Wermelskirchen Pflegeeltern fordern mehr Unterstützung

Wermelskirchen · Ursula Winterhagen war 40 Jahre lang als Pflegemutter tätig. Sie kritisiert das Verhältnis zwischen Pflegeeltern und Stadtverwaltung. Es gebe keine richtigen Ansprechpartner mehr. Das Jugendamt will die Kommunikation verbessern.

 Die Wermelskirchener Pflegeeltern klagen über die Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie wünschen sich feste Ansprechpartner und regelmäßige Treffen, um sich auszutauschen.

Die Wermelskirchener Pflegeeltern klagen über die Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie wünschen sich feste Ansprechpartner und regelmäßige Treffen, um sich auszutauschen.

Foto: dpa

Die Arbeit der Pflegeeltern in Wermelskirchen läuft ganz still ab. Obwohl sich menschliche Schicksale und auch Notfälle dahinter verbergen, dringt meist wenig an die Öffentlichkeit. Das Jugendamt vermittelt Kinder zur Pflege, teilweise nur für Tage, manchmal aber auch für lange Zeit. 40 Jahre lang hat Ursula Winterhagen als Pflegemutter gearbeitet. Neben zwei eigenen Kindern hat sie auch ein Pflegekind adoptiert. "Insgesamt waren sicher 75 Kinder bei uns zur Pflege", sagt sie.

Für ihre Arbeit wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, in 40 Jahren hat sie eine Menge an Erfahrung gesammelt. So ist sie auch heute noch eine gefragte Ansprechpartnerin der übrigen Pflegeeltern. "Früher haben sich die Pflegeeltern einmal im Monat getroffen", erzählt sie. "Eine Sozialarbeiterin vom Jugendamt war dabei. Zweimal im Jahr gab es Fortbildungsmaßnahmen, ein Referent informierte über Rechte und Pflichten oder über ein aktuelles Thema." Die Situation habe sich aber grundlegend geändert. Winterhagen: "Diese Unterstützung wurde gestrichen." Sparen heiße die Devise wohl auch bei der Kinderbetreuung. "Die Vollzeitstelle im Jugendamt wurde durch zwei Halbtagsstellen ersetzt. Zum Jugendamt kamen auch noch die Bereiche Sport und Bildung. Es gibt heute keinen richtigen Ansprechpartner mehr", beklagt sie.

Dabei ist die Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien eigentlich eine vergleichsweise günstige Sache. 20 Euro pro Kind und Tag lautet der Satz, 120 Euro würde eine Unterbringung in einem Heim kosten. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es immer schwieriger, neue Pflegefamilien zu finden. Dann wird es für die Stadt richtig teuer, denn immer mehr Kinder müssen in Obhut genommen werden", meint die langjährige Pflegemutter. Das liege daran, dass heute schneller reagiert werde, wenn das Wohl eines Kindes in Gefahr sei. Die Empfindlichkeit sei größer geworden. "Unterstützungsmöglichkeiten erfahren die Pflegeeltern durch Frau Winterhagen oder durch Zufall - aber nicht durch das Jugendamt", sagt Doris Blicke, die 24 Jahre als Pflegemutter tätig war.

Winterhagen nennt ein Beispiel: "Bei sogenannten Hilfeplangesprächen wird ein Protokoll erstellt. Dafür gibt es ein 14-tägiges Einspruchsrecht. Was hilft dieses Recht, wenn die Protokolle zu spät verschickt werden?" Sie spreche für diejenigen Pflegeeltern, die sich nicht trauen würden, mit ihren Problemen an die Öffentlichkeit zu gehen. "Ich bin nicht mehr aktiv im Dienst, deshalb kann ich das so sagen: Es läuft nicht rund. Wir haben das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, die Unterstützung fehlt - die Zusammenarbeit war früher besser", betont Winterhagen. "Diese Arbeit macht man aus Überzeugung und nicht, um damit reich zu werden."

(RP)
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