Wermelskirchen Produktionslärm nervt die Anwohner

Wermelskirchen · Seit Tente Rollen im vorigen Sommer Maschinen verlagert hat, wird's für einige Kolfhausener unerträglich. Lärmmessungen hat es bereits gegeben. Aus Sicht der Betroffenen hat sich die Situation seither nicht gebessert.

 Doris Ramroth-Liesendahl blickt aus ihrem Schlafzimmer - direkt unter dem Fenster in Kolfhausen werden Großcontainer abgeladen und beladen. Beim Kauf der Wohnung stand diese Halle noch nicht.

Doris Ramroth-Liesendahl blickt aus ihrem Schlafzimmer - direkt unter dem Fenster in Kolfhausen werden Großcontainer abgeladen und beladen. Beim Kauf der Wohnung stand diese Halle noch nicht.

Foto: Nico Hertgen

Durchgeschlafen hat Doris Ramroth-Liesendahl schon lange nicht mehr in ihrer Eigentumswohnung. Ein ewiges Brummen und dann immer wieder mal laute Produktionsgeräusche. Die Erzieherin, die für ihren verantwortungsvollen Job eigentlich nach Feierabend Ruhe braucht, ist deshalb oft nervös. Angela Liesendahl, die im Nachbarhaus erst seit einem Jahr als Mieterin wohnt, hat angesichts der Lärmsituation die Konsequenz gezogen: Sie zieht zum 1. Oktober wieder aus. Stein des Anstoßes nicht nur für die Frauen, sondern auch für andere Bewohner der Häuser Kolfhausen 25 und 27: die Drei-Schicht-Produktion der Firma Tente Rollen.

Als Angela Liesendahl im Mai 2013 einzog, war's ruhig. Doch etwa im August 2013 wurde es laut. Die Betroffenen sprechen davon, dass wohl Maschinen in die Hallen nahe der Wohnbebauung versetzt wurden. Und: Was früher Parkplatz war, ist heute Hochregallager und Produktionsstätte mit Stanzen und Pressen. Gerd Herbertz, der seit 42 Jahren dort lebt, sagt: "Von den Stanzen werden die Teile über ein Fließband in den Container transportiert. Und das poltert richtig." Von der Granulatanlieferung ganz zu schweigen: Die Fahrer hauen mit Knüppeln gegen die Wand, um das Granulat zu lösen.

 Granulat wird angeliefert für die Rollenproduktion.

Granulat wird angeliefert für die Rollenproduktion.

Foto: Herbertz

Die Betroffenen, die unlängst im Lärmforum der Stadt Wermelskirchen ihr Leid klagten, aber in diesem Gremium auf wenig Gehör stießen, haben ihren Druck erhöht. Anwälte wurden eingeschaltet; Doris Ramroth-Liesendahl kündigte im BM-Gespräche eine Sachaufsichtsbeschwerde bei der Bezirksregierung gegen den Kreis an. Es hat schon eine Gesprächsrunde auch mit Tente Rollen-Verantwortlichen gegeben; inzwischen wurde ein Service-Telefon eingerichtet. Dort können Betroffene nachts anrufen. Laut Angela Liesendahl hilft das nichts. "Die müssen ja ihre Stückzahlen erreichen. Was sollen denn die Mitarbeiter machen?"

Doris Ramroth-Liesendahl kann und will so nicht weiterleben. Bei einer Zählung von 6 bis 12 Uhr fuhren 15 große Lkw und zwölf mit Hänger unter ihrem Fenster vorbei; bei der Entladetätigkeit ist oft lautes Quietschen zu vernehmen, sommers wie winters laufen die Motoren für Heizung oder Klimaanlage. Sie hat die Wohnung 1992 gekauft, aber so schlimm sei es noch nie gewesen.

Das bestätigt Gerd Herbertz. "Besonders nachts, wenn es ruhiger ist, ist eine einzelne Lärmquelle schlimmer als eine Dauerlärmquelle."

Inzwischen hat der Rheinisch-Bergische Kreis eine Lärmmessung angeordnet; im November 2013 wurde laut Sprecher Alexander Schiele festgestellt, dass die Werte nicht eingehalten wurden. Den Anwohnern fiel auf, dass gerade an diesem Tag alle Lkw "Schritttempo fuhren" - das war doch eine angemeldete Messung, von Tente beauftragt, schimpfen sie.

Gemeinsam mit Tente sei nach dieser Messung ein Maßnahmenkatalog abgesprochen worden. "Das Unternehmen zeigte sich sehr kooperativ", berichtete Schiele. In Schallschutzfenster und gedämpfte Druckluftpressen wurde zum Beispiel investiert. Den Anliegern, denen die Auflage-Liste vorliegt, sprechen von rund 153 000 Euro. "Doch die Fenster sind auf, und die Pressen hören wir auch nachts", sagt Doris Ramroth-Liesendahl.

Inzwischen hat in diesem Juni eine weitere Messung stattgefunden - quasi die Kontrollmessung, ob die Maßnahmen gegriffen haben. Dem Kreis liegen die Ergebnisse noch nicht vor, wohl aber Tente Rollen.

Der Lärm, den die Anwohner von Tente Rollen verursacht sehen, belastet. "Ich bin Frührentner. Der Lärm geht mir auf die Psyche. Bei einem normalen Umfeld könnte ich besser leben", sagt Gerd Herbertz.

Wie lange es Doris Ramroth-Liesendahl aushält, weiß sie nicht. "Wenn mir Tente Rollen ein Angebot zum Kauf der Wohnung macht, mit dem ich mir eine neue in einem ruhigeren Wohngebiet kaufen kann, werde ich nicht nein sagen."

(RP)
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