Wermelskirchen Ratten stören den Wohnfrieden

Wermelskirchen · Im Erdwall der ehemaligen Burger Straße haben sich seit Jahren Ratten eingenistet. Inzwischen sind sie in den Abwasserrohren auf die Grundstücke der Anwohner "Im Winkel" gewandert. Der Abwasserbetrieb sieht keine Mängel. Jetzt gibt es eine neue Sachlage.

 Die Böschung an der Straße "Im Winkel": Im Frühjahr waren die vielen Zugänge zu den Rattennestern zu sehen. - Das Loch in der Zufahrt zum Hof der Familie Bußmann. Dort hatten es sich die Ratten eingerichtet.

Die Böschung an der Straße "Im Winkel": Im Frühjahr waren die vielen Zugänge zu den Rattennestern zu sehen. - Das Loch in der Zufahrt zum Hof der Familie Bußmann. Dort hatten es sich die Ratten eingerichtet.

Foto: DPA, Bußmann, Teifel

Er steht knietief in einem Loch. Es hat einen Durchmesser von etwa 60 Zentimeter. Mitten in der abschüssigen Zufahrt zu seinem Grundstück. "Als wir die Ausfahrt hochfahren wollten, sackte plötzlich das rechte Hinterrad ein. Das war ein Schreck für uns alle", sagt Andreas Bußmann. Er wohnt in der Straße "Im Winkel". Sofort sieht er Spuren von Ratten, ruft einen Schädlingsbekämpfer. Denn es gibt in der Straße ein Rattenproblem: Im gegenüberliegenden Erdwall zur ehemalige Landstraße 157, der alten Burger Straße, haben sich Ratten eingenistet. Seit vielen Jahren ist das bekannt. Im Frühjahr waren viele Löcher und natürlich auch Ratten zu sehen; die dichte Vegetation macht es indes heute schwer, sie zu entdecken.

Wermelskirchen: Ratten stören den Wohnfrieden
Foto: dpa / J. Fieber

Zuletzt hatte die Familie Bußmann die Stadtverwaltung im März auf das Rattenproblem gegenüber ihrem Grundstück aufmerksam gemacht. Die Antwort kam dann doch relativ prompt, half den Bußmanns und ihren Nachbarn aber nicht: Das sei kein städtisches Grundstück, sondern gehöre Straßen.NRW. Man habe das Anliegen weitergeleitet, hieß es. Den Briefwechsel bestätigt Sabrina Kieback, Sprecherin des Straßenbaulastträger Straßen.NRW, hier eben zuständig für die Umgehungsstraße. "Ja, wir haben nach der Information über die Rattenplage sofort einen Schädlingsbekämpfer beauftragt. Der hat Köder ausgelegt. Mehr Handhabe haben wir nicht." Sie zeigte sich im Gespräch mit dieser Zeitung überrascht, dass nach drei Monaten die Ratten zurück seien. "Nach Rücksprache mit unserer Straßenmeisterei kann ich nur sagen, dass wir uns eine neue Strategie überlegen müssen. Wir bleiben an der Sache dran."

Wermelskirchen: Ratten stören den Wohnfrieden
Foto: Teifel Udo

Laut Bußmann hätte der von ihm beauftragte Schädlingsbekämpfer so etwas noch nicht gesehen. "In dem Loch hatten Ratten ein Nest gebaut. Sie müssen von der Straße das Rohr runtergekommen sein." Durch den Regen wurden die Spuren inzwischen weggespült. Wann die Bußmanns das Loch schließen dürfen, ist unklar. Auch wer für die Kosten des Abwasserkanals aufkommt. Für den zuständigen Dezernenten Jürgen Graef ist dies ein "Eigentümerproblem". Und Eigentümer des Erdwalls sei Straßen.NRW. "Aufgabe der Stadt sei es in diesem Fall, ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einzuleiten. Um die Beseitigung muss sich der Landesbetrieb kümmern." Die Stadt werde sich schnellstens mit der Straßenmeisterei in Verbindung setzen.

Unklar ist, wer überhaupt für mögliche Kosten aufkommt. Laut Abwasserbetrieb liegt auf dem Grundstück der Bußmanns kein Mangel vor. Ein unsachgemäß angeschlossener Stutzen aus dem Bereich des Nachbargrundstücks sei inzwischen saniert worden. Der zuständige Mitarbeiter empfiehlt dem betroffenen Ehepaar, "auch die privaten Leitungen inspizieren zu lassen um auszuschließen, dass die Absackungen hierdurch verursacht sein könnten." Kein Wort von Ratten!

Während die Bußmanns und ihre Nachbarin Monika Zimmermann davon ausgehen, dass die Ratten auch weitere Rohre zugesetzt haben, will die Verwaltung davon nichts wissen. "Obwohl ein Schädlingsbekämpfer uns ein Rattennest bestätigt hat und vermutet wird, dass die Tiere von dort aus auch in benachbarte Rohre gegangen sind und die verstopft und beschädigt haben, sollen wir als Betroffene nun auch die Kosten übernehmen." Darüber ist besonders Monika Zimmermann entsetzt. "Wir haben allmählich Angst, dass die Tiere durchs Klo hochkommen." Für sie ist das ganz klar eine städtische Angelegenheit, die die Stadt auch bezahlen müsste.

Nach einer umfassenden Recherche der Bergischen Morgenpost hat sich übrigens die Sachlage komplett verändert. Der Erdwall ist städtischer Grund und Boden. Harald Drescher, Leiter des Tiefbauamtes: "Wir greifen auf genauere Karten zurück als das Ordnungsamt. Die Böschung an der Straße ,Im Winkel' ist die alte Böschung der Landstraße 157, der damaligen Burger Straße. Heute verläuft auf der Böschung ein Fuß-/Radweg. Definitiv ist dies eine städtische Böschung." Damit sei das Rattenproblem in den städtischen Kanälen ein städtisches Problem. Darüber werde er jetzt seine Kollegen im Rathaus informieren. Wie die Stadt, vor allem der Abwasserbetrieb, nun auf die neue Sachlage reagieren wird, bleibt abzuwarten. Der Bürgermonitor wird weiterhin darüber berichten.

(RP)
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