Wermelskirchen Picking-Virtuose an der akustischen Gitarre

Wermelskirchen · Wenn für viele Musikfreunde Reinhard Mey der Großmeister des Liedermachertums mit Akustikgitarren ist, dann ist Werner Lämmerhirt vielleicht so etwas wie sein frecher, kleiner Bruder, der vor allem mit echtem Können und Virtuosität am Instrument überzeugt - schließlich ist Lämmerhirt mit 67 Jahren fast so alt wie der mittlerweile schon 73-jährige Mey ist. Dass an dieser etwas steilen These durchaus Einiges dran ist, konnten die rund 70 Zuhörer am Freitagabend im kleinen Saal der Kattwinkelschen Fabrik beim Konzert des gebürtigen Berliners durchaus nachvollziehen.

Denn wo Mey seine immer recht simplen Wahrheiten in hingehauchte oder dahergeflüsterte Bombasttexte packt und dazu eher gefällig die Gitarre zupft, ist Lämmerhirt ein Mann der wenigen Worte, die er, von virtuos-rasantem Folk-Blues-Picking begleitet, mit rauer Stimme vorträgt. Nicht umsonst gilt Lämmerhirt als Wegbereiter des Picking in Deutschland. "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader kennt jeder. Dass die darauf verwendete Art des Gitarrenspiels hierzulande ihren besonderen Stellenwert hat, ist Musikern wie Lämmerhirt zu verdanken, der vor allem in den 70er Jahren mit Wader im Studio und auf Tournee zusammenspielte.

Gut, Lämmerwirt redet auch gerne. Aber eher zwischen seinen Liedern, in den äußerst kurzweiligen Ansagen. Dann schnoddert er herrlich trocken ins Publikum, das sich davon, in Form von Applaus, hörbar angetan zeigt. Und das liegt bestimmt nicht nur an Lämmerwirts Eingangsworten: "Es gibt ja so Spielstätten, an die man sich gerne erinnert. Da kehrt man gerne zurück - nicht nur wegen des Parkplatzes vor dem Haus ..." Lämmerhirt war im eigenen Wohnmobil angereist. Dennoch: Was für eine knarzig-liebevolle Huldigung an die Katt!

Nein, es sind Momente wie die Ansage zum "Experiment vor der Pause", dem Instrumental "Lass uns tanzen", einem Menuett-ähnlichem Stück mit klassischen Strukturen in einer ungewöhnlichen Saitenstimmung: "Ich weiß jetzt nicht, ob das klappt. Ich habe es heute Nachmittag ausprobiert, da klang es ganz gut. Aber ich sage euch was, wenn das jetzt nicht klappt, dann geh ich einfach von der Bühne, und wir machen Pause", sagt Lämmerhirt. Und legt ein Stück hin, das seinen Applaus mehr als verdient hat. Schwer nur zu glauben, dass dieser Mann kaum Noten lesen können mag, wie er selbst sagt.

Aber auch bluesige Songs wie "Ein jeder kriegt die Hektik, die er will" oder "Lass mich nicht stehn" funktionieren im intimen Rahmen prächtig und waren ohnehin in der Überzahl. Doch, das hat richtig großen Spaß gemacht, diesem Picking-Virtuosen an der akustischen Gitarre bei der Arbeit zuzusehen.

(wow)
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