Wermelskirchen Pfarrer Knab: Jeder Kirchenaustritt ist einer zu viel

Wermelskirchen · Die Altersstruktur der Mitglieder korrespondiert in den katholischen Gemeinden St. Michael und St. Apollinaris mit der Altersstruktur der Wermelskirchener Bürger. Die Gemeinden haben - Stand März 2015 - zusammen 7852 Mitglieder, unter ihnen sind viele ältere Menschen. 74 Kirchenaustritte verzeichnete die Gemeinde im vergangenen Jahr, teilt Pfarrer Michael Knab mit.

Zwischen 2010 und 2012 hätten dagegen weniger, etwa 45 bis 50 Menschen, die Gemeinde verlassen. Knab ist sicher, dass sich die "Institution Kirche" aufgrund der schwindenden Mitgliederzahlen verändern wird. "Was in der Gesellschaft üblich ist, ist nicht unbedingt deckungsgleich mit dem, was in der Kirche üblich ist." Auch wenn man sein Bestes tue, um eine gute Gemeindearbeit zu leisten, sollte man die Situation realistisch einschätzen. "Wir nutzen neue Kommunikationswege, um die Menschen anzusprechen, zum Beispiel unsere Internetseite. Man kann aber auch nicht alles neu machen. Wir können nicht die Inhalte des christlichen Glaubens verändern", berichtet Knab.

Der Anstieg der Austritte nach dem Jahr 2012 kam zeitgleich mit Briefen von den Banken, die ihre Kunden aufforderten, ihre Konfessionszugehörigkeit anzugeben, um die Kirchensteuer in einem vereinfachten Verfahren von den Kapitalerträgen abführen zu können. "Diese waren immer schon kirchensteuerpflichtig, aber dies war vielen bis dahin nicht bewusst. Ich bin über jeden traurig, der aus der Kirchengemeinde austritt. Jeder Austritt ist einer zu viel", sagt Knab.

Dass jemand ausgetreten ist, erfährt der Pfarrer nach ein paar Wochen durch das Amtsgericht. "Es handelt sich meist um Personen, die ich aus den Gottesdiensten weniger gut kenne. Diejenigen, die regelmäßig in die Kirche gehen und für die das zum Leben dazugehört, denken gar nicht an einen Austritt aus der Gemeinde." Ältere Menschen besuchen in den Katholischen Kirchen häufig die Samstagabendmesse, während am Sonntag auch viele Familien ihren Weg nach St. Michael und St. Apollinaris finden.

Nachwuchs für Berufe in der Kirchentätigkeit gebe es viel zu wenig, berichtet Knab. Nur vorübergehend sei die Gemeinde personell gut aufgestellt. Daniel Sluminsky, der einen Teil seiner Ausbildung hier verbringt, bleibt nur noch bis zum Frühjahr. Er und Knab, der seit Anfang Oktober zusätzlich die Stelle des Pfarrverwesers in Leichlingen und Witzhelden übernommen hat, haben alle Hände voll zu tun. Zum Team gehören auch der Krankenhauspfarrer Bernhard Kerkhoff, der bei den Messen hilft, Pastoralreferent Stefan Haas, Diakon Burkhard Rittershaus (halbe Stelle), und Monika Eschbach, die sich in erster Linie um Projektarbeiten kümmert.

(rbrt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort