Wermelskirchen Protestaktion gegen Krankenhausreform

Wermelskirchen · Das Krankenhaus Wermelskirchen sieht in der geplanten Reform die Gefahr, den guten Qualitätsstandard nicht mehr halten zu können, zudem droht ein Personalabbau. Nächsten Mittwoch gibt es einen Protest der Kliniken - bundesweit.

Wermelskirchen: Protestaktion gegen Krankenhausreform
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Eigentlich könnte Christian Madsen rundum zufrieden sein. Das Krankenhaus Wermelskirchen hat in den vergangenen Jahren eine äußerst positive Entwicklung genommen, die Patientenzahlen sind stetig gestiegen, bei Patientenumfragen ist die Weiterempfehlungsquote hoch. Zudem bescheinigen Zertifikate überdurchschnittlich gute Arbeit in den einzelnen Abteilungen.

Doch der Krankenhaus-Geschäftsführer hat schlechte Laune. Grund ist die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung. "Es ist ein Gesetz gegen Patienten, Mitarbeiter und Krankenhäuser", meint Madsen. Die Reform sehe Einsparungen vor, "die wir nicht mehr für tragbar halten. Das ist eine Sauerei. Wenn die Reform wie geplant umgesetzt wird, können wir unseren Qualitätsstandard nicht mehr halten", befürchtet Madsen.

Den Knackpunkt in der Reform sieht er in dem sogenannten Mehrleistungsabschlag für die Kliniken. Das ist eine Abschlagszahlung für Leistungen, die Krankenhäuser im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr zusätzlich vereinbaren (Mehrleistungen). "Wir haben gehofft, dass wir den Lohn der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren jetzt ernten können und unsere Leistungen voll vergütet werden", sagt Madsen.

Doch das Gegenteil sei nun geplant: "Das Gesetz sieht eine Verlängerung und Verschärfung des Mehrleistungsabschlags vor." 2014 musste das Krankenhaus Wermelskirchen rund 390 000 Euro des Gewinns abführen, die für Investitionen in Baumaßnahmen oder in die Entwicklung der medizinischen Technik hätten verwendet werden können. Für 2015 und 2016 rechnet Madsen mit einem Abschlag von jeweils 470 000 Euro. "Es bleibt keine Luft, um vernünftig investieren zu können. Es drohen Einschnitte", betont der Geschäftsführer.

Das Krankenhaus locke durch seine gute Arbeit immer mehr Patienten nach Wermelskirchen. Im vergangenen Jahr wurden fast 10 000 Patienten stationär behandelt, vor ein paar Jahren waren es noch knapp 6000. Die Auslastung liegt bei etwa 80 Prozent. Die Verweildauer der Patienten ist in den vergangenen 15 Jahren von durchschnittlich zehn Tagen auf etwa die Hälfte geschrumpft - "dies bedeutet eine erhebliche Arbeitsverdichtung", betont Axel Wieland, Vorsitzender des Betriebsrats. Etwa 400 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit kümmern sich um die Patienten.

Und nun werde das Krankenhaus für seine gute Arbeit finanziell bestraft, da es für diese Mehrleistungen jahrelang zur Kasse gebeten werden soll. Das wollen Madsen und der Betriebsrat nicht hinnehmen. Am nächsten Mittwoch, 24. Juni, beteiligt sich das Krankenhaus an einer Protestaktion der Gewerkschaft Verdi, um gegen die geplante Reform zu demonstrieren. Laut einer Verdi-Umfrage fehlen den Kliniken in Deutschland 162 000 Beschäftigte - in Wermelskirchen seien es 66 Stellen zu wenig. Bei der Protestaktion halten Beschäftigte vor etwa 2000 Kliniken in ganz Deutschland Schilder mit den Zahlen von Eins bis 162 000 hoch und dokumentieren damit öffentlich diesen Fehlbedarf. Außerdem hat das Krankenhaus Wermelskirchen mit anderen Kliniken im Bergischen einen offenen Brief an die jeweiligen Bundestagsabgeordneten geschickt - mit der Aufforderung, dieses geplante Gesetz zu stoppen. Christian Madsen hofft, dass durch den öffentlichen Druck auf die Politik noch ein Umdenken erreicht werden kann.

Beim Kampf gegen die Reform demonstrieren die Geschäftsführung und der Betriebsrat des Krankenhauses sowie Verdi Geschlossenheit. Dies ist nicht alltäglich. "Es betrifft uns aber alle", stellt Madsen klar. Und Axel Wieland betont: "Wir haben alle ein gemeinsames Interesse: den Erhalt des Krankenhauses und der Arbeitsplätze."

(RP)
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