasse in Dhünn-Halzenberg oder an anderen beliebten Strecken. Es sind einfach zu viele Motorradfahrer unterwegs. Von allen Bundesländern gibt es in NRW die meisten Motorräder und mit Eifel, dem Bergischen Land und dem Sauerland ist es ein besonders attraktives Gebiet. Wermelskirchen ist das "Einfallstor" in dieses Motorradparadies.

"Laut ist out" heißt das Motto, unter dem in einer Gemeinschaftsaktion aus Stadtverwaltung, Polizei und Bürgern gegen den Motorradlärm gekämpft werden soll. Seit 2016 wird in der Motorradsaison an wechselnden Standorten Verkehrsaufkommen, Lärm und Geschwindigkeit gemessen. "Auch 2018 setzen wir diese Messungen fort", sagt der Technische Beigeordnete Thomas Marner.

"Es gibt zwei Aktionstage, es werden Lärmdisplays aufgestellt und die Kreispolizei ist mit sogenannten Schockplakaten dabei. Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis geplant". Jürgen Steeger und Thomas Jumpertz sind als ehrenamtliche Mitglieder im Aktionsbündnis Mitorganisatoren des Informationstages. "Es gilt, eine Öffentlichkeit zu schaffen und damit Druck auf Entscheidungsträger aufzubauen. Motorradfahrer sollen in ihrem Freundeskreis die schwarzen Schafe ansprechen. Alle Aktionen sind im Moment als Öffentlichkeitsarbeit zu bezeichnen", sagen die beiden.

"Weitere Tempokontrollen sind aber auch geplant und sind sicher genau so erfolgreich wie beim ersten Mal", ergänzt Marner. Die Vorsätze sind gut gemeint, doch die Anwohner an den beliebten Strecken warten bereits jahrelang auf eine Lösung. "Es sind bei schönem Wetter Tausende, die an unserem Haus vorbeirasen und furchtbar laut aufdrehen", berichtet Michael van Essen aus der Preyersmühle. "In den sozialen Netzwerken wird damit geworben, dass es hier so gut wie keine Kontrollen gibt". Ihm wurde empfohlen, sein Haus zu verkaufen. Hilfe sieht anders aus.

Auch die Polizisten sind um ihre Aufgabe nicht zu beneiden. Hauptkommissar Stefan Lambertz hat ein Lärmmessgerät aufgebaut. Im Abstand von 50 Zentimetern und in einem Winkel von 45 Grad wird das Gerät am Auspuff platziert. "Die im Fahrzeugschein genannte Lautstärke darf nicht überschritten werden", erklärt Lambertz. Erstaunen und Frust sind bei diesen Kontrollen auch dabei. "Ganz gezielt überprüfen wir die extrem lauten Motorräder und sind oft erstaunt, dass diese legal, teilweise mit einer Ausnahmegenehmigung oder einer EU-Zulassung unterwegs sind".

Diesen Zustand kann weder die Stadt noch die Polizei ändern. "Änderungen können nur in Berlin oder sogar in Brüssel erfolgen", sagen die Organisatoren. Erstaunt erfahren die Besucher, dass es nur ein Messgerät im Kreis gibt. Fakt ist: Die Motorradfahrer zahlen Steuer und Versicherung, fahren zugelassene Fahrzeuge und sind somit normale Verkehrsteilnehmer. Sie dürfen fahren wann, wohin und wo sie wollen. Die Anzahl der Motorräder lässt sich in einer freien Marktwirtschaft nicht einschränken. Angebot und Nachfrage regulieren den Markt. Streckensperrungen sind nur bei nachgewiesenen Unfallschwerpunkten durchsetzbar.

"Wo es machbar und erlaubt ist, sollten Anwohner ihre Autos auf der Straße parken. Damit wird meist die Geschwindigkeit herausgenommen. Das hat sich an vielen Stellen bereits bewährt", lautet ein Tipp von offizieller Seite ohne Namensnennung. Appelle, Aufrufe, Aufkleber und Informationen sind für betroffene Bürger sicher zu wenig.

(RP)
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