Wermelskirchen Polizei fordert Motorradfahren "mit Hirn"

Wermelskirchen · In der Anfangsphase der Motorrad-Saison bittet die Polizei um eine besonders vorsichtige Fahrweise. Neben Kontrollen setzen die Beamten vor allem auf den Dialog mit den Kradfahrern. Das Unfallrisiko bleibt unverändert hoch.

 Das Bergische Land (hier ein Foto aus Altenberg) ist besonders beliebt bei Motorradfahrern. Überholvorgänge auf Landstraßen können dabei sehr gefährlich sein, warnt Polizeipressesprecherin Monika Treutler.

Das Bergische Land (hier ein Foto aus Altenberg) ist besonders beliebt bei Motorradfahrern. Überholvorgänge auf Landstraßen können dabei sehr gefährlich sein, warnt Polizeipressesprecherin Monika Treutler.

Foto: Schütz (Archiv)

Wenn die Sonne endlich wieder scheint, kehren auch die Motorräder auf die Straßen zurück. Am ersten sonnigen Frühlingswochenende gab es glücklicherweise noch keine Unfälle - die Unfallgefahr bleibt aber hoch, warnt die Kreispolizei. 2014 verunglückten kreisweit 107 Motorradfahrer, 17 mehr als im Vorjahr. Deshalb wird die Polizei nun wieder aktiv. "Wir werden verstärkt Geschwindigkeiten kontrollieren und auch weiter auf die Prävention von Unfällen setzen", sagt Gert Bellmann, Leiter der Führungsstelle Verkehr der Kreispolizei.

Unabhängig von den Maßnahmen der Polizei können auch Motorradfahrer viel für ihre eigene Sicherheit machen. "Es ist ein Trugschluss, dass man Motorradfahren nicht verlernt. Man muss sich Jahr für Jahr wieder herantasten. Wir sprechen da von ,Fahren mit Hirn'", sagt Bellmann. Dabei helfe auch ein Fahrsicherheitstraining, das Bellmann im Abstand von höchstens zwei Jahren empfiehlt. "Bei der Polizei machen wir das sogar jedes Jahr. Da lernt man sein Motorrad erst mal wieder so richtig kennen", erzählt Bellmann. Besonders wichtig sei es, das richtige Bremsen zu lernen. "Unfallursache Nummer Eins ist neben der Geschwindigkeit tatsächlich das falsche Bremsen in Kurven", berichtet der Experte.

Auch Autofahrer müssen sich wieder neu an die schnellen und leicht zu übersehenden Zweiräder gewöhnen. Bellmann appelliert an die Autofahrer, an Kreuzungen wirklich stehenzubleiben und genau hinzusehen. Für eine bessere Sichtbarkeit können die Motorradfahrer selbst sorgen. "Die Motorradkleidung sollte im besten Fall Signalfarben haben", sagt Bellmann. Über Fahrer, die komplett in schwarz unterwegs sind, kann er nur den Kopf schütteln: "Da können die sich im Licht und Schatten auf den Landstraßen auch direkt eine Tarnkappe aufziehen", meint Bellmann.

Motorradfahrer sollten zudem immer mit einem Fehler der Autofahrer rechnen und sich frühzeitig darauf einstellen. "Wenn es zu einem Unfall kommt, hat der Motorradfahrer die schlechteren Karten", sagt Bellmann. Um dies zu verhindern wird die Polizei verstärkt die Geschwindigkeit kontrollieren. Es werden Lasergeräte eingesetzt, die schon auf große Entfernungen messen können. Dabei gehe es nicht um Abzocke, sondern um Prävention. "Viele fahren angemessener, weil sie nicht wissen, wann und wo geblitzt wird", erklärt Bellmann. Außerdem kommt das zwei Jahre alte Provida-Motorrad zum Einsatz. Dieses ist in zivil unterwegs und mit einer Video-Anlage ausgestattet, um Raser zu überführen. Zur Prävention setzt die Polizei weiter auf die Aktion "Kaffee statt Knöllchen". Dabei suchen die Beamten den Dialog mit den Kradfahrern und weisen auf Gefahren hin. "Der Erfolg gibt uns Recht: Seit Beginn 2008 ist der Anteil der verunglückten ortskundigen Motorradfahrer von 45 auf 35 Prozent zurückgegangen", berichtet Bellmann. Ein Großteil der verunglückten Fahrer komme demnach aus den größeren Städten im Rheinland.

Die Unfallzahlen im Zehn-Jahres-Vergleich stagnieren - das sei aber eine positive Nachricht. "Zeitgleich ist der Motorradbestand nämlich um 22 Prozent gestiegen. Trotzdem gab es nicht mehr Unfälle", erklärt Bellmann. 2014 sei zudem das beste Verkaufsjahr für Motorräder seit langem gewesen.

Am 1. April geht die Motorradzeit erst wieder so richtig los. Denn viele Motorräder haben Saisonkennzeichen, die dann beginnen. "Wenn das erste Wochenende im April schön wird, befürchte ich Schlimmes. Ich kann nur hoffen, dass dann viele Fahrer ,mit Hirn' unterwegs sind", sagt Bellmann.

(kron)
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