Wermelskirchen Plädoyer für Rücksichtnahme auf den Straßen

Wermelskirchen · Anwohner klagen über Lärm durch Motorradfahrer - die wiederum fühlen sich unter Generalverdacht gestellt. Wie geht es tatsächlich auf den Straßen zu? Die BM hat sich auf eine Testfahrt begeben.

Viele Anwohner in Wermelskirchen beschweren sich über den durch Motorradfahrer verursachten Lärm. Auf der anderen Seite fühlen sich die Kradfahrer angegriffen und unter "Generalverdacht" gestellt. Wie sieht es denn nun wirklich auf den Straßen in rund um Wermelskirchen aus? Die BM hat sich am Sonntag auf eine Testfahrt begeben.

Das Wetter verspricht einen wunderbaren Motorradtag. Trocken, nicht zu kalt und nicht zu warm - einfach ideal. Los geht es von der Stadtmitte über die B 51 in Richtung Hilgen. Hier gilt Tempo 50. Ich lege den fünften Gang ein und lasse mit knapp 60 km/h rollen. Für einige Autofahrer ist das zu langsam: Sie überholen und sind dabei geschätzt mit knapp 80 km/h unterwegs.

Nach einer Kaffeepause und einem Rundgang beim Oldtimer-Treff am Hilgener Bahnhof geht die Fahrt weiter über die beliebte Kreisstraße 18 (Hilgener Straße) nach Dabringhausen. Bis auf einen Motorradfahrer, der "sehr sportlich" unterwegs ist, in einer Kurve überholt und dabei fast in den Gegenverkehr rast, ist es ruhig.

Durch die Baumaßnahmen an der Landstraße 101 von Dabringhausen Richtung Altenberg ergibt sich für Motorradfahrer zurzeit eine ganz neue Strecke: Die U 6 - eine Umleitungsstrecke über Coenenmühle, Ketzberg bis nach Grunewald. Seit vielen Jahren ist dieser Abschnitt eigentlich für Motorradfahrer gesperrt - aktuell wurde er als Umfahrung freigegeben. Eine Frau winkt plötzlich vom Straßenrand. Es ist kein freundlicher Gruß, sondern die Warnung vor einer Schafherde, die die Straße überquert. Gut, dass ich vorsichtig und mit angemessener Geschwindigkeit unterwegs bin, sonst hätte es an dieser Stelle gefährlich werden können.

Es folgt eine kleine Rundfahrt zur Bever, über Schwenke nach Wipperfürth und wieder zurück in Richtung Dabringhausen. Auch hier bewährt sich die Vorsicht, da die Polizei die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer kontrolliert. An der Kreuzung Opladener Straße/L 101 nutze ich eine Pause für eine spontane Verkehrszählung. Innerhalb von knapp 15 Minuten kommen 53 Motorradfahrer auf die Strichliste. Alle sind mit angemessener Geschwindigkeit unterwegs. Wahrscheinlich ist es allein schon die Menge der Motorräder, die sich bei den Anwohnern störend bemerkbar macht. Anfahren, Gas geben und Hochschalten geht nun mal nicht geräuschlos. Der Blick auf die Kennzeichen macht deutlich, wie beliebt das Bergische Land für Motorradfahrer ist: Man sieht Fahrer aus Siegburg, Düsseldorf, Mettmann, Köln oder Leverkusen.

Anschließend lege ich noch einen Schlenker über Schloss Burg ein. Am frühen Nachmittag wird es spürbar voller auf den Straßen - also ab nach Hause. Durch das Eschbachtal, dann rechts ab auf die Remscheider Straße in Richtung Wermelskirchen. Hier kommt es zu einem besonderen Erlebnis: Ein Mountainbikefahrer überholt bergab ein Auto und fährt dabei voll auf die Gegenfahrbahn. Der Fahrer hat Glück, dass es zu keinem Frontalzusammenstoß kommt.

Die Rundfahrt am Sonntagmorgen hat bewiesen, dass sich eine ruhige und vorsichtige Fahrweise auszahlt - sowohl bei Motorradfahrern, als auch bei Auto- oder auch Radfahrfern. Egal ob plötzliche Hindernisse, Polizeikontrollen oder merkwürdiges Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer: Man muss nicht immer der "Tagesschnellste" sein. Zum Rasen ist das Bergische Land viel zu schön - die Fahrt ruhig zu genießen, ist doch viel besser.

(wsb)
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