Wermelskirchen Rainer Bleek - der Naturbursche

Wermelskirchen · Der 60-Jährige, der am 13. September für die SPD zur Bürgermeisterwahl antritt, beschreibt sich als emotional, motiviert, entscheidungsfreudig und humorvoll. Beim Fußball hört der Spaß für den Wermelskirchener allerdings auf. Ein Hausbesuch.

 Rainer Bleek an seinem Lieblingsplatz, einer kleinen Terrasse in der hinteren Ecke des Gartens.

Rainer Bleek an seinem Lieblingsplatz, einer kleinen Terrasse in der hinteren Ecke des Gartens.

Foto: Moll

Rainer Bleek ist damit beschäftigt, glücklich zu sein. Der 60-Jährige sitzt mit einem Kaffee an seinem Lieblingsplatz in der hinteren Ecke des Gartens, auf einer kleinen Terrasse neben dem Rhododendron, und kommt ins Plaudern: "Ich bin ein Naturbursche, bin unheimlich gerne im Garten oder im Wald hinter dem Haus", sagt der Mann, der am 13. September für die SPD ins Rennen ums Rathaus geht. Eilig hat er es noch nicht, die Ellenbogen sind eingefahren, obwohl die heiße Phase des Wahlkampfs längst begonnen hat. Der "Naturbursche" ist entspannt, war vorhin mit Maja, der alten Dame, einem neunjährigen Hovawart-Retriever-Mischling, im Grünen.

Die große Familie ist seine Basis, sagt Bleek, der vier erwachsene Kinder und zwei Enkel hat. Neben der gemütlichen Terrasse auf der Wiese steht ein verwittertes, hölzernes Fußballtor, ein Lederball liegt darin. "Ab und zu kicke ich mit meinem Enkel Daniel, der in der F-Jugend des SSV Dhünn spielt. Meistens ist er nur mit einer Blutgrätsche zu stoppen", sagt Bleek und lächelt verschmitzt. Der gebürtige Remscheider, der seit 1956 in Wermelskirchen lebt, lacht viel, wenn er von sich erzählt. Bürgermeister wollte er als Kind nie werden: "Von Jobs als Pilot oder Zoologe - so wie TV-Tierschützer Bernhard Grzimek - habe ich als Kind geträumt", sagt Bleek, der in der Ortschaft Vorderhufe aufwuchs und dort auf den Bauernhöfen "Kühe einsammelte und Runkeln zog". Wen verwundert also die Liebe zur Natur.

Die Liebe zu Fußball-Bundesligist 1. FC Köln und dem Rhein-Energie-Stadion überrascht da schon eher - geht's dort ja eher weniger beschaulich zu. "Ich habe eine Dauerkarte, bin bei Heimspielen regelmäßig dabei", sagt Bleek: "Wenn die Jungs auf dem Platz herumgurken, kann ich auch schon mal lauter werden." Der Dellmann, der seit 1976 Mitglied der SPD ist, seit 1989 dem Kreistag angehört und seit 2004 zum Stadtrat zählt, beschreibt sich als emotional, motiviert, humorvoll und entscheidungsfreudig.

Der Fachbereichsleiter der IHK classic und Diplom-Sozialwissenschaftler, der seine Abschlussarbeit an der Uni Wuppertal über "Organisation und Methodik kommunaler Entwicklungspläne am Beispiel der bergischen Großstädte" schrieb (gewann den kommunalwissenschaftlichen Förderpreis des Deutschen Instituts für Urbanistik), traut sich zu, den "Konzern" Stadt zu führen. Wichtigste Themen seien die Verbesserung der Lebensmittelversorgung in der Innenstadt in Kombination mit dem Umbau des Loches-Platzes und der Erhalt sozialer Leistungsmaßnahmen beim Blick auf den demografischen Wandel. Außerdem möchte Bleek ein Konzept erstellen, um die Sportstätten zukunftssicher zu machen.

Seine Lebensplanung war bisher eigentlich eine andere. "Mit 65 wäre ich in Rente gegangen, hätte mich viel ehrenamtlich eingebracht. Meine Freundin Alexandra wollte zudem aus Wipperfürth zu mir ziehen. Das schaffen wir derzeit aber nicht."

Eigentlich war auch Urlaub in der Türkei geplant - der fällt flach. Bleek muss sich auf den Wahlkampf konzentrieren, besucht Unternehmen und Vereine, führt viele Gespräche. "Vielleicht machen wir noch einen Kurztrip nach Holland, Frankreich oder Polen - mehr ist nicht drin."

Zur Ruhe kommt der Wermelskirchener in der Oberen Friedenstraße, auf seinem lauschig-schattigen Platz im Garten. Wenn das Wetter nicht mitspielt, weicht Bleek auf die grüne Ledercouch im Wohnzimmer aus. Im Regal stapeln sich zahllose Jazz-CDs. An der Wand hängt eine überdimensionale Leinwand, ein Foto von Trompeter Miles Davis. "Hier schalte ich abends gerne ab", sagt Bleek. Sein Albumtipp: "Jazz Samba" von Stan Getz und Charlie Byrd. Er bleibt entspannt, trotz des Wahlkampfes. Auch, wenn er einmal nicht im Grünen ist.

(RP)
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