Wermelskirchen Polizei will Kinderräder kontrollieren

Wermelskirchen · Jungen und Mädchen auf Fahrrädern zählen zu den schwächsten Gliedern im Straßenverkehr. Umso schlimmer, dass die Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis obendrein immer wieder technische Mängel an den Rädern feststellt.

 Hauptkommissar Uwe Ortmann mit Sechstklässlern des Gymnasiums an der Taubengasse. Die Tour in kleinen Gruppen gehört mit zum Training.

Hauptkommissar Uwe Ortmann mit Sechstklässlern des Gymnasiums an der Taubengasse. Die Tour in kleinen Gruppen gehört mit zum Training.

Foto: Melanie Aprin

Wenn es nach Hauptkommissar Uwe Ortmann ginge, würde er gerne jedem Kind auf einem Fahrrad bescheinigen, dass es im Straßenverkehr sicher unterwegs ist. Die Realität sieht jedoch anders aus: Kontrollen an Schulen im Rheinisch-Bergischen Kreis haben laut Richard Barz, Sprecher der Kreispolizeibehörde, "große Defizite vor allem im technischen Bereich offenbart".

Wermelskirchen: Polizei will Kinderräder kontrollieren
Foto: polizei

Was das heißen kann, erläutert sein Kollege Ortmann, der kreisweit seit zehn Jahren hauptamtlich für die Verkehrserziehung zuständig ist, am Beispiel von Bergisch Gladbach. Dort habe die letzte Kontrolle ergeben, dass nur die Hälfte aller Räder an Schulen verkehrssicher war. "Die Mängel waren überwiegend fehlende Reflektoren und fehlende oder defekte Beleuchtungen." Man habe aber auch "schwerwiegendere Mängel wie lockere Lenkkopflager und defekte Bremsen" festgestellt. Mehreren Jugendlichen sei daraufhin die Weiterfahrt untersagt worden. Die Eltern hätten eine Rückmeldung erhalten.

Kontrollen dieser Art stehen nun auch in Wermelskirchen an. Dass es sie bisher nicht gegeben hat, begründet Ortmann mit einer positiven Statistik: "Die Polizei führt unangekündigte Kontrollen überwiegend dort durch, wo die Unfallzahlen im Bereich Radfahrer auffällig sind." Wermelskirchen sei bisher gut weggekommen, erklärt der Verkehrserzieher, gibt aber nicht preis, wann genau er erstmals auch hier vor Ort Räder an Schulen inspizieren wird. Die Aktion erfolge aber abgestimmt und in Kooperation mit den Schul-Mobilitätsbeauftragten.

Angesichts der bevorstehenden Kontrollen trifft es sich für diejenigen Kinder, die mit dem Drahtesel zur Schule kommen, gut, dass Ortmann in Wermelskirchen gerade wieder dabei ist, im Rahmen der Radfahrausbildung auch die Verkehrssicherheit der Fahrräder zu überprüfen. Nicht immer kehrt er zufrieden von seinen Einsätzen zurück. Denn auch bei den Trainings, die in den vierten und sechsten Klassen durchgeführt werden, komme es vor, "dass defekte Bremsen zum Ausschluss führen".

Häufiger sei die unzureichende Motorik von Kindern der Grund, warum er eine Teilnahme am Training auf der Straße untersagt. Allerdings würden die betroffenen Schüler "bei den motorischen Übungen auf dem Pausenhof vielfach selber erkennen, dass sie mit dem Rad überfordert sind". Was dazu führe, dass "die Schüler oftmals dankbar sind, nicht mitfahren zu müssen".

Ob nun technische Mängel oder Unsicherheit am Lenker - alles, was bedingt, dass Ortmann ein Kind von der praktischen Radfahrausbildung ausschließen muss, erzeugt aus Sicht des Verkehrserziehers Handlungsbedarf für die Eltern. "Sie sind diejenigen, die regelmäßig den verkehrssicheren Zustand des Fahrrades ihres Kindes kontrollieren müssen." Das verdeutliche er auch auf den Elternabenden, die in Vorbereitung auf die Radfahrausbildung stattfinden. An solchen Abenden gehe es dann auch um das Thema "Fahrradhelm" und das Linksabbiegen, das für Radfahrer zu den gefährlichsten Momenten im Straßenverkehr zählt. Polizei und Schulen würden die Eltern hierbei bloß unterstützen. Wie dringend diese Unterstützung notwendig ist, zeigt sich nicht nur an den immer wieder festgestellten technischen Mängeln.

Gerade auch der Umstand, dass es stetig mehr Kinder gibt, die selbst als Sechstklässler Probleme mit dem Radfahren haben, signalisiert, dass es viel zu verbessern gibt. So sieht es zumindest Tillmann Heide (40), der Uwe Ortmann bei einem Radtraining am Gymnasium als Elternteil unterstützte. Heide ist sich sicher, "dass es in meiner Jugend noch nicht so viele unsichere Kinder auf Fahrrädern gab". Eine Überraschung ist das für den Vater eines Sechstklässlers nicht mehr. "Ich habe noch eine Tochter, wegen der ich vor fünf Jahren das erste Mal als Helfer bei einem Radtraining dabei war." Auch damals habe er schon beobachtet, "dass man bei zehn- oder elfjährigen Kindern heutzutage nicht mehr voraussetzen kann, dass sie ihr Fahrrad beherrschen."

(RP)
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