Wermelskirchen Prävention verringert Jugendgewalt

Wermelskirchen · Die Polizei registrierte 2016 kreisweit weniger Straftaten als im Vorjahr. Für die drei Täter, die in der vergangenen Woche einen 18-Jährigen überfallen und bestohlen hatten, wird die Anklageliste durch zwei weitere Vergehen nochmals größer.

In dem Verbrechen aus der vergangenen Woche, bei dem drei junge Männer am Schwanen einen 18-Jährigen überfallen und zwei Tage später auch noch in Venlo drei Straftaten, unter anderem ein Raubdelikt, begangen hatten, hat die Polizei neue Erkenntnisse. Inzwischen konnte der Geschädigte aus Wermelskirchen vernommen werden - er bestätigte die Tat. "Die Sachlage ist bestätigt", sagt auch Polizeisprecher Richard Barz.

Zusätzlich hat sich herausgestellt, dass auf die drei Täter noch weitere Verbrechen zurückzuführen sind. So zerschlugen sie am 1. April eine Heckscheibe eines Pkw in Remscheid, einen Tag später warf das Trio die Scheibe eines Wohnhauses ein. Ein Verfahren zu allen Straftaten in Deutschland soll noch folgen, wird sich aber erst einmal verzögern, da die Täter sich wegen der Taten in Venlo auch in Holland vor Gericht verantworten müssen.

"Wir haben unseren Part erledigt, jetzt ist es an der Generalstaatsanwaltschaft zu klären, welches Verbrechen Priorität hat", erklärt Polizeisprecher Barz. Wahrscheinlich ist, dass sich die drei Männer zunächst in den Niederlanden vor Gericht verantworten müssen, bevor es ein Verfahren in Wermelskirchen geben wird. Denn: Die zuständige niederländische Staatsanwaltschaft stellte bereits in der vergangenen Woche ein Auslieferungsgesuch. Anders als in Deutschland gilt ein Raubdelikt nach niederländischem Recht als Kapitalverbrechen. Damit droht dem Trio bereits ohne die Anklage in Deutschland großer Ärger. Dennoch sollen die Straftaten weiterhin gesondert behandelt werden.

Trotz des Vorfalls macht sich der Polizeisprecher um ein erhöhtes Aufkommen von jugendlicher Kriminalität in und um Wermelskirchen keine Sorgen. Im Gegenteil: "Die Zahlen jugendlichen Täter sind sogar leicht rückläufig", sagt Barz. So gab es 2015 kreisweit insgesamt 558 Straftaten mit Beteiligung junger Erwachsener, 2016 waren es "nur" noch 551. "Der Gedanke, die Jugendkriminalität wegen des aktuellen Falls würde steigen, bestätigt sich also nicht", stellt Barz klar. "Nur bei den Delikten, die von Kindern begangen worden sind, gab es einen minimalen Anstieg." So registrierte die Polizei 2016 (134) lediglich eine Straftat mehr als 2015 (133).

Dass die Zahlen seit Jahren zurückgehen, liegt vor allem daran, dass Jugendgewalt schon seit einem langen Zeitraum aktiv bekämpft wird. "Seit rund zehn Jahren beschäftigen sich die Kommunen mit dem Thema", sagt Katja Töbelmann, im Jugendamt zuständig für den Bereich Jugendgerichtshilfe. Es gebe extra Abteilungen, die sich mit Präventionsmaßnahmen an Schulen beschäftigen. Prävention sei in diesem Bereich das Allerwichtigste. Kommunen bieten beispielsweise auch verschiedene Trainingskurse und Sozialcamps an, um Gewaltdelikte schon an der Wurzel zu bekämpfen. "Das fängt bei den Schulen an. Dort gibt es viele Teambuilding-Einheiten. Die Kinder lernen das von klein auf", sagt sie.

Mit Erfolg: "In Wermelskirchen ist Jugendgewalt kaum ein Thema", betont Katja Töbelmann. Es gäbe natürlich mal Fälle, wo beispielsweise Jugendliche durch zu viel Alkohol übermütig werden würden. "Aber wirkliche Kriminalität ist ein Ausnahmefall", betont die städtische Mitarbeiterin.

(se)
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